Der Vertriebsdruck wird auch für die Ölkonzerne immer größer. Die
Ideen und Konzepte der einzelnen Marken zu Internet-Verkauf,
Preisdumping und Öl-Marge lesen Sie in unserer Umfrage.
Internetangebote, mitgebrachteÖldosen, Angebote der
Automobilhersteller, Preisdiskussionen: Mit dem Preisdruck gerät der
Ertragsbringer Motoröl zunehmend unter Druck. Wie können die Preise
und die Marge noch erhalten werden?
Wolf, Castrol: Castrol Austria hat den Partnerbetrieben ein
entsprechendes Toolkit zur Verfügung gestellt, welche mithilfe eines
internen Mitarbeitertrainings von vorbereiteten Argumentationskarten
und entsprechenden Informationsbroschüren für den Endkonsumenten
einfach und sicher zu behandeln sind.
Eibl, Lukoil: Einerseits ist es schwer, dem Endkonsumenten die
Qualität eines Motoröles "fühlbar" zu machen, denn wann kommt er
schon in tatsächlichen Kontakt damit? Andererseits werden die Motoren
immer weiter ausgereizt (kleiner, höhere Leistung, weniger
Kraftstoffverbrauch, schärfere Abgasnormen) und die Ansprüche an die
modernen Motorenöle damit immer strenger. Auch in Europa beginnen wir
wieder, unsere Fahrzeuge länger zu fahren, daher ist die Erhaltung
der Lebensdauer schon ein Thema für jedermann.
Katzengruber, Total: Um die Margen des wichtigen Ertragsbringers
Schmierstoff in den Werkstätten zu erhalten, ist es aus unserer Sicht
notwendig, die Vertriebskanäle zu selektieren. Da unsere Produkte
nicht in Supermärkten angeboten werden, entsteht für unsere Partner
keine zusätzliche Konkurrenz. Von Angeboten im Internet ist generell
abzuraten, da schon sehr viele gefälschte Produkte angeboten werden.
Hiermaier, Liqui Moly: In der Tat nimmt der Druck zu. Gegenüber den
Werkstätten können wir die Preise aufrechterhalten, weil der Kunde
bei uns nicht ausschließlich das Öl kauft. Bei Liqui Moly bekommt er
noch ein Bündel an Leistungen on top. Dazu gehört die gesamte
Apparatur, um das Öl verarbeiten und sauber wie sicher lagern zu
können. Der Serviceumfasst auch Marketingelemente wie die kostenlose
Gestaltung und Produktion von Außenwerbeelementen.
Paseka, Shell: Kfz-Werkstätten wird es trotz eines dynamischen
Marktes und kreativerer Ideen der Automobilhersteller immer brauchen
-das Internet kann das nicht annähend. Eine Werkstatt, die den
Ertragsbringer Motoröl als lästigen Servicebestandteil sieht und ohne
Anspruch auf qualitatives Motoröl handelt, wird hier auch kaum einen
Ertrag erzielen können. Wer sich hingegen die Zeit nimmt, den Kunden
zu beraten und ihn über die Vorzüge aufzuklären, der hat die
Möglichkeit, dem Kunden einen Mehrwert zu bieten und selber etwas zu
verdienen.
Schneider, Motorex: Jeder Kfz-Betrieb kann sich relativ leicht ein
Bild vom Markt, seinen Teilnehmern und deren Strategien machen.
Fachmedien bieten sich dafür als gute Quelle an. Es können auch die
diversen Versprechungen sehr leicht überprüft werden. Dann gilt es
abzuwägen, welcher Anbieter eine seriöse Beratung hat und Margen
zulässt, die ein vernünftiges Handeln auch in Zukunft gewähren.
Köck, Motul: Zum einen ist es wichtig, dass die Kfz-Partner ihren
Kunden den Mehrwert vor Augen führen, den sie durch die Verwendung
von Qualitätsprodukten in ,ihrer" Werkstatt erhalten. Autohäuser,
Werkstätten und Fachhändler, die mit uns zusammenarbeiten, haben
dabei den großen Vorteil, dassdie Produkte ausschließlich über sie
und nicht über Bauund Supermärkte oder Tankstellen vertrieben werden.
Damit sind unsere Motorenöle nicht vergleichbar und garantieren den
Partnern eine hohe Exklusivität und stabile Preise.
Mauerhofer, mapo: Wir bieten unsere Produkte nur in Werkstätten,
Tankstellen und bei Fachhändlern an, somit gibt es keine
Parallelvermarktung. Der Endverbraucher soll sich über ein Produkt
informieren können, der Vertrieb soll unseren Partnern vorbehalten
bleiben. Preise und Margen können in Zukunft nur erhalten werden,
wenn das Werkstattpersonal denEndverbrauchern auch alternative
Schmierstoffe anbietet sowie Zusatzprodukte verkauft, z. B.
