Aus diesem Grund haben wir uns dieses Jahr erstmals für "Oldtimer" als eigenes Schwerpunkt-Thema entschieden. In der Recherche bei Oldtimerbesitzern und -clubs hat sich herausgestellt, dass die Nachfrage sogar deutlich höher ist, als angenommen.

Jene Werkstätten, die sich schon vor Längerem auf Oldtimer spezialisiert haben, haben sich perfekt etabliert und sind in der Regel gut ausgelastet. In manchen Fällen werden gar keine Neukunden mehr angenommen, um die bestehende Klientel optimal betreuen zu können.

Bei diesem Kundenstamm handelt es sich allerdings zum Großteil um Besitzer teurer, exklusiver Fahrzeuge. Das ist zwar ein Markt, der speziell am oberen Ende nach wie vor wächst, der zusätzliche Bedarf entsteht allerdings woanders.

Vor einiger Zeit waren nur die Vorkriegsfahrzeuge als echte Oldtimer definiert, bei den Modellen aus den 50er-und 60er-Jahren musste es sich zumindest um eine exklusive Marke handeln. Dieser Zugang hat sich massiv verschoben, die Volumensmodelle aus den 70er-aber auch schon den 80er-Jahren gewinnen an Bedeutung, egal ob Premiummarken wie Mercedes oder BMW oder Volumensanbieter wie VW, Ford oder Opel. Entscheidend ist der originale und hochwertige Zustand. Für die Besitzer dieser Fahrzeuge, die im Übrigen immer jünger werden, stehen Nutzbarkeit und Fahrbarkeit an oberster Stelle.

Im Gegensatz zu den preislich weiter steigenden Top-Modellen der Szene sind diese Fahrzeuge in der Anschaffung und im Unterhalt auch für Durchschnittsverdiener leistbar. Dafür braucht es allerdings bei den Werkstätten den entsprechenden Mittelbau mit guter Arbeit zu fairen Preisen.

Auch wenn wir uns in einem Markt befinden, wo derzeit die Nachfrage größer ist als das Angebot, darf man sich keinen Geschäftsbereich erwarten, in dem Milch und Honig fließen. Als etablierte Werkstätte für Neu-und Gebrauchtwagen auch nebenbei mit dem Oldtimergeschäft zu beginnen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ganz oder gar nicht, lautet das Motto. Dafür ist die Materie zu komplex, die Kunden sind -zu Recht -sehr anspruchsvoll, was die Betreuung ihres liebsten Hobbys betrifft. Dafür braucht es viel Erfahrung, die anfangs vielleicht noch fehlt oder aber in älteren Mechanikern noch vorhanden ist. So könnten sich etwa langjährige Markenbetriebe wieder den alten Modellen ihrer Marke widmen, wo Reparaturunterlagen und ein bisschen Knowhow noch existieren.

Die Anforderungen gehen nämlich in die gänzlich andere Richtung als bei Neuwagen üblich: reparieren statt austauschen lautet die Devise, Sorgfalt vor Schnelligkeit. Arbeitszeiten sind nur schwer zu kalkulieren, jedes Modell hat spezielle Schwachstellen. Umso wichtiger ist das Vertrauen in die Werkstätte. Mittels Mundpropaganda in der besonders gut vernetzten Oldtimerszene verbreitet sich Lob ebenso schnell wie Tadel.

Der Austausch mit Kunden, mit Experten und Lieferanten, aber auch mit Oldtimerclubs hilft den Werkstätten, das entsprechende Wissen aufzubauen und das richtige Angebot zu erstellen. Der Oldtimermarkt ist alles andere als einfach, aber er wächst. Immerhin.