Januar. Dummerweise schmilzt das Interesse an Detroit wie Schnee in der Sonne. Sogar Fiat-Chrysler, mit mehr als zwei Millionen Autoverkäufen der viertgrößte Autobauer in den USA, hat Detroit einen Korb gegeben. Zuvor hatte schon Porsche Detroit "abgewinkt". Das mag überraschen: Denn mit 55.000 Verkäufen sind die USA nach China der zweitgrößte Markt für die Zuffenhausener. Und selbst Zulieferer wie Bosch oder Schaeffler bleiben zurückhaltend. Das neue Mekka ist Las Vegas und die CES (Consumer Electronics Show), die drei Tage vor Detroit aufschlägt und auf der sich alle tummeln. Las Vegas liegt 90 Flugminuten von San Francisco und dem Silicon Valley entfernt, Detroit mehr als 5 ½ Stunden. Die Entfernung zwischen alter und neuer Autowelt könnte nicht größer sein.
Dabei will der neue US-Präsident der alten Welt, dem Rust Belt und Detroit neuen Schwung geben. Der Slogan "Make America Great Again" bedeutet, die alten V8-Motoren wieder auspacken, die US-Produktionsbänder für die großen Pick-ups und mächtigen SUVs - nicht in Mexiko - wieder schneller laufen zu lassen. Es spricht einiges dafür, dass der US-Automarkt unter Donald Trump im Jahr 2017 auf mehr als 17,8 Millionen Verkäufe wächst. Das wäre ein neues "ever high", wie es die Amerikaner ausdrücken. Durch die neue Freundschaft zu Russland stehen fossile Energieträger, Öl und Gas, für die USA im Mittelpunkt. Klimawandel ist eine Geschichte für Träumer. "Make America Great Again" heißt Detroit, den Rust Belt mit billigem Benzin ohne lästige CO2-Regulierungen heißlaufen zu lassen. Trumps Tweeds zur Detroit Motor Show müssen nur noch online gestellt werden.
Detroits Achtzylinder könnten zum Pyrrhussieg für die USA werden. Die neue Autowelt der CES mit Silicon Valley Akteuren wie Tesla, Apple oder Google ist durch den Rust Belt nicht aufzuhalten. Alles was passiert, ist, dass man sich weiter vom größten und wichtigsten Markt der Welt, von China, entfernt. Die USA laufen Gefahr, ihre technologische Vormachtstellung aufs Spiel zu setzen. Das 19. Jahrhundert "zurückzubeamen", klappt auch mit Twitter-Botschaften nicht. Schon deshalb, weil der Zukunftsstaat der USA, Kalifornien, mit seinem demokratischen Gouverneur ausschert.
Die US-Autobauer können sich 2017 über die Trumpschen Zusatzverkäufe freuen. Europa wird notgedrungen, auch wegen seiner großen Instabilitäten in der Europäischen Gemeinschaft und den gefährlich hohen Staatsschulden in den Südstaaten, im Jahr 2017 langsamer laufen. Ohnehin sind die Automärkte in Österreichund Deutschland gesättigt. Nur herausragende Innovationen, die in Großserie in die Märkte kommen, motivieren Käufer. Hinsichtlich Innovationen bleibt 2017 ein "normales" Jahr mit Facelifts und zusätzlichen SUVs.
Dieselgate und künstlich schön gerechnete Umweltbelastungen und Verbräuche könnten Käufer eher abschrecken. Fazit: Trump löst eine Sonderkonjunktur für das weltweite Autogeschäft aus. Dennoch bleibt China das Machtzentrum und in Europa werden die Bäume langsamer als 2016 in den Himmel wachsen.
Die kompetente Argumentation
Wachsende Öl-Komplexität hilft den Profis. Im Kundengespräch braucht es dafür Kompetenz, Glaubwürdigkeit und Beratung.