Die Autos von Jaguar Land Rover, die an einem Dezembertag vor dem Sitz der slowakischen Regierung am Pressburger Freiheitsplatz geparkt waren, signalisierten das erfolgreiche Finale der Verhandlungenüber eine neue Fabrik. Die slowakischen Autowerke haben 2014 rund 973.000 Autos inklusive ausgestattete Cayenne-Karosserien gefertigt. Nun soll die bereits heute höchste Pro-Kopf- Produktion der Welt weiter gesteigert werden.

Briten in Nitra

Jaguar Land Rover investiert zunächst rund 1 Milliarde Pfund in ein neues Werk in Nitra mit einer Anfangskapazität von 150.000 Autos pro Jahr. An die 2.800 Mitarbeiter sollen "eine Reihe völlig neuer Aluminium-Fahrzeuge" bauen. Die ersten Autos werden Ende 2018 vom Band rollen.

"Mehr als 300 Lieferanten in unmittelbarer Nähe und eine exzellente Logistik-Infrastruktur bestätigen, dass die Slowakei der ideale Ort für einen weiteren Standort ist", sagt Ralf Speth, CEO von Jaguar Land Rover. "Wir haben die Gespräche mit Jaguar Land Rover im Februar gestartet, neben der Slowakei waren Polen und Mexiko im Spiel", erklärt der slowakische Ministerpräsident Robert Fico. Doch bei der Entscheidung haben auch die Incentives eine Rolle gespielt. Die Slowakei unterstützt das Projekt mit einer staatlichen Beihilfe von 130 Millionen Euro, die aber noch von der EU genehmigt werden muss. "Auch wenn es hoch zu sein scheint, sind es nur 9 Prozent der Gesamtinvestition", sagt Fico.

Speth wollte einen möglichen weiteren Ausbau nicht kommentieren. Wirtschaftsminister Vazil Hudák hat jedoch bestätigt, dass der Investitionsvertrag eine Option zur Verdoppelung der Kapazität beinhaltet. Die zusätzliche Investition soll rund 500 Millionen Euro betragen.

Neue Hallen für den Cayenne

Auch die anderen Autofirmen investieren in neue Projekte. Volkswagen Slovakia, der größte Hersteller des Landes, konzentriert sich nun auf die nächste Generation des Porsche Cayenne. Heute entstehen die lackierten und komplett ausgestatteten Cayenne-Karosserien in der Slowakei, in Leipzig erfolgt nur die Endmontage. Der Nachfolger wird zur Gänze aus der Slowakei kommen. Nach der500-Millionen-Euro-Rohbauhalle, an der seit April gebaut wird, hat man nun den Grundstein für die Montagehalle gelegt. Die Investition wird mit rund 300 Millionen Euro beziffert.

Produktionsrekorde bei Kia und im PSA-Werk

Gleich zwei Autowerke haben 2015 neue Produktionsrekorde erreicht. Die Kia-Fabrik in der Nähe von Zilina hat im Vorjahr laut vorläufigen Zahlen mehr als 330.000 Autos gebaut. 2014 waren es 323.720 Einheiten. Dabei konnten die Koreaner trotz des Absatzrückgangs in Russland (jahrelang der größte Abnehmer) zulegen.

Mit rund 302.000 Autos hat auch das PSA-Werk PCA Slovakia in Trnava im Vorjahr ein Plus von mehr als 18 Prozent erzielt und einen neuen Rekord aufgestellt. Die Fabrik hat damit erstmals ihre geplante Kapazität im Dreischichtbetrieb erreicht. Für höhere Stückzahlen soll das neue Citroën-Modell im B-Segment, dessen Produktion heuer anlaufen wird, sorgen. Laut Rémi Girardon, Generaldirektor von PCA Slovakia, will man 2017 rund 345.000 und 2018 gar 360.000 Autos bauen.

Mit dem neuen Modell wird auch die Menge der Teile, die in der Slowakei oder anderen Ländern der Region gefertigt werden, deutlich steigen. "Während der Regionalanteil beim Peugeot 208 im Vorjahr 44 bis 45 Prozent betrug und 2016 auf 48 Prozent steigen wird, werden beim neuen Citroën-Modell rund 86 Prozent aus der Region kommen", erklärt Girardon.