Knapp 1.600 Euro netto beträgt das durchschnittliche Monatseinkommen eines unselbstständig erwerbstätigen Österreichers. Das regelmäßige Autoservice oder gar eine größere Reparatur können angesichts dessen zur Herausforderung werden -schließlich kostet eine Mechanikerstunde laut den jüngsten Erhebungen des Versicherungsverbandes (VVÖ) im Schnitt 121,61 Euro. Bei Karosseriebauern werden 140,82 Euro und bei Lackierern exakt 142 Euro fällig. In Wien liegen die Durchschnittsstundensätze sogar bei knapp 144 Euro für Kfz-Techniker, 163 Euro für Karosseriebauer und 164 Euro für Lackierer. Das sind jeweils rund30 Euro mehr als in Salzburg, das gemäß VVÖ derzeit das günstigste Bundesland für Autoreparaturen ist.

Betriebe in der Zwickmühle

Ob die Versicherungsdaten das Marktgeschehen tatsächlich exakt widerspiegeln, ist umstritten. "Es gibt genauso Betriebe, in denen die Stundensätze nur bei 70 bis 90 Euro liegen", meint Erik Papinski, oberster Interessenvertreter der Karosseriebauer. Unbestritten ist jedoch, dass der Aufwärtstrend bei den Lohnkosten seit Jahren nahezu unverändert anhält.

Den Werkstätten scheint dies nicht zugute zu kommen. Im Gegenteil: Alle aktuellen Umfragen zeigen rückläufige Umsätze, die durchschnittliche Umsatzrendite beträgt lediglich 0,9 Prozent. Für Komm.-Rat Friedrich Nagl, Bundesinnungsmeister der Kfz-Techniker, ist die Ursache klar: "Die finanziellen Belastungen für unsere Mitglieder steigen noch viel stärker als die Stundensätze, was jedoch nicht mehr an die Kunden weitergegeben werden kann. Unterm Strich werden daher die Spannen immer geringer."

"In der Kasko ist die Situation dramatisch"

Die Kfz-Versicherungen orten angesichts der Stundensatzentwicklung zusehends Handlungsbedarf. "In der Haftpflicht fangen die sinkenden Unfallzahlen die Steigerungen teilweise ab, doch in der Kaskosparte ist die Situation dramatisch", sagt Dr. Erik Eybl, Vorsitzender des Schadenausschusses im VVÖ. Ein denkbarer Ausweg wäre die Verwendung von Identteilen bei Karosseriereparaturen. Bei der praktischen Umsetzung dieser "Identteilekalkulation" gibt es jedoch viele Stolpersteine -von den Auswirkungen auf eine allenfalls noch aufrechte Fahrzeuggarantie bis zur realistischen Abbildung der Teilepreise, die häufig gravierend von den Listenpreisen abweichen.

Zeit zum Handeln

Den meisten Werkstattbetreibern ist bewusst, dass die Schere zwischen Kundenkaufkraft und Reparaturkosten nicht noch weiter auseinandergehen darf. Doch Gegensteuern können sie nicht: Jahr für Jahr wachsen Lohnnebenkosten und bürokratische Auflagen, hinzu kommen im Fall von Markenbetrieben die teuren Standards der Hersteller.

Die Branchensprecher sind daherüberzeugt, dass ein Umdenken dringend nötig ist. Papinski fordert eine Eindämmung der "absurden" Bürokratie, Nagl erneuert seinen Wunsch nach einem "Handwerkerbonus" für die Kfz-Branche: "Außerdem sollte es künftig generell möglich sein, am Jahresende Wartungs-und Instandhaltungsreparaturensowie sicherheitsrelevante Arbeiten von der Steuer abzusetzen." Dies würde den jahrelangen Aufwärtstrend der Reparaturkosten wohl nicht umkehren, wäre aber zweifellos ein längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung.