Die Branche ist im Umbruch", das hören wohl gerade alle Wirtschaftszweige, nirgends bleibt die Zeit stehen. Doch während sich in vielen anderen Branchen das Kaufverhalten der Kunden ändert und vermutlich das Internet noch deutlich an Bedeutung gewinnt, ist die Lack-und Karosseriebranche mit einer kompletten Veränderung der Mobilität konfrontiert. Das weitreichende Thema hat mit dem einfachen "Parkpiepserl" begonnen und die Kleinschäden beim Einparken massiv reduziert.

ABS und ESP haben die schweren Unfälle verhindert und damit die Zahl der großen Schäden reduziert. Mittlerweile ist die Zeit der Assistenzsysteme angebrochen und diese wird im autonomen Fahren enden. Natürlich wird die komplette Umsetzung noch lange Zeit dauern und es wird auch dann noch Selbstfahrer aus Spaßgründen geben undOldtimer, die selbst bewegt werden. Aber die große Masse an Fahrzeugen wird selbstständig seinen Besitzer täglich zur Arbeit bringen. Als teilautonomes Fahren auf der Autobahn wird das bereits in den nächsten Jahren Realität, wie die neue Mercedes-Benz E-Klasse schon heute demonstriert.

Die Unfallzahlen werden dadurch massiv zurückgehen. Das menschliche Versagen mit dem Einkaufswagen am Supermarktparkplatz oder dem Fahrrad in der Begegnungszone wird den Rückgang in der Karosseriebranche nicht aufhalten. Das sollten all jene Betriebe bedenken, die heute langfristige Investitionen planen.

Elektronische Schadenmeldung

Doch bis zum Zeitpunkt, wo selbstfahrende Autos den Großteil der Unfälle verhindern, wird uns die zunehmende Elektronik im Bereich der Schadenabwicklung beschäftigen.

Das existiert heute bereits mit Handy-Programmen, den Apps, die von unterschiedlichen Firmen und Institutionen angeboten werden. Ford hat kürzlich FordPass als umfassende Mobilitäts-App vorgestellt, Axalta (Standox und Spies Hecker) hat als erster Kundennetzwerk-Anbieter eine App für das Axalta Automotive Repair Network realisiert, der ÖAMTC hat eine Notruf-App und auch die Allianz hat kürzlich eine App mit einfacher Hilfe beim Schadenfall umgesetzt. Das Ziel dieser Apps ist es, den ersten und schnellsten Draht zum Autofahrer im Schadenfall zu haben.

Durch die Einfachheit in der Bedienung, die während einer Ausnahmesituation wie bei einem Unfall entscheidend ist, gewinnt die App, zumindest bei den jüngeren Autofahrern. Denn wer den Kunden hat, macht bekanntlich das Geschäft. Die Interessen und Ziele der einzelnen App-Anbieter sind natürlich unterschiedlich: Ablösezahlung (Versicherung), Fahrt in die Markenwerkstatt (Autohersteller), Fahrt in die Partnerwerkstatt (Lackhersteller).

Fahrzeug meldet Unfall

Doch auch die App ist nur ein Zwischenschritt, denn mittlerweile melden manche Fahrzeuge den Unfall und den notwendigen Werkstattaufenthalt selbst. Die Frage ist nur, an welche Werkstätte die Meldung erfolgt. Auch wenn Initiativen laufen, die dem Autofahrer alle Möglichkeiten offen lassen sollen und die Daten nur dem Fahrzeugbesitzer gehören sollen, sind Fahrzeughersteller und Versicherungsunternehmen in dieser Frage absolut in der Poleposition. Als freier Karosseriebetrieb der erste Ansprechpartner zu sein, wird immer schwieriger.

Entscheidend ist also der Zugang zum Kunden. Dieser muss sich bewusst dafür entscheiden, beim Karosseriebetrieb seiner Wahl anzurufen bzw. sein Auto dort "anrufen" zu lassen. Das sollte bei einem Stammkunden durchaus möglich sein, es setzt allerdings voraus, dass er der Autobesitzer ist. Firmenfahrzeuge, Leasingfahrzeuge, Mietlösungen, Carsharing: Die Modelle werden vielfältiger, aber der Kfz-Betrieb wird es immer weniger mit Autofahrern zu tun haben, denen das Auto auch tatsächlich gehört.

Elektronische Schadenabwicklung

Neben dem Kundenkontakt wird auch die Schadenabwicklung immer mehr elektronisch erfolgen, hier muss der Karosseriebetrieb in Zukunft extrem fit sein. Denn die Versicherungen werden noch mehr Abläufe an die Betriebe auslagern; nur wer mitspielt, wird den Auftrag bekommen.

Für den freien Karosserieunternehmer wird es zunehmend schwieriger, den Zugang zum Kunden zu erhalten, die Lösung liegt in Kooperation. Ob mit Autoherstellern, Lackanbietern, Versicherungen, Flottenbetreibern oder den Softwareanbietern, ist eine andere, schwer zu beantwortende Frage.