Nach dem durchausüberraschenden Eigentümerwechsel bei LeasePlan
melden sich einige Werkstätten, die mit LeasePlan kooperieren oder
kooperiert haben.
Es war im Jahr 1973, als die holländische ABN Amro Bank mit ihrer
Tochtergesellschaft Lease-Plan in das Leasing-und
Fuhrparkmanagement-Geschäft einstieg. 2004 hatte die Gesellschaft in
Europa bereits einen beachtlichen Marktanteil von 9,7 Prozent. Der
VW-Konzern sah darin eine Chance, auf dieser Schiene den Verkauf der
eigenen Konzernprodukte anzukurbeln. Mithilfe arabischer Investoren
wechselte LeasePlan damals um 2 Milliarden Euro den Besitzer. Neuer
gemeinsamer Eigentümer wurde (aus steuerlichen Gründen) die Global
Mobility Holding B.V. Die Fonds aus Saudi Arabien und Abu Dhabi
verhökerten 2009 ihre 50 Prozent an dieFleet Investments B.V. des
deutschen Bankiers Friedrich von Metzler. Am 5. August 2015
verkündete LeasePlan einen vollständigen Eigentümerwechsel: Trotz
gegenteiliger Ankündigungen im April trennten sich sowohl VW als auch
Metzler am 23. Juli komplett von ihren Anteilen an der LeasePlan
Corporation.
Konditionen waren nicht die besten
Die LeasePlan wandert damit heim nach Holland. Die deutschen
Eigentümer werden durch eine Investorengruppe unter der Führung des
holländischen Pensionsfonds PGGM ersetzt. Mit im Boot ist Goldman
Sachs, ATP als Dänemarks größter Pensionsfonds sowie ähnliche Fonds
aus Singapur, Abu Dhabi, London und Luxemburg. Der Gesamtwert der
Transaktion beträgt rund 3,7 Milliarden Euro, somit hat sich der Wert
dieses Geschäftes in den vergangenen 10 Jahren fast verdoppelt.
Wesentliche Stützen dieses Erfolgs sind eine strikte
Reparatursteuerung und die Body Repair Shops, die sich LeasePlan
dafür angelacht hat. Die Verträge mit diesen Partnerwerkstätten
sorgen dafür, dass sich deren Erträge in überschaubaren Grenzen
halten. Der Neusiedler Robert Hillinger war in Österreich der Erste,
den LeasePlan geködert hatte. Dieser hat zwischenzeitig das
Unternehmen an seinen Partner Manfred Andert verkauft und in
unmittelbarer Nähe in Weiden einen neuen Lackierbetrieb gebaut (siehe
A&W 06/2015)."Da gab es gute Zeiten", möchte sich Hillinger als
ehemaliger Paradepartner zur derzeitigen Ertragslage dieses
Geschäftes nicht äußern.
Diese Skepsis entspricht auch den Erfahrungen von Franz Ofer. "Die
Partnerschaft, die es geben sollte, ist aus meiner Sicht nicht mehr
gelebt worden." Daher hat er nach sieben Jahren unter diese
Zusammenarbeit einen Schlussstrich gezogen. Die von LeasePlan
vorgegebenen Konditionen wurden immer weniger verhandelbar. Das
beginnt damit, dass LeasePlan die Stundensätze vorgibt, mit denen die
Aufträge abzurechnen sind. Im Schnitt wird ein Rabatt von 15 bis 20
Prozent erwartet. Das sind niedrigere Stundensätze als jene, welche
die Werkstätten von Haus aus ihren Stammkunden einräumen.
Rabatt auch auf Ersatzteile
Der gestaffelte Bonus, den die Partner LeasePlan abzuliefern haben,
beginnt bei 10 Prozent, klettert ab 50.000 Euro Umsatz auf 13
Prozent, ab 100.000 Euro auf 15 Prozent. Ein Rabatt auf
Reparaturrechnungen, der nicht nur die Arbeitszeit, sondern auch die
Ersatzteile inkludiert. "Man muss halt schauen, wo man einkauft",
weiß Systempartner Robert Lietz aus Erfahrung. "Wer selbst bei der
nächsten Markenwerkstätte mit bloß 10 oder 15 Prozent einkauft, dem
bleibt natürlich aus dem Ersatzteilgeschäft nichts über."