Treibstoffadditive, Reinigungsprodukte, Winterchemie usw.
Huber, Eurolub: Der Preis darf nicht das Hauptverkaufsargument sein.
Leider ist das durch erhöhte Preistransparenz immer häufiger der
Fall. Hier liegt der Ansatz in der Kommunikation und der
Unterstützung der Händler. Wir sind stolz darauf, dass wir uns durch
unser kompetentes Händlernetz darauf verlassen können, dass bei der
Marke Eurolub die Qualität im Vordergrund steht.
Die Werkstättenauslastung geht zurück: Wie entwickelt sich die
Situation bei Ihren Kunden und wie können Sie die Kfz-Betriebe
unterstützen?
Hiermaier, Liqui Moly: Die Werkstattauslastung geht unserer Meinung
nach nicht generell zurück. Wegen der steigenden Werkstättendichte,
speziell im Bereich Smart Repair bzw. Servicestationen, kommt es hier
eher zu einer Umverteilung der Reparaturaufträge. Was jedoch eine
Rolle spielt, sind die längeren Wechselintervalle, die durch
hochwertigere und technisch ausgefeiltere Motorenölemöglich sind.
Längere Wartungsintervalle bedeuten aber nicht immer gleich weniger
Umsatz und Ertrag. Als Vollsortimenter unterstützen wir unsere
Werkstätten mit zusätzlichen Produkten und Dienstleistungen. Dies
gelingt zum Beispiel fast ausnahmslos mit unseren hochwertigen und
leistungsstarkenAdditiven. Sehr stark nachgefragt sind u. a. die
Reinigung des Dieselpartikelfilters und das ergänzende Additiv
DPF-Schutz.
Schneider, Motorex: Unsere Kunden repräsentieren den österreichischen
Markt und sind zum Teil ebenfalls von den beschriebenen Rückgängen
betroffen. Die Unterstützung funktioniert am besten durch überlegte
Marketingaktivitäten, die den Partnern eine höhere Frequenz und
Kundenbindung bringen.
Huber, Eurolub: Wir halten regelmäßig Schulungen für unsere Kunden
ab. Hier geht es nicht nur um Produkte, Neuerungen und technische
Hintergründe, sondern auch darum, wie bestimmte Produkte erfolgreich
zur Kundenbindung beitragen können.
Paseka, Shell: Die Auslastung unserer Werkstattkunden ist zurzeit
nicht optimal -sie bekommen die angespannte wirtschaftliche Lage voll
zu spüren. Ganz aktuell haben wir eine Kampagne zur Unterstützung
beim Verkauf von Nachfülllitern gestartet. Viele können das Thema
nicht mehr hören, dennoch gibt es dafür noch ein riesengroßes
Potenzial.
Wolf, Castrol: Zusammen mit KUZU GmbH hat Castrol Austria
entsprechende Bausteine zur Verbesserung der Kundenzufriedenheit
angeboten, welche individuell der Situation entsprechend und der
Spezialisierung des einzelnen Unternehmens angepasst, angewendet
werden können.
Mauerhofer: mapo bietet seinen Werkstätten und Partnern Konzepte an,
z. B. Verkauf von Zusatzprodukten. Überdurchschnittliche Erträge aus
dem Schmierstoffgeschäft werden in Zukunft schwieriger zu erzielen
sein. Es sollte jedoch nicht der Fehler gemacht werden, das Produkt
unter Wert zu verkaufen.
Eibl, Lukoil: Die wirtschaftliche Situation in Europa ist generell
als nicht sehr euphorisch zu sehen; manche große globale Konzerne
wachsen weiterhin, indem sie wachsende Märkte außerhalb Europas
beliefern, aber viele Betriebe in Europa haben langfristig schwierige
Phasen zu meistern. Aus diesem Grund ist es so wichtig, die Nähe zum
Kunden zu haben, ihm seine Bedürfnisse so einfach wie möglich zu
lösen.
Köck, Motul: Die Werkstätten müssen für den Kunden wieder erste
Anlaufstelle rund ums Fahrzeug sein. Der Autofahrer geht in die
Werkstatt seines Vertrauens, wenn er sich gut aufgehoben,
vertrauensvoll und freundlich behandelt fühlt. Werden hier Top-Arbeit
und kompetenter Service geleistet, wirdder Kunde auch künftig wegen
Öl oder Teilen nicht wechseln.
Katzengruber, Total: Entgegen dem Trend konnten wir unsere
Marktanteile deutlich steigern. Durch die Nähe zu den Kunden und
unsere Flexibilität im Tagesgeschäft können wir unseren Kunden jede
Form der Unterstützung bieten -Werkstattausrüstung, Finanzierung etc.
