Im Vorjahr hatte die Autohändlervereinigung CECRA noch auf
Unterstützung durch die EU-Kommission gehofft. Bei der diesjährigen
Generalversammlung ist diese Seifenblase endgültig geplatzt. Kein
Wunder, dass die brancheninterne Kritik immer lauter wird.
Mit 3 Mitarbeitern und einem Jahresbudget von rund 500.000 Euro sind
in Brüssel keine großen Sprünge möglich -schon gar nicht, wenn man
der millionenschweren Lobbyingübermacht der Automobilhersteller
gegenübersteht. Dass die europäische Kfz-Gewerbevereinigung seit
Jahren keinen einzigen Erfolg vorweisen kann, sorgt dennoch für immer
größeren Unmut. Bei der MitteSeptember abgehaltenen
Generalversammlung gelang es der Verbandsführung nicht, die Kritiker
zu besänftigen. Im Gegenteil: Die eingeladenen Vertreter der
EU-Kommission brachten unmissverständlich zum Ausdruck, dass sie sich
für die Anliegen des Einzelhandels nicht zuständig fühlen.
Kühle Aussagen
Den Anfang machte Paul Csiszar, Direktor in der
Wettbewerbskommission. "Der Wirtschaft geht es dann am besten, wenn
jeder mit jedem in heftigem Wettbewerb steht", sagte der ungarische
Jurist. Von den Händlerschutzbestimmungen in der früheren Kfz-GVO
habe man sich deshalb verabschiedet, weil sie "nicht wirklich zu
einem unbehinderten Wettbewerb beigetragen" hätten. In die
Vertragswerke zwischen Herstellern und Händlern einzugreifen, sei
nicht Aufgabe seiner Generaldirektion: "Wir haben nicht das Mandat,
uns mit eventuell unfairen Vertragspraktiken zu beschäftigen, solange
darunter nicht der Wettbewerb zugunsten des Konsumenten leidet."
Ähnlich kühl äußerte sich Joanna Szychowska, Leiterin der automotiven
Abteilung in der Unternehmenskommission: "Ich bin mir absolut nicht
sicher, ob es in der gegenwärtigen Situation sinnvoll ist, nach
gesetzlichen Maßnahmen zu streben." Stattdessen sollten
Hersteller-und Händlervertreter unter "aktiver Beteiligung" der
Kommission weiter verhandeln.
Rhetorische Ohrfeige
Diese Aussagen sind nichts anderes als eine Ohrfeige für die Händler.
Zur Erinnerung: Nach dem GVOEnde hatte die CECRA einen europaweiten
"Verhaltenskodex" einschließlich der Punkte Investitionsersatz,
freier Betriebsverkauf innerhalb eines Markennetzes und ungehinderter
Mehrmarkenvertrieb gefordert. Dies wurde von der
Herstellervereinigung ACEA abgelehnt. Die EU-Kommission drohte mit
einem Gesetzgebungsverfahren, sollte bis Ende 2014 keine Einigung
erfolgen -und rückt seitdem immer weiter von diesem Versprechen ab.
Wie geht es weiter?
Die CECRA steht all dem mit offensichtlicher Ratlosigkeit gegenüber.
Generalsekretär Bernard Lycke ist redliches Bemühen nicht
abzusprechen, doch Präsident Jean-Paul Bailly wird schon allein durch
das weitgehende Fehlen von Englischkenntnissen an effektivem Lobbying
gehindert. Angesichts dessen mehren sich auch verbandsintern die
Stimmen, die mehr Durchschlagskraft fordern. Es ist kein Zufall, dass
der deutsche ZDK am Vorabend der CECRA-Tagung sein eigenes
Koordinationsbüro in Brüssel eröffnet hat. Parallel übernimmt die
ZDK-Expertin Antje Woltermann die Führung der in die CECRA
eingegliederten Markenhändlervereinigung "European Car Dealers"(ECD):
Es wird sich zeigen, ob sie zu den Brüsseler Entscheidungsträgern
vordringen kann.