Seit einem Jahr ist Antje Woltermann die Vorsitzende der European Car Dealers: Diese Organisation ist ein Teil der CECRA, die -gesteuertüber 24 nationale Verbände -die Interessen der europäischen Kfz-Händler ebenso vertritt wie jene der Werkstätten. So viel zur Klarstellung für jene, die mit der Materie auf europäischer Ebene nicht so vertraut sind. Aus Österreich sind sowohl das Bundesgremium für Fahrzeughandel als auch die Bundesinnung für Fahrzeugtechnik in der CECRA vertreten.

Logisch also, dassÖsterreich am 21./22. September in Brüssel auch paritätisch antrat: vonseiten des Handels mit Komm.-Rat Dr. Gustav Oberwallner (dem "Außenminister" der Branche) und mit Mag. Christoph Wychera (stv. Geschäftsführer), vonseiten der Werkstätten mit Komm.-Rat Ing. Josef Puntinger (als Funktionär) und mit Referent Andreas Westermeyer.

Es war aber auch ein besonderer Anlass: Denn nach sechs Jahren an der Spitze der CECRA stellte sich der Franzose Jean-Paul Bailly nicht mehr der Wiederwahl. Ihm folgte -der Einfachheit halber -wieder ein Franzose, der Jean heißt: Jean-Charles Herrenschmidt ist Chef der Metin-Holding, die vor allem in Paris und Umgebung tätig ist. An 45 Standorten werden jährlich etwa 20.000 Neu-und Gebrauchtwagen verkauft (Peugeot, Citroën, Kia, Hyundai sowie die Marken des VW-Konzerns).

Der Name Herrenschmidt lässt vermuten, dass der neue CECRA-Präsident auch Deutsch spricht: Das stimmt, und auch zu Österreich hat der Franzose eine gute Beziehung, da er zwei Jahre lang an der Französischen Botschaft in Wien tätig war.

Umbrüche nicht auf die leichte Schulter nehmen

Doch zurück zur Tagung: Erwähnen sollte man, dass auch Österreich weiterhin im Führungsgremium der CECRA vertreten ist, und zwar durch Oberwallner. In Brüssel zeigte der Oberösterreicher auch dieses Mal mit mehrfachen Wortmeldungen, dass ihm das Wohl der Händler wichtig ist.

Der neue CECRA-Präsident rief die Händler auf, die angekündigten Umbrüche in der Branche nicht auf die leichte Schulter zu nehmen: "Viele sagen, dass sie so viel Tagesarbeit haben, dass sie sich gar nicht um die Zukunft kümmern können. Doch man muss dafür Zeit investieren. Nur so kann man in der Zukunft bestehen."

Dem pflichtete Woltermann bei: Im Interview mit "AUTO&Wirtschaft" sagte sie, dass es unter den 46.000 europäischen Markenhändlern in den kommenden 10 Jahren ein gewisses Sterben geben werde: "Das kann sehr schnell gehen. Wie viele es sein werden, wissen wir nicht. Aber ein Konzentrationsprozess wird nicht zu vermeiden sein." Kritisch könnte es vor allem für jene werden, die weniger als 100 Autos proJahr verkauften. Diese Betriebe sollten zumindest im Backoffice-Bereich mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten: "Das große Problem liegt im Bereich IT und bei der Marktanalyse: Das können die kleineren Händler nicht, dafür reichen ihre Ressourcen nicht."

Um den Händlern zu helfen, arbeitet die CECRA derzeit an einem Programm, mit dem die Unternehmen verschiedene Faktoren berechnen können -also was passiert, wenn sie so weitermachen wie bisher, wenn sie kräftig investieren oder wenn sie sich auf gewisse Dinge spezialisieren. Diese Funktion soll 2017 überdie nationalen Verbände angeboten werden, aber nicht kostenlos sein.

In Brüssel wurde auch eine Studie von McKinsey präsentiert. Deren klare Aussage: Die Hersteller werden alles versuchen, sich ein noch größeres Stück vom Kuchen abzuschneiden. Doch das Problem dabei: Der Kuchen wird nicht größer, sondern tendenziell eher kleiner, da immer mehr Drittanbieter (etwa Onlineplattformen) ins Geschäft drängen und traditionelle Händler zu verdrängen suchen.