Dipl. -Ing.
Nikolay Takev, Jahrgang 1980, kommt aus Bulgarien. Er hat
eine Tante in Wien. Und einen Großvater in Sofia, der unbedingt
wollte, dass sein Enkel in Wien studieren soll. So reiste er 2002
nach seiner Ausbildung als Kraftfahrzeugtechniker an der HTL Sofia an
die TU Wien. Büffelte hier vier Semester lang. "Danach wurden
Studienbeiträge eingeführt. Da konnte ich mir das nicht mehr
leisten", sagt er und beendete sein Studium 2006 in Sofia.
"Dazwischen habe ich immer wieder in Werkstätten gearbeitet, auch in
Österreich, um Geld zu verdienen." Dadurch wurde ihm auch klar, dass
ihm die an der Uni vermittelte Theorie in der Praxis nur wenig weiter
hilft: "Im Studium waren wir recht wenig mit dem Auto verbunden."
Mit einer kleinen Werkstätte in Wien begann es
"Als ich das erste Mal nach Wien kam, konnte ich kein Wort Deutsch."
Doch mithilfe der Tante war für Takev die Umgangssprache kein
Problem. "Schwierig war das technische Deutsch. Dafür habe ich zwei
Semester gebraucht." Dafür konnte er sich mit dem Studienabschluss
die Meisterprüfung ersparen. 2011 beschloss er, sich nach einem
beruflichen Intermezzo bei einer bulgarischen Tuning-Firma dankeiner
kleinen Erbschaft seiner Frau eine kleine Werkstätte in Wien-Liesing
zu kaufen. "Dadurch habe ich hier nicht ganz unten anfangen müssen."
Er war froh, als EU-Bürger in Österreich gleich als Jungunternehmer
starten zu können.
"Ich kann mir nicht vorstellen, für einen anderen 40 Stunden zu
arbeiten und am Wochenende nichts zu machen." So hat sich Takev mit
seinem Betrieb eine 7-Tage-Woche eingekauft. Fünf Jahre später machte
ihn ein bulgarischer Kunde aus Mödling darauf aufmerksam, dass dort
Peter Moll, ein kleiner Mitsubishi-Händler, in Ruhestand gehen will
und für seine Werkstätte einen Nachfolger sucht. So wagte er 2016 den
Sprung von seiner kleinen freien Werkstätte zum Markenbetrieb. Den
bisherigen Betrieb hat er verkauft - an einen befreundeten Landsmann.
"Einen Mechaniker habe ich mir mitgenommen." Und ihm blieb in Mödling
Molls Betriebsleiter Johann Bayer erhalten. Darüber hinaus stand ihm
in den ersten sechs Monaten Moll als Berater und Kundenbetreuer zur
Seite. "Mödling ist da eine schwierige Gegend. Die sind gegenüber
Ausländern vorsichtig. Die wollen erst sehen, ob der auch was kann."
Takev versucht, diese Barriere durch intensives Service zu
überwinden. Und hat am Wochenende zusätzlich die Administration des
Betriebs am Hals. Damit mussten sich seine drei Buben daran gewöhnen,
ihren Papa nur selten zu sehen.
Jetzt muss der Kredit zurückgezahlt werden
Auch seine Frau hat dafür Verständnis. Schließlich ist der für den
Start in Mödling aufgenommene Kredit von 100.000 Euro - ebenso viel
hatte Takev an Eigenmittel - zurückzuzahlen. Die dafür benötigte
Betriebsauslastung kommt durch Mundpropaganda. "Wir bieten gute
Leistung, ohne zu teuer zu sein", erklärt Takev. Er ist beim
Stundenlohn um eine gute Balance bemüht: "90 Euro finden die Kunden
in Mödling für eine Markenwerkstätte okay." Der Bulgare betreut wie
schon sein Vorgänger aber alle Marken. "Nur von Mitsubishi können wir
hier nicht leben." Dafür sei derzeit der Bestand in seinem
Einzugsgebiet zugering. Als B-Händler von Denzel wird es ihm
vielleicht künftig möglich sein, auch dieses Manko auszugleichen.