Der "gläserne Autofahrer" wurde binnen weniger Jahre vom Schlagwort zur Realität. Schon heute wissen Autobauer genau über das Fahrverhalten ihrer Kunden Bescheid, individuell darauf abgestimmte Reparatur-und Serviceangebote bis hin zur vollständigen Kundenbindung im (markeneigenen) Netz sind nur mehr eine Frage der Zeit. "Wenn Fahrzeughersteller exklusiv den Zugriff auf die Fahrzeugdaten und deren Vermarktung beanspruchen, ist der Berufsstand des freien Teilehandels massiv gefährdet", warnte deshalb Komm.-Rat Ing. Wolfgang Dytrich, Vorsitzender des Berufszweigs Kfz-Teilehandel im Wiener Landesgremium des Fahrzeughandels, bei einer Mitte November abgehaltenen Pressekonferenz: "Die Folge wäre eine Wettbewerbsverzerrung, durch die den Konsumenten eine Kostenoptimierung bei Wartung und Reparatur ihrer Fahrzeuge verwehrt wird."

Mangelnde Durchschlagskraft

Welche Schritte auf diese Diagnose folgen werden, ist unterdessen offen: Zwar gibt es alternative Telematikplattformen des freien Teilehandels, doch ob "Caruso" oder "Carmunication" oder doch eine dritte Lösung zur Marktreife entwickelt werden, ist derzeit Gegenstand interner Grabenkämpfe.

An einen Musterprozess denken Dytrich und seine Mitstreiter laut eigenem Bekunden nicht, obwohl es juristische Ansatzpunkte gäbe: So hielt erst kürzlich ein Jurist des Bundeskanzleramts in einem Fachbeitrag fest, dass die aktuellen Datenfreigabeerklärungen in Neuwagenkaufverträgen "intransparente, unvollständige und manipulative Gestaltung von Zustimmungserklärungen einen permanenten Onlinezugriff und die Datensammlung durch den Hersteller legitimieren sollen" und deshalb "nicht datenschutz-und damit nicht rechtskonform" seien.

Entscheidung in Brüssel Somit bleibt nur die Hoffnung auf Brüssel: Dort will die europäische Teilehändlervereinigung FIGIEFA gemeinsam mit 7 weiteren Interessenvertretungen die EU-Kommission zur gesetzlichen Verankerung einer allgemein zugänglichen Telematikplattform bewegen. Eine diesbezügliche Entscheidung soll bis Juni 2017 fallen.