Während die Chevrolet-Massenmodelle aus großen Teilen Europas
verschwinden werden, bildet die Marke in Russland die Basis der
GM-Strategie.
Ende 2015, wenn Chevrolet den Rückzug aus dem Massengeschäft in den
meisten europäischen Märkten abschließen soll, wird in Russland
gerade die Produktion der zweiten Generation des lokalen SUV-Modells
Chevrolet Niva anlaufen. Damit soll die Chevrolet-Position auf dem
russischen Markt weiter gestärkt werden.
Kein Rückzug aus Russland
In Russland und den weiteren GUS-Staaten wird Chevrolet auch nach
2015 die Basis der GM-Aktivitäten bilden. Mit 155.894 verkauften
Neuwagen und einem Marktanteil von 6,2 Prozent war Chevrolet nach den
ersten elf Monaten 2013 die Nr. 6 der russischen Statistik für Pkws
und leichte Nutzfahrzeuge hinter Lada, Renault, Kia, Hyundai und
Volkswagen. Zählt man nur Pkws, so liegt Chevrolet in Russland auch
vor VW.
Dazu kommen noch 72.594 Opel, 54.633 Daewoo und 1.384 Cadillac,
sodass GM in Russland zwischen Jänner und November 2013 insgesamt
mehr als 284.000 Autos verkaufen und 11,3 Prozent des Marktes belegen
konnte. Das meistverkaufte Modell war der Chevrolet Cruze mit 50.106
Einheiten, gefolgt vom Chevrolet Niva (47.035), Opel Astra (37.180)
und Daewoo Nexia (26.978).
Ungewöhnliche Modelle
Die Russen können auch Modelle kaufen, die hierzulande nicht
angeboten werden. Neben dem Niva etwa den in Brasilien entwickelten
und im niedrigen Preissegment angesiedelten Sedan Cobalt oder die
großen SUV-Modelle Trailblazer und Tahoe. 2014 sollen der Tracker und
der Pickup Colorado eingeführt werden.
Unter dem Modellnamen Tracker versteckt sich jedoch kein exotischer
Neuling, sondern der bei uns bereits bekannte Trax. Da der Name Trax
im Russischen unanständig klingt, wurde das Auto für die Region auf
Tracker umgetauft.
Der Großteil der in Russland verkauften Chevrolet wird in vier
verschiedenen russischen Städten produziert oder montiert. Der Spark
und Cobalt kommen aus dem GM-Joint-Venture-Werk in Usbekistan.
Zufall mit glücklichem Ausgang
Die Existenz des erfolgreichen Chevrolet Niva verdankt GM eigentlich
dem Zufall. Ursprünglich wurde das Auto vom Lada-Hersteller AvtoVAZ
als Nachfolger des populären Lada Niva, in Österreich als Taiga
bekannt, entwickelt. Doch AvtoVAZ hatte damals nicht genug Geld, um
die Serienproduktion zu starten. Daraufhin hat GM mit AvtoVAZ ein
Joint Venture gegründet, das in der Nachbarschaft des riesigen
Autowerks in Togliatti den Chevrolet Niva baut. Der ursprüngliche
Niva darf nur noch Lada 4x4 heißen.
Gary Tilson, seit Sommer 2013 neuer Generaldirektor von GM-AvtoVAZ,
zeigt sich vom Niva begeistert. "Dass ein Auto, das praktisch 12
Jahre alt ist, rund 2 Prozent Marktanteil hält, ist wirklich ein
fantastisches Resultat", sagt Tilson.
Aktuell laufen Arbeiten an dem Niva-Nachfolger. Das Design wurde
bereits eingefroren, zwei Aggregateträger-Versuchsfahrzeuge sind
unterwegs. Anfang 2014 soll der erste Prototyp in Italien gebaut
werden.
Das neue Modell soll mehr Synergien mit GM nutzen, doch es wird sich
wieder um ein eigenständiges Modell handeln. Der heutige Lada-Motor
wird durch ein in Russland gebautes PSA-Triebwerk ersetzt. Während
heute geschweißte Niva-Karosserien von Avto-VAZ kommen, errichtet das
Joint Venture nun ein eigenes Presswerk und einen eigenen Rohbau.
Daewoo lebt
Nach unten abgerundet wird das GM-Programm von Daewoo. Für die
Pkw-Marke Daewoo sind Russland sowie Länder wie Kasachstan oder
Ukraine das letzte Refugium. In einem separaten Vertriebsnetz werden
Daewoo Matiz und Nexia angeboten. Dazu kommt der Daewoo Gentra, der
noch Anfang 2013 als Chevrolet Lacetti verkauft wurde. Alle
Daewoo-Modelle kommen aus Usbekistan, wo sie aber kurioserweise als
Chevrolet verkauft werden.