Ab 1. Jänner 2017 gilt für Handelsangestellte ein neuer
Kollektivvertrag. Provisionsbezieher müssen monatlich mindestens 75
Prozent des kollektivvertraglichen Mindestgehalts erhalten. Wie wirkt
sich das auf den Autoverkauf aus?
Bremsklotz für Top-Verkäufer
"Natürlich müssen wir uns mit dieser Regelung in unserem Betrieb auf
Veränderungen einstellen und wir denken derzeit intensiv darüber
nach, in welcher Form wir ein Modell entwickeln können, das auch
Anreize mit sich bringt", so Ing. Gottfried Koch,
Landesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik und Geschäftsführer Autohaus
Koch/Feldkirch. Das liege auch daran, dass derzeit unterschiedliche
Verträge mit den Mitarbeitern bestünden. Koch glaubt, dass die alte
Regelung größere Anreize für den Verkauf gebracht habe. "Nicht allzu
hungrigen Verkäufern wird der neue KV wohl eher entgegenkommen alsjenen mit Top-Leistungen, die diesen als Bremsklotz empfinden
könnten."
Weniger Anreiz für Verkäufer
"Ich glaube, dass der Anreiz, Autos zu verkaufen, durch dieseÄnderungen im Kollektivvertrag sicher gestört ist", wie Komm.-Rat
Konrad Steindl, Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg und Inhaber
der Autohäuser Steindl-Mayr OHG/Kuchl, Fissthaler GmbH in Oberndorf
und Autohaus Scheidinger/Salzburg, erklärt. Wenn Verkäufer von Haus
aus 75 Prozent des Kollektivvertrags bekämen, könne es schon
vorkommen, dass sich der eine oder andere nur mehr mäßig anstrenge.
"Damit ist der Fahrzeughandel mit einer weiteren schwierigen
Situation konfrontiert, denn gerade beim Handel mit Automobilen ist
die Erfolgskomponente deutlich höher als in anderen Sparten."
Für Ältere wird"s schwieriger
"Wir haben diesbezüglich bereits Überlegungen angestellt, aber sind
auch gleichzeitig in der glücklichen Lage, unsere Mannschaft in den
letzten 2 bis 3 Jahren verjüngt zu haben. Bei jüngeren Mitarbeitern
sind auch die KV-Verträge noch niedriger", sagt Markus Meisinger,
Geschäftsführer Autohaus Meisinger/Innsbruck. "Wir haben unseren
Mitarbeitern auch mehr Zusatzaufgaben und mehr Verantwortung gegeben
und daher das Gehalt entsprechend erhöht." Erhebliche Nachteile
könnten die Änderungen für ältere Mitarbeiter bringen. "Hier hat die
Gewerkschaft nicht bedacht, dass Unternehmen in Zukunft aufgrund
höherer Kosten weniger ältere Mitarbeiter einstellen werden."
Höhere Kosten, weniger Jobs
"Wir sind von dieser Regelung nicht so stark betroffen, da unser
Verkauf sehr strukturiert ist und wir den Vorteil haben, dass
Familienmitglieder auch im Verkauf tätig sind", meint Mag. Karin
Radauer, Geschäftsführerin Auto Radauer/St. Veit an der Glan. Ein
höheres Fixum werde zukünftig zulasten der Provision gehen. Aber
viele Änderungen, die auf den Autohandel zukämen, stellten eine
Belastung dar. "Es ist fast nicht mehr machbar, sämtlichen Gesetzenund Auflagen zu entsprechen. Sollte sich die Politik nicht ändern,
wird dies Folgen haben. Denn steigen die Kosten weiter an, wird sich
ein Unternehmer ganz genau überlegen, ob er Mitarbeiter einstellen
wird oder nicht."
Keine Chance zu diskutieren
"Was mich wirklichärgert, ist, dass uns die Änderungen im KV einfach
vorgelegt wurden, ohne davor mit der Händlerschaft zu diskutieren",
sagt Josef Frischmuth, Geschäftsführer Autohaus Danner/Schlüßlberg.
