Mit einem neuen Ganzjahresreifen will Firestone am europäischen Markt
Fuß fassen. Die Kombination Sommer und Winter könnte durchaus
funktionieren.
Der Klimawandel ist allgegenwärtig -zwar nicht ganz so dramatisch wie
im Endzeit-Hollywoodstreifen "The day after tomorrow", aber Winter
ist irgendwie nicht mehr Winter und beim Sommer ist es ähnlich. Die
Jahreszeiten vermischen sich und vor allem in urbanen Gebieten steigt
die Nachfrage nach oftmals geächteten Ganzjahresreifen.
Nicht Fisch und nicht Fleisch
Eines vorweg: Wer einen Ganzjahresreifen mit seinen spezifischen
Sommer-oder Winterkollegen vergleicht, hat das Konzept nicht
verstanden. So werden vor allem im Grenzbereich der Sommerreifen
aufgrund der Gummimischung und der Winterreifen aufgrund der härteren
Kontur (und all der anderen spezifischen Merkmale) immer überlegen
sein.
Aber gerade der Multiseason kann eines besonders gut: Die Aufgaben
des jeweiligen anderen, und zwar in den wichtigen Basisfunktionen,
die bei Notsituationen wichtig sind. Er verzögert bei Nässe, Schnee
und trockener Fahrbahn überraschend gleichmäßig gut. Auch die
Beschleunigung passt. Ebenso ist die Positionierung im mittleren
Preissegment mit der Marke Firestone passend für die entsprechende
Käuferklientel.
Lagerproblematik einfach gelöst
So will man seitens Bridgestone mit der Tochtermarkte Firestone und
dem neuen Multiseason die Fahrer in der Kleinwagen-und
Kompaktwagenklasse erreichen, die auf "gutes"
Preis-Leistungs-Verhältnis wert legen. So kann durch die Verwendung
von Ganzjahresreifen vor allem im RDKS-Bereich gespart werden. Denn
wie bei den Felgen benötigt man bei Ganzjahresreifen keinen
zusätzlichen Satz.
Der Reifenverschleiß bleibt jedoch gleich. Während Sommer-bzw.
Winterreifen nur jeweils eine Saison pro Jahr gefahren werden, sind
Ganzjahresreifen, wie der Name schon sagt, das ganze Jahr durchgehend
im Einsatz und nützen sich dadurch ab.
Für den Händler besonders interessant ist, dass sich aufgrund der
ganzjährigen Einsatzmöglichkeit die Lagerproblematik quasi auflöst,
sollte eine Jahreszeit "auslassen". Auch in Österreich ist man bei
der gesetzlichen Sonderregelung auf der sicheren Seite: M+Sund
Schneeflockenkennzeichnung sindvorhanden.
Der Underdog kann noch mächtig wachsen
Bridgestone kalkuliert bei Ganzjahresreifen mit 17 Prozent jährlichem
Wachstum und 20 Millionen verkauften Stück bis 2020. Zwar beruhen die
Zahlen auf entsprechenden Märkten wie dem ozeanisch beeinflussten
Nordwesten Europas, dennoch findet man auch in Österreich Regionen
mit Absatzpotenzial wie das Burgenland, Wien oder den Donauraum.
Generell wird seitens des Konzerns auch davon ausgegangen dass in den
kommenden Jahren der Wachstumsanteil im Reifenmarkt zu 40 Prozent vom
mittleren Preissegment getragen wird, während es 2013 nur 27 Prozent
waren. Einher gehen natürlich verhältnismäßig Absatzrückgänge bei
klassischen Reifen.