A&W: Wenn Sie auf das Jahr 2015 zurückblicken, wie zufrieden sind Sie mit dem österreichischen Markt?

Claus-Christian Schramm: Der Markt ist ein interessanter, der durch eine hohe, fortschreitende Neuzulassungsquote und einen hohen Fahrzeugbestand ausreichend Potenzial hat. 2015 führten wir erfolgreich unsere neuen HP-Winterreifen Goodyear Ultra-Grip Performance und Dunlop Winter Sport 5 am Markt ein. Zur Unterstützung des Sell-out haben wir attraktive Endverbraucher-Prämien angeboten. Zusammen mit unseren Handelspartnern konnten zielgerichtet Verkaufsaktivitäten umgesetzt werden.

Mit welchen Erwartungen sind Sie in das Jahr gestartet? Wie wird sich das Geschäft entwickeln?

Schramm: Wir gehen von einem weiterhin konstant hohen Niveau an Zulassungen sowie von einem Wachstum des Pkw-Bestandes von 2,4 Prozent bis 2018 aus und rechnen mit einem steigenden Reifenersatzmarkt. Aufgrund einer konstanten Nachfrage während der letzten Sommersaison sind die Lagerbestände für Sommerreifen im Handel auf einem niedrigen Niveau. Gutes Potenzial bieten auch die eingelagerten Sommerreifen. Wie unsere Analysen zeigen, liegt bei etwas mehr als 20 Prozent der eingelagerten Kundenräder das Restprofil unter 3 mm. Durchdie Vielfalt an Fahrzeugmodellen in Österreich erwarten wir eine weiterhin steigende Nachfrage nach "High-End-Produkten" wie ROF, 4x4, HP-und UHP-Reifen.

Wird der klassische Reifenfachhandel langfristig bestehen? Wie kann sich dieser gegenüber der Konkurrenz anderer Distributionskanäle behaupten?

Schramm: Der traditionelle Reifenfachhandel ist immer mehr mit Endverbrauchern konfrontiert, die den Internetpreis des Reifens zahlen wollen, aber die klassischen Vollpackage-Leistungen des Händlers in Anspruch nehmen wollen. Nichtsdestotrotz wird der Reifenhändler durch seine langjährigen Kundenbeziehungen, Fachberatung, Service, Einlagerung, über die Altreifenentsorgung bis hin zu speziellen Öffnungszeiten und guter telefonischer Erreichbarkeit während der Saison überzeugen können. So hat der Kunde neben kompetenter Beratung auch im Falle einer Reklamation einen Ansprechpartner. Durch die rasche Verfügbarkeit der Reifen aus unserem Lager muss der Händler auch nicht massenhaft Reifen einlagern, sondern erhält diese innerhalb von 24 Stunden geliefert. Mit POS-Marketingmaßnahmen und unserer Reifengarantie versuchen wir, den Reifenfachhandel dabei zu unterstützen.

Wie kann die fortschreitende Digitalisierung für den Händler zu einer Chance werden?

Schramm: Im Rahmen eines Big-Data-Management können wir dem Händler aus gewonnenen Daten Empfehlungen aussprechen, aber seine "Hausaufgaben" muss dieser selbst machen. Er muss seinen Kundenstamm kennen und die eingelagerten Reifen durcharbeiten, um zu wissen, welcher Kunde neue Reifen braucht. Über Geomarketing kann er abklären, welche Fahrzeuge es in seiner Umgebung gibt, und in einem weiteren Schritt kann er versuchen herauszufinden, wie die Fahrzeuge genutzt und welche Reifen benötigt werden.