Die Reifentests vonÖAMTC und ARBÖ sind Basis vieler
Kundenentscheidungen. Deren Veröffentlichung wird mit
dementsprechender Spannung und anschließendem Lob bzw. Kritik
begleitet. Auch bei den aktuellen Wintertests hat es einige
Negativüberraschungen gegeben.
DerÖAMTC, der seine Reifentests in Kooperation mit dem deutschen
ADAC durchführt, hat erneut zwei verschiedene Reifendimensionen
getestet und ein breites Spektrum an Reifenmarken unter die Lupe
genommen. "Wir haben Modelle aus allen Preiskategorien und wollen
damit all das testen, was der Kunde zu kaufen bekommt", erklärt
ÖAMTC-Reifenexperte Dipl.-Ing. Friedrich Eppel. Dass ganz neu am
Markt präsentierte Reifen oftmals nicht beim Test mit dabei sind,
liegt an der langen Vorlaufzeit. "Ein Reifentest läuft vom Kauf der
Modelle bis zur Veröffentlichung fast ein Jahr", so Eppel. Dabei
werden die Reifen bei fünf verschiedenen Reifenhändlern frei
zugekauft. Einschränkungen gibt es allerdings bei der unteren Liga im
Reifenlabeling. Eppel: "Modelle, die beim Nassgriff schlechter sind
als C-Level, nehmen wir nicht zum Test." Hier muss der Konsument
selbst erkennen, dass er keine gute Warekauft. Billigreifen sind mit
ein Grund, warum der ÖAMTC seinen Mitgliedern rät, sich vor dem Kauf
vom Fachmann beraten zu lassen, sich also im Reifenfachhandel, im
Autohaus oder bei unabhängigen Reifentests zu informieren.
Danach sei wichtig, auch das richtige Produkt zu kaufen. Mit diversen
Zusätzen gäbe es schon Unterschiede zwischen den Reifen, etwa die
speziellen Modelle für bestimmte Automarken. "Wichtig ist, ob es
ungefähr oder tatsächlich das gleiche Produkt ist", meint Eppel.
Keine deutlichen Schwächen
"Man kann sich nicht aussuchen, bei welchen Fahrbahnzuständen man in
eine Gefahrensituation kommt. Die Reifen dürfen sich also keine
deutlichen Schwächen leisten, die zulasten der Sicherheit gehen",
erklärt Eppel die Kriterien. Wenn hingegen nur leichte Nachteile
entstehen, muss der Konsument selber entscheiden können, was ihm
wichtig ist. Das ist in der Auflistung durch die Punkteverteilung
erkennbar und individuell veränderbar.
Besonderes Augenmerk legt das Testteam seit jeher auf die Leistungen
bei nasser Fahrbahn. Eppel: "Das ist ein häufiger, wenn nicht der
häufigste Fahrzustand im Winter. Jene, die 50 Prozent des Winters auf
Schnee fahren, sind bei unserer Schneeräumung eher die Ausnahme."
Dass dieses Mal nur sehr wenige Reifen mit "sehr empfehlenswert"
beurteilt werden, führt Eppel einerseits auf die hohe Bedeutung der
Leistungen bei Nässe zurück. "Schwache Eigenschaften auf nasser
Straße sind bei vielen Reifen der Grund für eine Abwertung."
Andererseits werden durch punktuelle Verbesserung in der
Weiterentwicklung des Reifens teilweise auch Verschlechterungenhervorgerufen. "Damit zeigt sich die Schere, die mittlerweile
zwischen den verschiedenen Anforderungen an einen Reifen aufgeht.
"Wird eine Eigenschaft verbessert, kann schnell ein anderer Bereich
schlechter werden", so Eppel. Es sei sehr schwierig, sich in gar
keinem Bereich Schwächen zu leisten.
35 Modelle beimÖAMTC
BeimÖAMTC-Winterreifentest 2015 wurden insgesamt 35 Modelle
getestet: 16 Gummis der Dimension 165/70 R 14 und gleich 19 Pneus mit
der Größe 205/55 R16. Lediglich 5 der 35 Reifen konnten mit einem
"sehr empfehlenswert" gänzlich überzeugen. Mit Goodyear, Dunlop,
Michelin und Continental waren alte Bekannte ganz vorn zu finden,
lediglich für den Yokohama W.drive V905 ist das grelle
Scheinwerferlicht am Siegertreppchen neu. Am anderen Ende der Skala
gab es ein "bedingt empfehlenswert" und gleich vier "nicht
empfehlenswert". Bei diesen 5 Reifen sind die mangelnden
Nassgriff-Eigenschaften für dieschlechte Beurteilung verantwortlich.
Das "empfehlenswerte" Mittelfeld war schließlich mit 25 Modellen sehr
stark vertreten. Für die Hersteller und deren Händler gilt hier wohl
das Motto: "Nutzt"s nix, schad"s nix!"
225/50 R17 beim ARBÖ
Der ARBÖ führt seine Reifentests mit GTÜ (Gesellschaft für Technische
Überwachung) und dem Automobilklub ACE durch. Während bei den
deutschen Institutionen auch der Preis mitbewertet wird, hat sich der
ARBÖ entschlossen, die Bewertungen ohne die Preisrubrik zu
veröffentlichen. Die Vorgehensweise sorgte im Frühjahr für Kritik,
weil in den Begleittexten Differenzen bei der technischen Qualität
der Reifen auftraten. Beim aktuellen Winterreifen-Test der
Dimensionen 225/50 R17 wurde das Thema sauber gelöst und
kommuniziert. Einziger Unterschied im Endergebnis zwischen deutscher
und österreichischer Veröffentlichung ist der Semperit Speed-Grip 2,
dem bei GTÜ und ACE der günstige Preis zu einem "empfehlenswert"
verhilft. Beim ARBÖ reicht es ohne Berücksichtigung des Preises nur
mehr zu einem "wenig empfehlenswert". Überlegen an der Spitze liegt
mit dem Continental WinterContact TS 850 dafür ein anderes
Konzernprodukt. Die weiteren Stockerlplätze gehen mit Winter Sport 5
und UltraGrip Performance an die konstant erfolgreichen Produkte aus
dem Hause Goodyear Dunlop. (GEW)