Mit 3.600 Gebrauchtwagen (2014) und 42 Millionen Euro Umsatz ist
Onlinecars der erfolgreichste markenfreie Gebrauchtwagenhändler des
Landes und mit seiner Preisstrategie der Schrecken der Branche.
Gemeinsam mit Thomas Lang hatte Peter Marolin bereits 2001 bei
Porsche das B2B-Geschäft zu managen. Marolin im Einkauf, Lang im
Verkauf. Dieses Großhandelsmodell wurde ab 2005 auf eigene Rechnung
fortgesetzt. "Ab 2010 sahen wir keine Chance mehr, nur Händler zu
beliefern", zwangen Marolin die neu am Markt operierenden GW-Börsen,
die bisher erfolgreiche Strategie zu ändern. Erentschloss sich,
seine Verkaufsplattform auch für Verbraucher zu öffnen. "Wenn wir
über einen Händler an Endkunden gehen, müssen gleich zwei an einem
Gebrauchtwagen verdienen. Das ist bei den knappen Spannen nicht mehr
drinnen", vermittelt er seither nach dem Vorbild von Metro und
anderen C&C-Märkten diesen Kunden das Gefühl, beim Großhandel zu
Großhandelskonditionen einzukaufen.
Damit macht er ihnen in den AGB auch klar: Jede mit dem Verkauf
verbundene Dienstleistung -vom Einsatz eines Probefahrtkennzeichensüber die Anmeldung des Fahrzeugs bis hin zur Fahrzeugzustellung
-kostet extra. Deshalb werden auf den im Internet beworbenen
Großhandelspreis pauschal 348 Euro als "Bearbeitungsgebühr"
hinzugerechnet. Lediglich die B2B-Kunden -zuletzt nur noch 20 Prozent
-werden wie bei Auktionsplattformen elektronisch unter
Gewährleistungsausschluss bedient. Auch Fremdfinanzierungsangebote
werden mit 348 Euro extra in Rechnung gestellt -außer der Kunde
entschließt sich für ein Offert der Santander Consumer Bank.
Entscheidend ist der Zukauf
Die größte Schwierigkeit ist, die für ein attraktives
Internet-Angebot erforderliche Ware aufzutreiben. Deshalb sitzen die
beiden täglich 10 Stunden vor dem Bildschirm, um die europaweiten
Bezugsquellen nach den passenden Autos zu durchforsten. "Das kann man
nicht nebenbei machen", sieht Marolin eineSchwäche vieler Autohäuser
darin, dass der Einkauf nicht professionell betrieben wird. "Ich kann
nicht Chef, Einkäufer und Verkäufer in einer Person sein." Der
günstige Einkauf ist der Schlüssel zum Erfolg.
Lang bezieht die Autos vor allem von Mietwagenfirmen,
Leasinggesellschaften, Masseverwaltern und einigen Importeuren, die
von Zeit zu Zeit ihre Lagerbestände abbauen. Das Schwergewicht des
Einkaufs liegt bei Fahrzeugen zwischen 2 und 5 Jahren. Ein Geschäft,
das kurzfristige Entscheidungen erforderlich macht. Die Menge macht
den Preis. Weshalb Marolin auch in der Lage sein muss, für attraktive
Angebote sofort 1 oder 2 Millionen Euro auf den Tischzu legen.
Günstiger Preis und schnelle Drehung
"Unser Ziel ist es, mit dem günstigsten Preis und der größten Auswahl
die schnellste Drehung zu erreichen", so Marolin. Den Kunden wird
empfohlen, sich mittels Ankauftest selbst davon zu überzeugen.
Gewährleistungsstreitereien haben daher Seltenheitswert. 50 Prozent
der B2C-Kunden entscheiden sich überdies für eine GW-Garantie. Im
Fall des Falles wird bei einem Problemfall -der sich nie vermeiden
lässt -das Geschäft einfach storniert.
Als nächsten Schritt startet Marolin im Sommer eine 3D-Präsentation
der Fahrzeuge. Der Kunde kann das Fahrzeug im Internet innen und
außen rundum genau besichtigen. Dafür wurde auf 300 Quadratmetern
extra ein aufwendiges Videostudio errichtet. "In Europa gibt es erst
drei Händler, die das bereits machen", so Lang. (KNÖ)