Entschädigungszahlungen für VW-Kunden auch in Europa? Wer Konzernchef Matthias Müller auf diese Frage anspricht, muss mit einer deutlichen Antwort rechnen: Man müsse kein Mathematiker sein, um zu erkennen, dass eine solche Zahlung auch ein Großunternehmen wie VW überfordern würde, sagte Müller Anfang Juli.

Denn die Situation in Europa sei mit jener in den USA nicht zu vergleichen: Während hierzulande die Besitzer betroffener Autos verpflichtet seien, die Nachrüstung zu absolvieren, geschehe dies in den USA auf freiwilliger Basis. Dennoch würden die US-Behörden eine hohe Umrüstquote erwarten, zumal dort ja auch die Umweltbestimmungen strenger seien und die Nachrüstung komplizierter sei. Daher habe man die Prämie geschaffen; in den USA sind 475.000 Fahrzeuge betroffen. 16 Milliarden Dollar hat der Konzern für die Maßnahmen in den USA bereitgestellt.

Und in Europa? Da läuft die Sache weit unaufgeregter, wie ein Blick in die Werkstätten zeigt. Beim Amarok ist die Rückrufaktion bereits großteils abgeschlossen, jetzt sind Tiguan, Caddy, Passat, CC und Eos mit 2.0-Liter-TDI dran. Auch viele Audi A4, A5 und Q5 wurden mit der neuen Software ausgerüstet.

Das Positive dabei: LautÜberprüfungen des ÖAMTC gibt es keine negativen Auswirkungen auf Verbrauch, Leistung und Fahrverhalten. Der Club rät seinen Mitgliedern daher vor individuellen Klagen gegen VW ab. Hingegen sei es risikolos, sich der angestrebten Sammelklage des Vereins für Konsumenteninformation anzuschließen.Hier gehe es um einen möglichen Wertverlust (merkantiler Minderwert) des Fahrzeugs.

Neue Strategie für die kommenden Jahre

Klar, dass man beim Importeur die Messergebnisse desÖAMTC genau verfolgt hat: "Sie passen punktgenau", sagt Richard Mieling, Sprecher der Porsche Holding: "Wir empfehlen, dass unsere Kunden den Rückruf möglichst rasch durchführen, weil sie sonst bei jedem Werkstattaufenthalt daran erinnert werden, dass diese Aktion noch durchzuführen ist." LautAngaben von Mieling waren bis Ende Juni 25.000 der 35.000 bereits vom deutschen Kraftfahrt-Bundesamt zum Rückruf freigegebenen Autos in Österreich in den Werkstätten.

Der wirklich große Brocken, nämlich die Fahrzeuge mit dem 1.6-Liter-TDI, folgt aber erst: Hier ist nicht nur (wie bei den 2.0-Liter-Aggregaten) ein Software-Update erforderlich, sondern auch der Einbau eines Strömungstransformators vor dem Luftmassenmesser. Doch selbst diese Maßnahme soll maximal eine Stunde dauern. Ein Termin für diese Motoren war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.

Präsentiert hat Müller mittlerweile die neue Strategie: Er will die 340 Modellvarianten reduzieren, die modularen Baukästen von 12 auf 4 straffen. Im Bereich der Billigautos wolle man mit einem Partner aus Asien ein überzeugendes Angebot auf die Räder stellen. Außerdem werde man die Batterietechnologie zu einer Kernkompetenz machen und stark in den Bereich "autonomes Fahren" investieren.