Beim Gebrauchtwagen ist nichts zu verdienen", klagen nach wie vor
viele Autohausbetreiber. Wenn man die Buchhaltung dieser Betriebe
betrachtet, scheint diese Einschätzung auch zu stimmen.
Dennoch ist
sie zu hinterfragen. Denn die Kostenstelle Gebrauchtwagen muss für
viele Belastungen des Autohauses herhalten. Da sind zum Beispiel die
Vorführwagen, die früher oder später am Gebrauchtwagenkonto landen,
wo letztlich der Verlust dafür "realisiert" wird. Ähnliches gilt für
Serviceersatzfahrzeuge.
Ein weiteres, schwieriges Thema ist die Kostenstellenrechnung beim
Eintausch. Für den Kunden ist es egal, ob er mehr für den "Alten"
bekommt oder weniger für den "Neuen" bezahlt. Entscheidend ist der
Aufpreis. Doch wer schluckt die Stützung des Geschäftes im Haus? Zu
welchem Preis bekommt die GW-Abteilung das Auto auf den Platz?
Das führt zum nächsten und vermutlich größten GW-Problem im Autohaus:
die Aufbereitungskosten. Jede Laufkundschaft erhält Skonto,
Stammkunden bekommen vernünftige Rabatte, Flotten-und Versicherungen
drücken die Preise und spätestens bei der Garantiekostenvergütung ist
es mit dem Gewinn vorbei. Lediglich die Gebrauchtwagenabteilung zahlt
in der eigenen Werkstätte und Lackiererei gute Preise.
Zusammengefasst ist es nichtüberraschend, dass laut Bilanz mit
Gebrauchtwagen kein Geld zu verdienen ist. "Ist doch egal", werden
Sie jetzt sagen, "bleibt doch alles im gleichen Haus." Mitnichten,
denn die Kostenrechnung entscheidet die Strategie und die
Entscheidungsfindung. Eine defizitäre Gebrauchtwagenabteilung wird
sichanders verhalten als der Ertragsbringer und Star des Hauses.
Aufgrund der beschriebenen Situation werden bei den meisten dieser
Betriebe sehr hohe Ertragsanforderungen an die verbleibenden,
tatsächlichen Gebrauchtwagen gestellt. Es werden Margen verlangt, die
einfach nicht mehr zu erzielen sind. Das führt dazu, dass
Fahrzeugrücknahmen oft nicht mehr gemacht werden, weil der
Eintauschwagen zu teuer wäre. Zu teuer, um die vorgeschriebene oder
geplante Gebrauchtwagenmarge zu erreichen, aber günstig genug, um
noch Geld zu verdienen. Das gilt noch deutlich stärker für den
aktiven Zukauf. Mit der unrealistischen Kalkulationsvorgabe ist das
nicht möglich.
Bleibt noch das Problem mit der Qualität. Entweder die
Aufbereitungskosten machen das Geschäft kaputt, weil die Werkstätte
das Fahrzeug zu Tode repariert, oder die Gewährleistungskosten sind
erdrückend, weil zu wenig gemacht wird. Der optimale Mittelweg
braucht Erfahrung, Engagement und gesunden Menschenverstand von
beiden Abteilungen.
Die Wahrheit ist: Mit den meisten, ganz normalen Fahrzeugrücknahmen
kann ein vernünftiger Deckungsbeitrag erwirtschaftet werden. Für
viele Autohäuser wäre es an der Zeit, Kostenrechnung und Strategie im
Haus zu überdenken und das wirkliche Geschäft zu forcieren, statt ein
längst defizitäres Neuwagengeschäft über die Buchhaltung zu stützen.
Gerald Weiss