"Wir wurden einmal mehr vor vollendete Tatsachen gestellt. Es gab
keine Chance, sich mit Vorschlägen einbringen zu können. Nun müssen
wir darauf reagieren." Jede Umstellung bringe Unfrieden, denn bei
einem höheren Fixum werde sich die Provision reduzieren. "Ich
persönlich hätte eine unbürokratische Lösung für sinnvoller gehalten.
Die Neuregelung hätte nur für Verkäufer gelten sollen, die unter dem
Mindestgehalt liegen, und für alle, die mehr verdienen, sollte alles
beim Alten bleiben."
Ordentliches Grundgehalt
"Es hängt immer davon ab, auf welches System ein Betrieb setzt",
glaubt Ing. Peter Nemeth, Präsident der burgenländischen
Wirtschaftskammer und Geschäftsführer Autohaus Nemeth/Eisenstadt.
"Mir persönlich ist es ein Anliegen, dass meine Mitarbeiter ein
ordentliches Grundgehalt erhalten und gleichzeitig auch die
Möglichkeit haben, mit entsprechendem Fleiß mehr verdienen zu
können." Daher gebe es im eigenen Betrieb auch keine großen
Veränderungen. Natürlich habe er Verständnis, dass viele
Händlerkollegen über zusätzliche Administration und Aufwand klagten.
Dennoch bringe die Regelung,so Nemeth, auch für den Unternehmer
punkto Rechtssicherheit Vorteile.
Kein Problem mit neuem KV
"Ich persönlich halte wenig davon, einen Menschen mit einem sehr
geringen Fixum anzustellen und ihm dann zu sagen, dass er Autos
verkaufen soll. Darüber hinaus gebe ich zu bedenken, dass der
Verkäufer auch bis dato Anspruch auf sein KV-Mindestgehalt gehabt
hätte, auch wenn er dieses mit Fixum und Provision nicht erreicht
hätte", sagt Ing. Josef Schirak, Einzelhandelssprecher im
Bundesgremium des Fahrzeughandels. Dass Verkäufer in Zukunft weniger
motiviert seien, sieht Schirak nicht: "Zwar wird sich aufgrund des
höheren Fixums die Provision reduzieren, dennoch hat der Verkäufer
die Möglichkeit,durch gute Leistungen mehr zu verdienen - da bin ich
mir sicher."
Ertragsprovision wird sinken
"Ich habe das Gefühl, dass in die KV-Verhandlungen Menschen
involviert waren, die nicht wissen, welch eine Lawine an
Administration und Veränderung von aufrechten Dienstverträgen sie
damit auslösen", meint Bernhard Kalcher, Geschäftsführer Autohaus
Kalcher/Fehring. "Wenn Verkäufer ein höheres Fixum haben, werden sie
zukünftig eine niedrigere Ertragsprovision akzeptieren müssen." Für
besonders erfolgreiche Verkäufer wirke dies sicher demotivierend.
"Für meine Mitarbeiter und für mich ist das kein Fortschritt, sondern
nur für Verkäufer, die nichts getan haben. Diese werden aber in der
Privatwirtschaft nicht bestehen können, daran ändert auch der neue KV
nichts."
Entsprechende Entlohnung
"Mir ist die Thematik,über die hier diskutiert wird bekannt, aber
sie betrifft uns nicht", so Ing. Gernot Keusch, Geschäftsführer Auto
Stahl/Wien. "Bei uns werden die Mitarbeiter bereits nach dem
Kollektivvertrag bezahlt, daher müssen wir uns weder umstellen noch
wird es einen administrativen Aufwand geben." Für ihnsei es wichtig,
dass die Mitarbeiter Gehälter erhielten, "die ihnen auch zustehen."
Keusch glaubt, dass manche Händler ein "sehr sportliches"
Provisionssystem hätten, "was wir aber nicht wollen, weil es uns ein
Anliegen ist, dass unser Verkauf , wenn er seine Leistung erbringt,
auch entsprechendentlohnt wird und bei besonders guter Leistung auch
mehr verdienen kann."