Er war Vorsitzender des Arbeitskreises der Automobil- Importeure,
Motorsportfunktionär und Autor. Mit Martin Pfundner ist ein wahres
Multitalent von uns gegangen.
Wenn es den Titel "Sir" in derösterreichischen Automobilbranche
gegeben hätte, dann wäre er der Erste und vermutlich Einzige, der
diese Anrede verdient hätte. Martin Pfundner stammte aus einer
Glockengießer-Familie, war unglaublich engagierter, international
tätiger FIA-Motorsportfunktionär, erfolgreicher Veranstalter
legendärer Motorsport-Events. Er war Gründungsmitglied der
"autorevue", Journalist und Autor zahlreicher Publikationen über die
österreichische Automobilsportgeschichte.
Automobile waren für ihn Kulturgut und folgerichtig war sein Zugang
zu diesem Thema mehr ein kultureller als ein technischer. Er besaß
ein unglaubliches Wissen rund um den Motorsport. Und Menschen, die
Traditionen hoch halten, verinnerlichen das in ihrem Gestus, in ihrem
Denken und auch in ihrem Lebensstil. MartinPfundner pflegte mit
Vorliebe die feine englische Art. Dunkler Anzug, Weste, silberne
Taschenuhr und seine Zigarre waren seine unverkennbaren
Markenzeichen.
Dennoch warüberraschend, dass sein Einstieg in die
Automobilwirtschaft bei einer kleinen Automobilorganisation erfolgte.
Bei British Leyland in Salzburg war er für Öffentlichkeitsarbeit
zuständig. General Motors holte ihn später nach Wien, um im Umfeld
des neuen Motorenwerks in Aspern die Kontakte zur Politik und der
österreichischen Presse zu entwickeln. Was ihm ganz fantastisch
gelang -ohne Attitüden, sondern ganz allein durch seine kluge,
verlässliche, feinsinnige Art und seine humorvolle Persönlichkeit.
Mit Geduld und Noblesse zum Konsens
Abseits des Dienstlichen war er im Jockey-Club -jenem exklusiven
Kreis wohlbestallter Guts-und Pferdebesitzer, zu denen er selbst
nicht zählte -als Sekretär und zuletzt, welch" Ehre, als Präsident
tätig.
Größte Anerkennung erhielt er als Vorsitzender des Arbeitskreises der
österreichischen Automobil-Importeure. Hier entwickelte er eine wahre
Meisterschaft, mit Geduld und Noblesse in strittigen Fragen einen
Konsens unter den Wettbewerbern herbeizuführen und die Ergebnisse
dann gegenüber der Politik und den Medien zu artikulieren. Hier war
er als streitbarer Diskutant in seinem Element und gleichzeitig auch
ganz Diplomat mit glänzenden Kontakten.
Mit Martin Pfundner zu diskutieren, war eine intellektuelle Wohltat,
mit ihm ein "Dinner" zu genießen eine humorvolle Stunde und jedes
Wiedersehen eine Freude. Letzteres ist jetzt leider nicht mehr
möglich. Dennoch bleibt er unvergesslich, denn er hinterließ der
Nachwelt eine einzigartige Zusammenfassung der Geschichte der
österreichischen Automobilindustrie.