Es war die ganz große Überraschung zu Jahresbeginn: Nein, nicht die Tatsache, dass man den Stand von Volvo auf der Vienna Autoshow vergeblich suchte -mittlerweile weiß man ja, dass Volvo nur noch eine Messe pro Kontinent beschickt (in Europa ist es Genf). Die Überraschung war vielmehr, dass Eva Martinsson, die langjährige Österreich-Chefin der Schweden, in ihre Heimat zurückkehrte. Einerseits lockte sie die Aufgabe, die Leitung eines neuen Projekts zu übernehmen: Sie ist dafür zuständig, wie nach der Einführung des neuen WLTC (World wide harmonized Light duty Test Cycle) im Laufe dieses Jahres die weitaus realistischeren Abgaswerte für die Berechnung der Fahrzeugpreise in den einzelnen Ländern Europas herangezogen werden. Andererseits wollte die Schwedin nach fast zwei Jahrzehnten in Österreich wieder mehr Zeit in ihrer Heimat verbringen.

Volvo soll inÖsterreich weiter wachsen

Martinssons Nachfolger kommt aus einem Land, das man bisher kaum mit Volvo in Verbindung brachte, nämlich aus Frankreich. Für den 50-jährigen Loic Claude ist Österreich schon seit 2005 gut bekannt: In Schwechat befindet sich jenes Büro, von dem aus die Privatimporteure von Volvo in 15 europäischen Staaten geleitet werden. Deren Liste reicht von Island über die baltischen Länder bis zur Ukraine, nach Rumänien, Bulgarien, Albanien und in die Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien. 3.650 Volvo-Neuwagen wurden im vergangenen Jahr in diesen Ländern abgesetzt, eine Steigerung um fast 30 Prozent im Vergleich zu 2015. "In der Ukraine hat sich der Markt nach dem Krieg etwas erholt, auch der neue XC90 hat geholfen", sagt Claude.

Übrigens: Die 3.650 Einheiten in diesen 15 Ländern sind um exakt 11 Autos mehr, als Volvo im Vorjahr in Österreich absetzte. Die Größenordnung beim Absatz bleibt für Claude also gleich, doch statt Reykjavik muss er nun nach Feldkirch, statt Tirana nach Villach reisen. Ab Februar will der neueImporteurschef alle 42 Vertragshändler besuchen.

Acht Wochen lang Präsentation am Rathausplatz

Für Aufmerksamkeit sorgen die Schweden schon seit 24. Jänner: Das Geld, das sie sich für die Beschickung der Vienna Autoshow sparten (und wohl eine gewisse Summe darüber hinaus), investierten sie in den "Design Cube": Dieser steht am Wiener Rathausplatz, direkt vis à vis vom Burgtheater. Acht Wochen lang wird das dreigeschoßige Gebäude für die Präsentation des neuen V90 Cross Country genützt. Volvo hofft, dass zumindest ein Teil der 700.000 Besucher des unmittelbar angrenzenden "Wiener Eistraums" näher mit der Marke in Kontakt kommt. Auch die Insassen jener 80.000 Autos, die Tag fürTag am Ring vorbeifahren, werden das dreistöckige, helle Gebäude kaum übersehen.

In den nächsten Wochen will der neue Geschäftsführer auch seine Strategie festlegen. Er glaubt, dass die 1,1 Prozent Marktanteil, die Volvo in den vergangenen Jahren in Österreich schaffte, noch nicht das Ende sind: "Es gibt Wachstumspotenzial: Wir müssen bei mehr Kunden auf die Shopping-Liste kommen."Volvo habe in den vergangenen Jahren eine komplette Veränderung hinter sich gebracht. Durch die Präsentation des neuen XC60 (im März in Genf) gebe es viele neue Chancen für die Händler. Das SUV war in den vergangenen Jahren stets für gut 40 Prozent der Volvo-Verkäufe in Österreich verantwortlich. Ende des Jahres wird dann auch der XC40 gezeigt: Er ist das erste Auto auf der neuen Plattform und soll die mit dem XC90 im Vorjahr gestartete SUV-Offensive in die Kompaktklasse tragen.