Silver Drivers Aufopfernde Großeltern, die den ganzen Tag

nur Enkelkinder hüten, bespaßen und bekochen? Das war einmal und ist nicht mehr. Die heutige Generation zwischen 50 und 70 sieht sich in der Mitte des Lebens. "Spending the Kids" Inheritance" wäre das Lebensmotto, schreibt die Unternehmensberatung Arthur D. Little in einer Studie. Das heißt, sie schmeißen lieber das Geld raus, das eigentlich ihre Kinder erben sollten. Der Tourismusmarkt umwirbt die silberne Spaßgeneration schon länger gezielt und intensiv. Der Automarkt auch? Silver Drivers wollen komfortable Autos, sichere Autos, verlässliche Autos. Und verlässliche Autohändler, mit denen sie eine persönliche Beziehung in ihrer Mission, das Erbe zu verjubeln, eingehen können.

Social Media

Was als Dienstleistung eines US-Studenten für seine Freunde begann, ist heute ein Riesenkonzern. Die Milliardenumsätze macht Facebook mit Firmen, die mehr gesehen werden wollen als andere, die mehr "Freunde" und mehr Likes haben wollen. Die in Microtargeting investieren - also in Richtung einer gezielten, maßgeschneiderten Ansprache von Zielgruppen, die sich aufgrund gemeinsamer Interessen definieren und nicht mehr aufgrund von zufälligen Gemeinsamkeiten wie Geschlecht, Nationalität, Wohnort. Die gemeinsamen Interessen einer Kundengruppe werden heute digital registriert. Wer heute weiß, was sein Kunde auf Facebook liked, kann auch erkennen, welches Auto passt.

Sharing Economy

Uber, Lyft, Gett, Didi Chuxing und seit kurzem Moia. Interessanterweise müssen Mobilitätsdienstleister heutzutage offenbar Vier-Buchstaben-Namen haben. Ihr Geschäft ist das Ride Hailing. Hail and ride, also winken und mitfahren, ist im Busverkehr in UK und Australien seit Jahrzehnten eine Tradition. Im Moskau stand man früher am Straßenrand, wachelte und wurde von fremden Privatpersonen mitgenommen, eine Art urbanes Autostoppen für kurze Wege. Uber&Co machen eine App daraus - und den herkömmlichen Taxlern, also einem uralten Ride-Hailing-Geschäft, Riesenkonkurrenz (so wie die Taxler einst den Fiakern). Das Teilen von Wohnungen, Autos, Konsumgegenständen oder Dienstleistungen via Apps und Homepages ist weltweit ein Milliardengeschäft. Proteste, Klagen, Jammern verändern das Business, ebnen das Spielfeld. Aber es verschwindet nicht. Man muss dabei sein. So wie Volkswagen mit Moia einen eigenen Dienst aufzieht oder die Shopping City Süd eigene Parkplätze für Uber anbietet.

Ungleichheit

Österreich und Deutschland weisen in der EU die größten Vermögensungleichheiten auf. Die Schere zwischen Arm und Reich wird größer. Die Realeinkommen stagnieren vor allem bei den unteren Einkommensschichten seit Beginn der 90er-Jahre, das heißt um die Inflationseffekte bereinigt, verdienen die meisten genau so viel wie vor 25 Jahren, wenn nicht weniger. Gleichzeitig wächst weltweit das Vermögen der Millionäre und Milliardäre rasant. Die Mittelklasse wird jedoch ausgedünnt. Ob sich diese angesichts alternativer Mobilitätsangebote noch Leasingraten für einen privaten Pkw leisten will? Oder kann?

Wirklichkeit

"Männer lieben dabei die Einfachheit und die zeitliche Flexibilität des Internets, Frauen hingegen wünschen sich das echte Shopping-Erlebnis", heißt es in einer Imas-Studie zum Einkaufsverhalten der Österreicherinnen und Österreicher. So einfach ist die Zuordnung der Vorlieben vermutlich aber nicht, zu fragmentiert sind Interessen und Vorlieben der Menschen heutzutage. Auch vom Autohandel erwartet sich der Großteil, dass alle Informationen und Services auch online verfügbar und zu organisieren sind. Einkaufserlebnisse der echten Welt werden also seltener. Sie sollten daher möglichst gutsein. Kunden interessieren die Grenzen der Einkaufskanäle nicht mehr. Wenn Fiat Italien Autos über Amazon verkauft, müssen die Wagen trotzdem beim Händler um die Ecke abgeholt werden. Das kann der Händler als Beleidigung empfinden. Oder als Chance.

Ende der Kurzserie: Die ersten beiden Teile erschienen in A&W 11/2016 und 12/2016!