Am Fraunhofer Institut in Deutschland steht man in Sachen Leichtbau
vor einem Meilenstein, denn die Felge aus Faser-Kunststoff-Verbund
ist serienreif.
Die schwarze 15-Zoll-Felge wiegt gerade einmal 3,5 Kilogramm und
spart damit mehr als die Hälfte an Gewicht zu vergleichbaren
Stahl-oder Aluminiumrädern. Zusätzlich konnten die Ingenieure eine
höhere Steifigkeit sowie Materialdämpfung und eine besser
Schadenstoleranz erreichen.
Ein weiterer Vorteil der FKV-Felge ist der multifunktionale
Leichtbau. Hier kann eine weitere Gewichtsreduktion durch mehrere
passive, aktive oder sensorische Funktionen in einer Struktur
erreicht werden. Dies bedeutet, dass, wie in der Abbildung oben
ersichtlich, zum Beispiel ein Elektromotor direkt in die Felge
integriert werden kann. Voraussetzung dafür ist eine genaue und
richtige Konstruktionsweise als auch der Einsatz von sogenanntem FKV
(Faser-Kunststoff-Verbunde).
Die Herausforderungen
Um die Sicherheit solcher Bauteile zu gewährleisten, müssen bis zum
Betriebseinsatz unzählige Entwicklungsschritte gemacht werden. Denn
hier muss nicht nur der klassische Designprozess, sondern gerade bei
Verwendung neuartiger Materialien und Aufbauweisen auch der gesamte
Produktlebenszyklus berücksichtigt werden. Das heißt, dass dieKonstrukteure, alle Eventualitäten sowie Mängel und Auswirkungen von
Fehlern auf das Gesamtsystem berücksichtigen, die von der Planung
über die Herstellung bis hin zum Betriebseinsatz und schlussendlich
bei der Entsorgung auftreten können. "Pkw-Räder aus faserverstärkten
Kunststoffen sind hochbeanspruchte Sicherheitsbauteile", erklärt
Professor Dr.-Ing. Andreas Büter, Abteilungsleiter Betriebsfester und
Funktionsintegrierter Leichtbau beim Fraunhofer LBF in Darmstadt, und
er weist darauf hin, dass bei solchen Bauteilen die
Betriebsfestigkeit experimentell nachgewiesen werden muss. Aber auch
bei der Prüfmethodik kann bei solch neuartigen Materialien nicht
einfach auf bestehende Systeme hingewiesen werden, denn durch das
andere Werkstoffverhalten sowie Schädigungsmechanismen und deren
Beanspruchung weichen diese von den metallischen Werkstoffen deutlich
ab.
Serienreife im Designbereich am wahrscheinlichsten
Laut Büter liegen die zeitintensivsten Entwicklungsschritte vor allem
darin sicherzustellen, dass die Struktur bzw. die Materialien den
äußeren Umgebungsstrukturen standhalten.
Diese "Qualitätssicherung" ist nach der Serienreife auch der finale
Schritt, die Felge in den europäischen Straßenverkehr zu bringen.
"Wir sind maßgeblich daran beteiligt, Testabläufe zu finden, um die
Funktionsfähigkeit und Sicherheit im Straßenverkehr zu
gewährleisten", sagt Büter.
Erste Einsatzmöglichkeiten werden in den Augen des Leiters eher im
Aftersalesbereich als Designequipment liegen. Hier ist die
Bereitschaft, mehr Budget in Hightech-Teile zu investieren, weitaus
höher als bei den Autoherstellern direkt.
Bis die Felgen auch zum Einsatz kommen, muss laut Büter vor allem die
Serienproduktion der Räder günstiger werden.