Es war ein unerwartetes Geständnis, das Hillary Clinton am frühen Montagmorgen in der zum Bersten gefüllten Halle des Ernest N. Morial Convention Centers machte: Sie sei, sagte die frühere First Lady (1993-2001), Senatorin und Außenministerin (2009-2013) vor 18 Jahren zum letzten Mal am Steuer eines Autos gesessen. Der Auftritt von Clinton, die mit ziemlicher Sicherheit 2016 für die Nachfolge von Barack Obama kandidieren wird, war der Höhepunkt des alljährlichen Kongresses der National Automobile Dealers Organisation (NADA).
Zurück zu alter Stärke?
Die NADA (sie vertritt 9 von 10 US-Autohändlern) verstand es, die Veranstaltung in New Orleans perfekt zu inszenieren: Schon spannend, wenn man sieht, wie da, die Hand am Herzen, rund 6.500 Autohändler -so viele fasst die Great Hall -ihre Nationalhymne singen. Wie sie stolz sind auf ihre Autoindustrie, die fünf Jahre nach der schwersten Krise wieder zu alter Stärke zurückgekehrt ist. Und stolz auf die eigenen Leistungen: Denn schließlich wurden im Vorjahr in den USA 15,6 Millionen Neuwagen abgesetzt.
Auch diesmal ließen die US-Autohändler Ende Jänner das vergangene Jahr Revue passieren -und entwarfen Strategien für das neue. Auf den ersten Blick sind die Vorzeichen nicht so schlecht. Steven Szakaly, Chefökonom der NADA, nennt gleich mehrere positive Vorzeichen: Zum einen das Wirtschaftswachstum in den USA,das heuer rund 2,8 Prozent betragen sollte.
Hoher Nachholbedarf
Zum anderen die günstigen Kredite, die derzeit vergeben werden. Und zum dritten, dem wahrscheinlich wichtigsten Punkt, den hohen Nachholbedarf in den Vereinigten Staaten: Schließlich sind die Autos, die zwischen Atlantik und Pazifik gefahren werden, im Schnitt stolze 11,4 Jahre alt. Zum Vergleich: Im EU-Schnitt sind es 8,3, in Österreich gar nur 7,5 Jahre. Aus diesem Grund erwartet Szakaly, dass heuer 16,4 Millionen neue Pkws zugelassen werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es 17,3 Millionen -doch in der schwersten Krise (2009) nur knapp mehr als 10 Millionen.
Dazu kommen noch 42 Millionen Gebrauchtwagen: Jonathan Banks, der sich bei der NADA um "Used Cars" kümmert, hat für 2013 den Durchschnittspreis der Gebrauchtwagen (jedoch nur jener bis acht Jahre) mit 14.685 Dollar (das sind 10.735 Euro) berechnet. Interessant ist, dass heuer gerade in jenen Segmenten die Gebrauchtwagen-Preise steigen werden, die in Europa allgemein als unverkäuflich gelten -also bei großen Pickups (+5,3 Prozent), großen SUVs (+3,0 Prozent) und mittelgroßen Vans (+2,2 Prozent). Hingegen werden jene Fahrzeuge billiger, die man in Europa gemeinhin sucht: Kleinwagen (-5,9 Prozent), Kompaktautos (-2,0 Prozent) oder Mittelklasse-Fahrzeuge (-1,3 Prozent).
Der Automarkt werde generell (noch) profitabler werden, so die allgemeine Stimmung in New Orleans: Der scheidende NADA-Vorsitzende David Westcott meinte, das US-Modell mit seinem Franchise-System für Autohändler sei "das wettbewerbsfähigste der Welt. Die besten Jahre liegen noch vor uns." Auf Westcott folgt übrigens ab sofort Forrest McConnell, ein Honda-Händler aus Alabama. Er bezeichnete den Autohandel als "klassisches Beispiel für den amerikanischen Traum", da man auch als Neuankömmling in den USA ohne große Sprachkenntnisse von den Anfängen in der Werkstätte über den Job als Verkäufer sein eigenes Autohaus schaffen könne.
Keine Finanzierungsangebote mehr erlaubt?
Wichtig sei aber die Unterstützung dabei: "Und hier ist die NADA für die Autohändler das, was der Fallschirm für Felix Baumgartner war: Sie gibt ihnen absolute Sicherheit -in diesem Fall gegen die Regulatoren in Washington." Wie es aussieht, könnten die Händler das harte Eingreifen der NADA bald dringend brauchen: Denn man versucht derzeit gerade, die Pläne des Consumer Financial Protection Bureau (CFPB) abzuwenden. Dieses will verhindern, dass in Autohäusern Finanzierungsangebote für Fahrzeuge gemacht werden. Doch dieses Geschäft ist - wie auch in Österreich -eines der wichtigsten Standbeine und bringt den Autohändlern hohe Erträge zusätzlich zum Neu- und Gebrauchtwagenverkauf und zum Werkstattgeschäft.
Oberwallner war für Österreich mit dabei
Im Vergleich zu früheren Jahren war Österreichs Delegation diesmal klein: Da die Verantwortlichen im Bundesgremium des Fahrzeughandels und bei den Automobilimporteuren gleichzeitig zum Termin des NADA-Kongresses mit der Regierung über die Steuererhöhungen verhandeln mussten, konnte einzig Komm.-Rat Dr. Gustav Oberwallner über den "großen Teich" fliegen. Sein Resümee: "Die Stimmung in den USA ist extrem euphorisch -aber auch kritisch gegenüber der eigenen Regierung, die ja immerhin 2008 General Motors und Chrysler mit Milliardenhilfen gerettet hat." Außerdem zeigte sich Oberwallner überrascht, wie sehrman in den USA auf den eigenen Markt fokussiert ist: "So wurde bei der Tagung der Chevrolet-Händler der Rückzug aus Europa mit keinem einzigen Wort erwähnt."
Große Gruppen von Händlern aus 40 Nationen
Neben den rund 20.000 Händlern aus den USA waren auch 2.500 aus insgesamt 40 Ländern in New Orleans dabei: Die größte Gruppe (425) kam aus Kanada, gefolgt von Australien (150), Großbritannien (120), Spanien (65), China (70), Japan (67), Russland (60) und Deutschland (20). Aus Südamerika waren insgesamt 130 Händlerin New Orleans anwesend.
Spezialgebiet mit Wachstums-Chancen
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