Die Luxusklasse des Autohandels scheint Jürgen Schuster schon früh in ihren Bann gezogen zu haben. In einem Autohaus groß geworden, entschloss er sich im Jahr 2010 zur Konzentration auf den Handel mit hochwertigen Sportwagen und Oldtimern. 2012 sicherte er sich für seinen Betrieb in Zipf Serviceverträge von Ferrari und Maserati - nachentsprechenden Investitionen, denn die beiden italienischen Nobelmarken stellen bekanntlich kapriziöse Ansprüche.

Hochtrabende Pläne

Schuster wollte noch mehr und sah die Chance, in Wien aktiv zu werden. In Vösendorf übernahm er vom gestrauchelten Raoul Donschachner das ehemalige Autohaus Bulla, das er für 4 Millionen Euro zu einem luxuriösen Musterbetrieb ausbauen wollte. Ein angemieteter Betrieb in Mistelbach sollte während der Bauzeit als "Auffang-Autohaus" dienen. Schuster rechnete sich angesichts des absehbaren Ausscheidens des Autohauses Keusch, das sich einige Jahre lang als heimischer Händler von Ferrari und Maserati versucht hatte, gute Chancen auf eine "in Österreich fast konkurrenzlose Position" aus. Er berichtet, dass ihm die Hersteller die Verträge mündlich zugesagt hätten -doch schriftliche Vereinbarungen ließen auf sich warten: "Wir wurden immer wieder angehalten, geduldig zu sein."

Unterdessen fand Maserati in der Pappas-Gruppe einen potenteren Partner, auch Ferrari konnte sich für Schuster nicht mehr erwärmen. Die Folge: Die Hauptbank Alphera (das ist der für Fremdmarkenfinanzierungen genutzte Name der BMW Bank) stellte den Kreditrahmen fällig. Schuster nahm persönliche Haftungen auf, eine Privatstiftung gewährte ein zusätzliches Darlehen, Lagerfahrzeuge wurden abverkauft und der Standort Mistelbach zum 31. Dezember 2015 geschlossen - doch es half nichts: Am 1. Juni mussten sowohl die Schuster Premium GmbH als auch die als Holdinggesellschaft fungierende Schuster Sport-&Classiccars GmbH Insolvenz anmelden. Die Passiva beliefen sich auf rund 10,3 Millionen Euro.

Deutscher Händler vor Markteintritt?

Ob Schuster die angestrebte Sanierung mit zwanzigprozentiger Quote gelingt, bleibt abzuwarten. Ferrari hat unterdessen schon neue Markenliebhaber in seinen Bann gezogen - zum Beispiel den süddeutschen Luxusfahrzeughändler Gohm, der bisher in Singen sowie Stuttgart tätig ist und sein Interesse daran bekundet, den Vösendorfer Standort aus der Insolvenzmasse von Schuster zu erwerben.