Seat darf sich inÖsterreich nicht nur über den höchsten Marktanteil
außerhalb des spanischen Heimatmarkts freuen, sondern auch über
Bestnoten von den Händlern. Importchef Mag. Wolfgang Wurm erläutert
die nachhaltige Erfolgsstrategie der Marke.
A&W: 2016 gelang Seat eine Marktanteilssteigerung von rund 4,3 auf
4,7 Prozent. Wie wird es im kommenden Jahr weitergehen?
Mag. Wolfgang Wurm: Innerhalb von knapp 10 Jahren ist es uns
gemeinsam mit unseren Händlern gelungen, den Marktanteil ungefähr zu
verdoppeln. Damit ist das Potenzial aber noch nicht ausgeschöpft.
Nach dem außerordentlich erfolgreich verlaufenen Start des Ateca
haben wir 2017 mit dem im 1. Quartal auf den Markt kommenden
erneuerten Leon sowie mit dem neuen Ibiza, dessen Einführung noch vor
dem Sommer geplant ist, beste Aussichten. Außerdem wird im 4. Quartal
der Arona im besonders populären Segment der kleinen SUVs zu den
Händlern rollen.
Angesichts dessen sind Sie wieder einmal eine Wette mit Ihren
Händlern eingegangen.
Wurm: Wenn wir am Jahresende 2017 einen Marktanteil von mehr als 5
Prozent erreichen, wird ein Sonderbonus von 1 Million Euro an das
Händlernetz ausgeschüttet, wobei dieser Betrag entsprechend der
Typenscheine der zugelassenen Fahrzeuge verteilt wird. Solche Wetten
haben bei uns schon Tradition. Sie zeigen, dass wir bei allem Ehrgeiz
mit einem Augenzwinkern an die Arbeit gehen.
Die Händler schätzen offensichtlich dieses Klima, denn kein anderer
Importeur wurde beim Marken-Monitor so gut bewertet wie Seat.
Bestnoten gab es beispielsweise für die Einbindung in Entscheidungen
oder den persönlichen Kontakt zu den Verantwortlichen.
Wurm: Seit ich 2008 die Führung von Seat übernommen habe, waren
Transparenz, Verlässlichkeit und Fairness für mich zentrale Anliegen.
In der Praxis zeigt sich das beispielsweise an den regelmäßig
zusammentretenden Arbeitskreisen, bei denen wir gemeinsam mit den
Händlern das weitere Vorgehen besprechen. Unsere Aufgabeals
Importeur ist es, anschließend beim Werk die erforderlichen
Rahmenbedingungen sicherzustellen. Die Händler verpflichten sich
dazu, ihre in konkrete Zahlen gegossenen Ziele zu erreichen. Dass
diese Philosophie einerseits vom Marktanteil und andererseits von den
Händlern selbst bestätigt wird, freut uns natürlich sehr.
Wie bewerten Sie die wirtschaftliche Situation Ihrer
Vertragsbetriebe?
Wurm: Uns ist bewusst, dass es nicht einfach ist, mit einer auf
vergleichsweise kleine und günstige Fahrzeuge konzentrierten Marke
wie Seat Geld zu verdienen. In den meisten von uns bearbeiteten
Segmenten sind die Margen nun einmal gering. Umso wichtiger ist es,
dass wir uns nicht zu markttaktischen Kurzzulassungen hinreißen
lassen und dadurch die Restwerte vernichten. Damit wäre niemandem
geholfen - auch nicht den Kunden, für die ja in der Regel die
Differenz zwischen dem Restwert ihres bisherigen Fahrzeugs und dem
Preis des Folgemodells entscheidend ist. Außerdem haben immer mehr
Menschen das Gefeilsche statt. In Wahrheit sehnt sich der Kunde nach
Kontinuität, Verlässlichkeit und nach einer fairen Beratung.
Dennoch kann sich keine Marke dem harten Preiskampf entziehen.
Wurm: Wir versuchen, uns mit anderen Mitteln vom Mitbewerb abzuheben.
Ein Beispiel ist die neue 5-Jahres-Garantie auf alle Modelle: Sie
fördert die Loyalität der Kunden, die Auslastung der Werkstätten und
die Wahrnehmung der Marke. Genau diese nachhaltige Entwicklung ist
unser Ziel. In unserer Branche ist man viel zu oft verleitet, sich
ausschließlich an Jahres- oder Quartalszielen oder gar nur an den
monatlichen Ergebnissen zu orientieren. Ob man gute Arbeit geleistet
hat, sieht man in Wahrheit aber erst dann, wenn die Kunden zum
Service in das Autohaus zurückkommen oder beim nächsten Autokauf der
Marke treu blieben.
Wie viele Neufahrzeuge sollte ein durchschnittlicher Seat-Händler pro
Jahr verkaufen?
Wurm: Aktuell liegen wir bei durchschnittlich 240 bis 250 Autos, in
unserem Rekordjahr 2011 waren es sogar schon 280 Stück. Das Ziel
sollte sein, rund 300 Autos pro Händler zu verkaufen. Schließlich
haben wir den Anspruch, dass sich die Marke Seat für unsere Partner
bestmöglich rechnet und einmal getätigte Investitionen
schnellstmöglich zurückverdient werden.
Stichwort Investitionen: Wie schreitet die Einführung des neuen
Schauraumdesigns voran?
Wurm: Rund 20 Autohäuser haben das neue Schauraumdesign bereits
umgesetzt. Wir gehen davon aus, dass 2017 und 2018 jeweils 30
Betriebe folgen werden und der Prozess somit in den kommenden beiden
Jahren abgeschlossen wird. Dabei gehen wir mit Augenmaß vor:
Verpflichtend ist nur das neue Außendesign, ob auch neue Möbel und
Interieur-Elemente bestellt werden, steht den Händlern frei. Im
Durchschnitt betragen die Investitionen nicht mehr als 100.000 Euro
pro Standort.
Wohin wird sich Seat in den kommenden Jahren entwickeln?
Wurm: Seat hat im Vergleich mit anderen Marken das große Kapital sehr
junger Kunden. Aktuell ist unser typischer Neuwagenkäufer 44 Jahre
alt, das sind 10 Jahre weniger als im Branchenschnitt. Auch um das de
facto ausgeglichene Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen
Käufern beneiden uns viele Kollegen. Darauf werden wir aufbauen und
schrittweise in höhere Klassen vordringen. Dabei werden wir aber nie
vergessen, wo wir herkommen. Das Ganze muss immer mit viel
Bescheidenheit im Herzen und Demut vor den Kunden passieren. Auch vor
unseren Händlern und ihren Mitarbeitern ziehe ich den Hut -
schließlich sind sie es, die tagtäglich für zufriedene Kunden sorgen.