Soeben ist die Weltleitmesse "Reifen" zu Ende gegangen. Mit Ausnahme
der Messegesellschaft Essen zeigten sich weder Industrie noch Handel
wirklich zufrieden.
Im lokalen Ersatzbedarf herrscht bei weiterhin
sinkender Nachfrage enormesÜberangebot und dramatischer Preis- und
Margendruck. Alles untrügerische Zeichen, dass die Anzahl der
Autobesitzer sinkt und die obendrein weniger Fahrkilometer leisten -
also geringeren Verschleiß verursachen.
So sehen dann auch die "Erfolgsrezepte" aus: Man nehme die (zurzeit
noch) marktdominante Stellung der globalen Reifenhersteller in der
Erstausrüstung. Man kombiniere sie mit den diversen
Vertriebsangeboten im Nachrüstgeschäft - und das Geschäft für die
Industrie läuft. Die Basis legt die Autoindustrie mithilfe ihrer
gefügigen Zulieferanten durch Hereinnahme von beliebig
beeinflussbaren Vertriebskanälen und stets zu Diensten die
autofeindliche Politik.
Während also die Konzerne - steuerschonend - aktionärsorientiert ihre
Gewinne maximieren, gehen lokal ganze Berufsgruppen und damit
ungebremst Kaufkraft verloren.
Die etablierte Politik samt ihren Funktionärsapparaten auf
Dienstnehmer- und -geberseite schaut zu und wundert sich über das
geänderte Wählerverhalten.
Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung inÖsterreich nimmt die
falsche Richtung. Neue Parteien greifen die Realität mit wachsenden
Arbeitslosenzahlen und Einkommensverlusten auf, sie geben ihr
Gesichter - sympathische und unsympathische. Im Abschwung entwickeln
viele Menschen Abstiegsängste, darunter viele Arbeitgeber, die ihre
Existenzgrundlage auf lokal orientierter Geschäfts-Kundenbasis ruhen
haben, sie fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen.
Den Proporz aus Rot und Schwarz hat die Nation satt. Immer mehr
votieren deshalb zu Blau und Grün. Doch rüttelt das zur
wirtschaftlichen und sozialen Neuordnung im Land auf? Solange die
Beamten und Gewerkschafter das Sagen haben, wird sich nichts am
lokalen Treiben zugunsten der heimischen Wirtschaft ändern, fürchtet
Ihr
Gerhard Lustig
Geschäftsführer und Herausgeber