Weiters geben wir durch den Einsatz unseres Technikers eine optimale
Unterstützung und bieten unseren Partnern entsprechende Schulungen.
Eibl, Lukoil: DieÜberzeugung kann nur durch laufende Dokumentation
der Qualitätsunterschiede stattfinden, einerseits in Fachmagazinen
(egal ob von Fahrzeugherstellern oder Schmierstofferzeugern),
andererseits durch Anschauungsmaterial im Kundenannahmebereich und
immer wieder erklärende Gespräche durch das qualifizierte
Fachpersonal!
Aufgrund des Kostendrucks strukturieren zahlreicheÖlfirmen ihren
Vertrieb um. Wie sieht Ihre Vertriebsstrategie aktuell und zukünftig
aus? Welche Bedeutung spielen Fach-und Supermärkte sowie das
Internet?
Mauerhofer, mapo: Unsere Verkaufsstrategie werden wir nichtändern.
mapo wird weiterhin keine Internet-, Parallel-bzw.
Endkundenverkaufsaktivitäten setzen, sondern weiterhin nur in der
Kfz-Werkstätte, im Fachhandel und bei Tankstellen erhältlich sein.
Hiermaier, Liqui Moly: Liqui Moly ist in mehr als 110 Ländern dieser
Erde erhältlich und eine bekannte Marke. Ein Markenimage ist nur so
viel wert, wie deren Produkte verfügbar sind. Aus diesem Grund können
wir uns nicht auf einen Vertriebskanal allein beschränken, sondern
sind auch für andere, neue offen. Gleichzeitig wissen wir um die
Bedeutungdes Werkstattgeschäfts. Und deshalb gibt es ausschließlich
für Werkstätten konzipierte und erhältliche Produkte.
Wolf, Castrol: Die globalen Partnerschaften mit den größten
Herstellern sind eine von Castrol langfristig angelegte Strategie und
sollen durch gemeinsame professionelle Angebote neue Geschäfts-und
Absatzpotenziale erschlossen werden, die mit den Betrieben
individuell angepasst erfolgreich umgesetzt werden.
Köck, Motul: Wir sind fachhandelstreu und verkaufen unsere Produkte
nur über unsere Partner und nicht über Tankstellen, Bau-oder
Supermärkte. Wir setzen auf kompetente Beratung und umfassende
Services als essenziellen Bestandteil unserer Vertriebsstrategie.
Zudem werden wir weiter an unserer hohen Flexibilität und
persönlichen Betreuung festhalten.
Huber, Eurolub: Bei vielen Wettbewerbern geht die Umstrukturierung im
Vertrieb zulasten des Service und der persönlichen Betreuung der
Kunden. Unser Ziel ist es auch weiterhin, mit persönlicher Betreuung
und bestem Service die maximale Qualität zu liefern. In Bau-und
Supermärkten wird es die Marke Eurolub nicht geben. Das Internet hat
in den vergangenen Jahren zugenommen. Dies bietet zum einen die
Möglichkeit, zusätzliche Kunden und Partner zu erreichen und setzt
auf der anderen Seite selbstverständlich die Margen weiter unter
Druck.
Katzengruber, Total: Durch die deutliche Aufwertung desösterreichischen Standortes und die Aufstockung des Außendienstes ist
auch in Zukunft die direkte Betreuung unserer Partner gewährleistet.
Wir vertreiben auch zukünftig unsere Produkte ausschließlich an die
Fachwerkstätten, somit ist eine Preisdiskussion über mitgebrachte
Liter hinfällig.
Schneider, Motorex: Für Motorex zählt einzig und allein die
fachkundige Beratung der Kfz-Betriebe. Sicher gestellt kann das nur
durch geschulte Spezialisten werden. Alle Derendinger-Gebietsleiter
werden daher laufend geschult und sie vertreten nur eine
Schmierstoffmarke, nämlich Motorex. Darüber hinaus wurden sechsSchmierstoffspezialisten ausgebildet.
Paseka, Shell: Beim Vertrieb der Schmierstoffe inÖsterreich setzt
Shell seit 2008 ausschließlich auf das österreichische Unternehmen
Haberkorn. Unserer Strategie folgend vertreiben wir Shell
Pkw-Motoröle zu 100 Prozent über Autohäuser und Werkstätten und
verzichten zugunsten unserer Geschäftspartner auf den Vertrieb über
Fach-, Bau-und Supermärkte, Diskonter und Autozubehörhandel. Unsere
eShops nutzen wir ausschließlich für bestehende Autohausund
Werkstattkunden. (GEW)