Bremsklotz für Top-Verkäufer

"Natürlich müssen wir uns mit dieser Regelung in unserem Betrieb auf Veränderungen einstellen und wir denken derzeit intensiv darüber nach, in welcher Form wir ein Modell entwickeln können, das auch Anreize mit sich bringt", so Ing. Gottfried Koch, Landesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik und Geschäftsführer Autohaus Koch/Feldkirch. Das liege auch daran, dass derzeit unterschiedliche Verträge mit den Mitarbeitern bestünden. Koch glaubt, dass die alte Regelung größere Anreize für den Verkauf gebracht habe. "Nicht allzu hungrigen Verkäufern wird der neue KV wohl eher entgegenkommen alsjenen mit Top-Leistungen, die diesen als Bremsklotz empfinden könnten."

Weniger Anreiz für Verkäufer

"Ich glaube, dass der Anreiz, Autos zu verkaufen, durch dieseÄnderungen im Kollektivvertrag sicher gestört ist", wie Komm.-Rat Konrad Steindl, Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg und Inhaber der Autohäuser Steindl-Mayr OHG/Kuchl, Fissthaler GmbH in Oberndorf und Autohaus Scheidinger/Salzburg, erklärt. Wenn Verkäufer von Haus aus 75 Prozent des Kollektivvertrags bekämen, könne es schon vorkommen, dass sich der eine oder andere nur mehr mäßig anstrenge. "Damit ist der Fahrzeughandel mit einer weiteren schwierigen Situation konfrontiert, denn gerade beim Handel mit Automobilen ist die Erfolgskomponente deutlich höher als in anderen Sparten."

Für Ältere wird"s schwieriger

"Wir haben diesbezüglich bereits Überlegungen angestellt, aber sind auch gleichzeitig in der glücklichen Lage, unsere Mannschaft in den letzten 2 bis 3 Jahren verjüngt zu haben. Bei jüngeren Mitarbeitern sind auch die KV-Verträge noch niedriger", sagt Markus Meisinger, Geschäftsführer Autohaus Meisinger/Innsbruck. "Wir haben unseren Mitarbeitern auch mehr Zusatzaufgaben und mehr Verantwortung gegeben und daher das Gehalt entsprechend erhöht." Erhebliche Nachteile könnten die Änderungen für ältere Mitarbeiter bringen. "Hier hat die Gewerkschaft nicht bedacht, dass Unternehmen in Zukunft aufgrund höherer Kosten weniger ältere Mitarbeiter einstellen werden."

Höhere Kosten, weniger Jobs

"Wir sind von dieser Regelung nicht so stark betroffen, da unser Verkauf sehr strukturiert ist und wir den Vorteil haben, dass Familienmitglieder auch im Verkauf tätig sind", meint Mag. Karin Radauer, Geschäftsführerin Auto Radauer/St. Veit an der Glan. Ein höheres Fixum werde zukünftig zulasten der Provision gehen. Aber viele Änderungen, die auf den Autohandel zukämen, stellten eine Belastung dar. "Es ist fast nicht mehr machbar, sämtlichen Gesetzenund Auflagen zu entsprechen. Sollte sich die Politik nicht ändern, wird dies Folgen haben. Denn steigen die Kosten weiter an, wird sich ein Unternehmer ganz genau überlegen, ob er Mitarbeiter einstellen wird oder nicht."

Keine Chance zu diskutieren

"Was mich wirklichärgert, ist, dass uns die Änderungen im KV einfach vorgelegt wurden, ohne davor mit der Händlerschaft zu diskutieren", sagt Josef Frischmuth, Geschäftsführer Autohaus Danner/Schlüßlberg. "Wir wurden einmal mehr vor vollendete Tatsachen gestellt. Es gab keine Chance, sich mit Vorschlägen einbringen zu können. Nun müssen wir darauf reagieren." Jede Umstellung bringe Unfrieden, denn bei einem höheren Fixum werde sich die Provision reduzieren. "Ich persönlich hätte eine unbürokratische Lösung für sinnvoller gehalten. Die Neuregelung hätte nur für Verkäufer gelten sollen, die unter dem Mindestgehalt liegen, und für alle, die mehr verdienen, sollte alles beim Alten bleiben."

Ordentliches Grundgehalt

"Es hängt immer davon ab, auf welches System ein Betrieb setzt", glaubt Ing. Peter Nemeth, Präsident der burgenländischen Wirtschaftskammer und Geschäftsführer Autohaus Nemeth/Eisenstadt. "Mir persönlich ist es ein Anliegen, dass meine Mitarbeiter ein ordentliches Grundgehalt erhalten und gleichzeitig auch die Möglichkeit haben, mit entsprechendem Fleiß mehr verdienen zu können." Daher gebe es im eigenen Betrieb auch keine großen Veränderungen. Natürlich habe er Verständnis, dass viele Händlerkollegen über zusätzliche Administration und Aufwand klagten. Dennoch bringe die Regelung,so Nemeth, auch für den Unternehmer punkto Rechtssicherheit Vorteile.

Kein Problem mit neuem KV

"Ich persönlich halte wenig davon, einen Menschen mit einem sehr geringen Fixum anzustellen und ihm dann zu sagen, dass er Autos verkaufen soll. Darüber hinaus gebe ich zu bedenken, dass der Verkäufer auch bis dato Anspruch auf sein KV-Mindestgehalt gehabt hätte, auch wenn er dieses mit Fixum und Provision nicht erreicht hätte", sagt Ing. Josef Schirak, Einzelhandelssprecher im Bundesgremium des Fahrzeughandels. Dass Verkäufer in Zukunft weniger motiviert seien, sieht Schirak nicht: "Zwar wird sich aufgrund des höheren Fixums die Provision reduzieren, dennoch hat der Verkäufer die Möglichkeit,durch gute Leistungen mehr zu verdienen - da bin ich mir sicher."

Ertragsprovision wird sinken

"Ich habe das Gefühl, dass in die KV-Verhandlungen Menschen involviert waren, die nicht wissen, welch eine Lawine an Administration und Veränderung von aufrechten Dienstverträgen sie damit auslösen", meint Bernhard Kalcher, Geschäftsführer Autohaus Kalcher/Fehring. "Wenn Verkäufer ein höheres Fixum haben, werden sie zukünftig eine niedrigere Ertragsprovision akzeptieren müssen." Für besonders erfolgreiche Verkäufer wirke dies sicher demotivierend. "Für meine Mitarbeiter und für mich ist das kein Fortschritt, sondern nur für Verkäufer, die nichts getan haben. Diese werden aber in der Privatwirtschaft nicht bestehen können, daran ändert auch der neue KV nichts."

Entsprechende Entlohnung

"Mir ist die Thematik,über die hier diskutiert wird bekannt, aber sie betrifft uns nicht", so Ing. Gernot Keusch, Geschäftsführer Auto Stahl/Wien. "Bei uns werden die Mitarbeiter bereits nach dem Kollektivvertrag bezahlt, daher müssen wir uns weder umstellen noch wird es einen administrativen Aufwand geben." Für ihnsei es wichtig, dass die Mitarbeiter Gehälter erhielten, "die ihnen auch zustehen." Keusch glaubt, dass manche Händler ein "sehr sportliches" Provisionssystem hätten, "was wir aber nicht wollen, weil es uns ein Anliegen ist, dass unser Verkauf , wenn er seine Leistung erbringt, auch entsprechendentlohnt wird und bei besonders guter Leistung auch mehr verdienen kann."