Für LeasePlan war das von Haus aus eine Zielsetzung: Wer nur an der
Arbeitszeit und nichts am Ersatzteilgeschäft verdient, der wird den
Einsatz von Ersatzteilen an Stelle einer Reparatur -soweit technisch
möglich -meiden. Schon vor Jahren ortete LeasePlan ein
Einsparungspotenzial von 30 Prozent. Deshalb wurden nur freie
Werkstätten als Partner gesucht, bei denen sich die Frage "Reparatur
oder Tausch" so weit wie möglich gar nicht stellt.
Kostenintensives Hol-und Bringservice
Verzichtet wurde auf Markenwerkstätten, denen die Autohersteller den
Teileverkauf anstelle der Reparatur empfehlen und die bei jungen,
noch unter die Garantie fallenden Fahrzeugen von Haus aus nur
Originalteile anstelle preiswerter Identteile verwenden dürfen.
Kostenintensiv ist auch das Hol-und Bringservice, zu dem sich die
Partner kostenlos verpflichten müssen. Erst ab Entfernungen über 50
Kilometer dürfen die Zusatzkosten bei einer Reparatur an LeasePlan
verrechnet werden. "Mit derartigen Kosten müssen wir aber auch sonst
in der Spenglerei rechnen", nimmt Lietz seinen Vertragspartner in
Schutz. Er räumt aber ein, dass sich diese Ausgaben nur bei teureren
Reparaturen amortisieren. Er bekam für die beiden Lietz Body Repair
Shops in Wolfern und Waidhofen 2014 rund 200 Aufträge vermittelt -und
das zu einem Durchschnittsschaden von 1.300 Euro. "Wenn dieser Wert
sinkt, muss man reagieren." Dann müssen aus seiner Sicht die
Konditionen stetsneu verhandelt werden, wie dies auch bei seinen
übrigen Reparaturpartnern ALD, Aval und HDI der Fall ist.
Gratis-Leihautos für die Kunden
Aufgrund der knappen Kalkulation sollten die vermittelten Aufträge
bloß einer Grundauslastung dienen. "Bei uns gehen nur 20 Prozent über
derartige Reparatursysteme", verweist Lietz auf seine starke Position
bei der Privatkundschaft. Eine Stärke, die anderseits Ofer
veranlasste, auf die LeasePlan-Reparaturen ganz zu verzichten.
Schließlich wird von den Partnern zusätzlich verlangt, dass den
Fuhrparkkunden neben dem kostenlosen Hol-und Bringservice und den
Rabatten auch noch Leihautos kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
"Man muss auch nein sagen können", sagt Ofer. Er empfiehlt als
Branchenvertreter seinen Kollegen, die Nachlässe genau nachzurechnen.
Zu spät kam dieser Ratschlag für Viktor Mürner, der sich als
ehemaliger Spiess-Hecker-Mitarbeiter vor 11 Jahren im früheren
Lackschulungszentrum mit einer feinen Werkstätte selbstständig
gemacht hatte -mit Kunden wie Red Bull oder Alexander Wurz, die
seinen Hang zur Perfektion zu schätzen wussten. Mürner dockte zur
besseren Auslastung bei LeasePlan an. Im Frühjahr 2015 schlitterte
Mürner nach gesundheitlichen Problemen und der unfreiwilligen
Konvertierung eines Frankenkredites in den Konkurs.
"Es war immer eine faire Partnerschaft -aber die Spanne war zu
gering", sagt Mürner. Für ihn sei es letztlich nicht möglich gewesen,
feinste Reparaturqualität zu Diskontpreisen zu vermarkten. Mürner
wickelte 40 Prozent seiner Aufträge mit LeasePlan ab und hatte dafür
eine Leihflotte von sieben Autos zu finanzieren. Letztlich war der
Unternehmer aber zu klein, um mit zähen Verhandlungen bessere
Konditionen durchzusetzen zu können. "Das ist im Endeffekt kein
Geschäft", bedauert er rückblickend, sich auf ein derartiges Risiko
eingelassen zu haben. Ein Geschäft, das letztlich nur der LeasePlan
und ihren erfolgreichen Eigentümern fette Profite beschert hat.
Messbare Erfolge:
2014 kam LeasePlan mit einem Fuhrpark von 1,42 Millionen Fahrzeugen
auf eine Bilanzsumme von 19,7 Milliarden Euro. Die 6.525 Mitarbeiter
in 32 Ländern erwirtschafteten einen Gewinn nach Steuern von 372
Millionen Euro. Auch Österreich hat dazu sein Scherflein beigetragen.
Die 137 Mitarbeiter der LeasePlan Österreich Fuhrparkmanagement GmbH
schafften unter ihrem Chef Nigel Storny einen Umsatz von 156,8
Millionen Euro und einen Gewinn von 7,5 Millionen Euro.