Zeitenwende in der Autobranche -unter diesem Motto stand die
Automobilwoche-Konferenz "Big Data, Car Data" im Hilton Munich
Airport. Referenten aus der Kfz-Wirtschaft und der Medienbranche
diskutierten, wie die Digitalisierung das Auto, die Autobranche und
ihr Geschäft verändern wird.
Das vernetzte Auto, die Digitalisierung und der Kampf um die Daten
sind derzeit die beherrschenden Themen", so Helmut Kluger,
Herausgeber der Automobilwoche in seiner Begrüßungsrede. "Neue
Start-up-Unternehmen mischen den Markt auf und IT-Dienstleister
werden zu unverzichtbaren Partnern bei Vernetzung und
Digitalisierung." Doch wie sehen die neuen Geschäftsmodelle aus? Wie
verändern sich Produkte, wie die Erwartungen der Kunden?
Führende Referenten aus der Branche wie Karsten Crede (Allianz ),
Peter Virk (Jaguar Land Rover), Dipl.-Wirtsch.-Ing. Andreas Lawrenz
(MAN Truck&Bus), Dr. Hagen Radowski (MHP Americas), Tom Kedor
(Motor-Talk), Peter Christian Küspert (Opel), Dr. Uwe Thomas (Robert
Bosch AG), Alain Visser (Volvo) und Anders-Sundt Jensen (VW) spannten
in ihren Vorträgen den Bogen von Business-Chancen über Datenschutz
bis hin zu Best-Practice-Cases im Umgang mit Digitalisierung und
vernetztem Fahren.
Vom Produkt-zum Kundenfokus
Insbesondere die Referenten der Hersteller prognostizieren für die
kommenden Jahre einen deutlichen Wandel der Kfz-Wirtschaft im Zuge
sich drastisch wandelnder Ansprüche seitens der Klienten. Trends in
der Automobilbranche wie zunehmende Digitalisierung und Konnektivität
für Konsumenten schafften, so Jensen, "Myriaden von
Berührungspunkten", aus denen sich "veränderte Geschäftsmodelle" und
neue Kundenerwartungen ergäben. Wobei die Benchmark für
Neuentwicklungen nicht die Fahrzeuge der anderen Hersteller seien,
sondern der Kunde und sein neuestes Smartphone. Welche Konsequenzen
die digitale Transformation für Nutzfahrzeughersteller hat, bringtLawrenz so auf den Punkt: "Das Nutzfahrzeug wird zum Rolling Device
im Internet der Dinge." Wobei das Revolutionäre darin bestehe, dass
sich die Endgeräte dem Nutzer anpassten.
Virtueller Röntgenblick
Thomas ist davonüberzeugt, dass in der Werkstatt künftig
Augmented-Reality-Systeme (computergestützte Erweiterung der
Realitätswahrnehmung) Einzug halten werden. So erhalten Smartphones
und Tablets eine Art virtuellen Röntgenblick. Zudem geht er davon
aus, dass immer mehr Assistenzsysteme im Auto Einzug haltenwerden.
Das Ziel von Bosch ist es, den Autopiloten ins Fahrzeug zu bringen.
Dank automatisierten und hoch automatisierten Fahrens soll sich so
die Unfallgefahr in den kommenden Jahrzehnten deutlich reduzieren
lassen.
Big Data -Car Data -Safe Data
"Ohne Big Data gibt es kein vernetztes Fahrzeug", so die Aussage von
Radowski. Denn Connected Cars funktionierten nur, wenn sie mit ihrem
Umfeld verbunden seien, mit ihrem Umfeld Daten austauschten und
kommunizierten.Über den rechtlichen Aspekt des Datentransfers sprach
Daimlers oberster Datenschützer Dr. Joachim Rieß. Transparenz,
Selbstbestimmung und Sicherheit seien dabei wichtige Prinzipien.
Nichtsdestotrotz gibt es bei den Themen autonomes Fahren und
Datenschutz beim vernetzten Fahrzeug große Vorbehalte. Das ist eine
zentrale Erkenntnis aus einer Umfrage, die die Automobilwoche
zusammen mit dem Autofahrer-Portal Motor Talk durchgeführt hat. Wobei
die unübersichtliche Rechtslage aus Sicht der Verbraucher wohl
entscheidend für diese Skepsis ist. (PLA)