macht noch keinen Sommer. Dieser Gedanke schießt einem durch den
Kopf, wenn man staunend vernimmt, dass der neue Verkehrsminister Mag.
Jörg Leichtfried vom Verkehrsgeschehen auf nationaler und
internationaler Ebene etwas mehr als eine Ahnung hat. Da hätte ja
plötzlich der Minister mehr Sachverstand als viele seiner
Untergebenen. Wo kommt denn da unser Beamtenstaat hin? Wird das Heer
an falschen Verbündeten und zweifelhaften Einsagern damit hinfällig?
Na, wir werden es ja sehen und können ihm eigentlich nur Glück
wünschen, denn das Paket an ungelösten Aufgaben ist nicht gerade
klein.
In den ersten Reden des neuen Kanzlers Christian Kern kam der Begriff
Transparenzöfters vor. Da gäbe es einiges im Verkehrsbereich, was
transparent zu machen wäre. Die Veröffentlichung von Erlässen,
Protokollen von Länderkonferenzen oder der Zugriff auf technische
Genehmigungsdaten im Zuge der §-57a-Überprüfung wären vordringlich,
das gute alte "Amtsgeheimnis" gehörtzu 90 Prozent eliminiert. Der
Bürger oder auch Händler von Fahrzeugausstattungen muss sich meist
mühsam um Eintragungen in Zulassungsdokumente bemühen: Einmal
genehmigt und einmal veröffentlicht sollten wohl genügen.
Als Juristen müsste dem neuen Bundesminister die Verästelung der
Kompetenzen auf Ministerien, Länder, Gemeinden und ASFINAG sowie das
Alter seiner wichtigsten Gesetze StVO (Straßenverkehrsordnung) mit
bald 70 Jahren und KFG (Kraftfahrgesetz) mit fast 60 auffallen.
Antiquiertes Recht erzeugt natürlich auch totes Recht. Da tummeln
sich Pferdefuhrwerke und Handkarren durch die StVO und das KFG
strotzt von Begriffen, die mit der EU-Nomenklatur oder
naturwissenschaftlichen Einheiten nichts zu tun haben. Der heutige
Massenverkehr verlangt nach exakten Regeln und nicht nach schwammigen
Begriffen. Was sind etwa "größere Längsabmessungen von Kfz","starker
Verkehr" oder "enge und unübersichtliche Straßenstellen"? Zum toten
Recht gehört etwa das Tempolimit von 60 km/h für Lkws während der
Nacht sowie der Abstand von 50 m auf Freilandstraßen. Auch beim
Zufahren zum linken Fahrbahnrand bin ich mir nicht sicher, ob das
diesbezügliche Verbot jemals geahndet wird. Ähnliche Zustände
herrschen im Radverkehr bei der Benützungspflicht von Radwegen.
Bei der ASFINAG steht jederÖsterreicher mit mehr als 1.000 Euro in
der Kreide. Von den etwa 2 Milliarden Euro Mauteinnahmen verbleiben
etwa 500 Millionen. An diesen bediente sich der Staat mit 100
Millionen, der Schuldenstand wurde um 10 Millionen verringert, woraus
man bei weiterer günstiger Geschäftsentwicklung eine Tilgung der
Schulden in rund 1.000 Jahren ableiten könnte. Wie gut, dass es im
Mittelalter noch keine AS-FINAG gab. Wir würden heute noch dafür
blechen!
Die WillkommenskulturÖsterreichs ist ein im Flüchtlingswesen heiß
diskutierter Begriff, im Verkehr ist sie gelebte Realität. Alle
Ankündigungen zur Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene haben
sich als Sprechblasen erwiesen. Wer im Norden Niederösterreichs oder
auf der Ost- oder Inntalautobahn unterwegs ist, sieht kaum ein
heimisches Kennzeichen im Gütertransit. Wäre vielleicht weniger
schlimm, wenn nicht die mangelnde Abgasqualität oder teilweise
gefährliche Ladungen hinzukämen. Der Ruf nach Grenzkontrollen wäre
nicht nur wegen versteckter Flüchtlinge zu überdenken, das würde auch
den Bahntransport beleben.
Bei aller Vorfreude auf Veränderungen muss befürchtet werden, dass
der Bereich der Fahrzeugtechnik, an dem auch ein großer Teil der
Wirtschaftsleistung unseres Landes hängt, eher nicht zu den Stärken
der neuen Administratur gehören könnte. Von den Vorgängern wurde hier
viel an Kompetenz zunichte gemacht, dies wird nicht einfach oder gar
nicht wieder aufzubauen sein. Sämtliche österreichischen
Zulieferbetriebe (bekannte Namen) müssen sich langwierig um
Europazertifikate aus dem Ausland bemühen. Infrastrukturelle
Einrichtungen zur Unterstützung unserer Produzenten, wie sie etwa in
der Bundesprüfanstalt fürKfz vorhanden waren, wurden aus falsch
verstandener Verwaltungsvereinfachung nie wirklich genutzt. Das
Gelände in Wien-Strebersdorf bietet ein Bild von geistiger
Verwüstung, daran ändert auch der großspurige Name "Bundesanstalt für
Verkehr" nichts. Behörden als Helfer privater Initiativen warein
schöner Gedanke.