Jahrelang trieb der konzerninterne Wettbewerb zwischen Chevrolet und Opel den Händlern wie auch den Managern die Sorgenfalten auf die Stirn. Die Forderung nach einer klareren Markentrennung wurde laut. Stattdessen traf man in Detroit eine radikale Entscheidung: Chevrolet wird sich, abgesehen von der ehemaligen Sowjetunion (siehe Seite 26), bis zum Ende 2015 komplett aus Europa zurückziehen.
Durchwachsene Bilanz
Der Strategiewechsel erfolgt laut GM "aufgrund eines herausfordernden Geschäftsmodells und der schwierigen wirtschaftlichen Situation in Europa". Tatsächlich gingen die ambitionierten Pläne des Konzerns nicht auf: Basierend auf den Modellen des 2001 übernommenen koreanischen Hersteller Daewoo, sollte Chevrolet ab 2005 auch in der "alten Welt" zu einem führenden Volumenanbieter werden. Dies gelang jedoch nur in der ehemaligen Sowjetunion. In Westund Mitteleuropa wurde bereits 2007 das Absatzmaximum von 216.150 Einheiten erzielt. Danach herrschte Stagnation, bis die Verkäufe 2012 sogar wieder unter die Grenze von 200.000 Stück fielen.
Differenzierte Netzstruktur
InÖsterreich konnte das Team von Importchef Mag. Rainer Fillitz überdurchschnittliche Marktanteile erzielen. Das nützt freilich wenig: Nach 11 Jahren bei Daewoo und Chevrolet obliegt es Fillitz nunmehr, die Aktivitäten geordnet abzuwickeln. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Kommunikation mitden 53 Vertriebspartnern. Von diesen sind 29 auch für Opel tätig, 11 vertreten konzernfremde Hersteller und 13 sind reine Chevrolet-Händler.
Am härtesten trifft der Rückzugsbefehl naturgemäß die Exklusivbetriebe. Beispielsweise muss Rudolf Praher, ein niederösterreichischer Vertragspartner der ersten Stunde, seinen Werkstatt-und Agenturbetrieb auf neue Beine stellen. "Wir Daewoo-Partner hatten eigentlich schon seit der Übernahme durchGeneral Motors keine Chance mehr", zeigt sich Praher frustriert.
Händler fordern Ausgleich
Mehrmarkenketten wie die an 5 von 13 Standorten für Chevrolet tätige Eisner-Gruppe haben die Chance, den Wegfall mit Opel zu kompensieren. Dies erfordere allerdings rasche modellpolitische Schritte, mahnt Geschäftsführer (und Opel-Händlersprecher) Komm.-Rat Peter List: "Ansonsten droht dieses Segment für uns komplett verloren zu gehen." Zudem verweist List darauf, dass man auf Druck des Herstellers soeben erst viel Geld in die Standards von Chevrolet gesteckt habe: "Alle diese Investitionen sind jetzt verbrannt und wertlos."
Bis zu einer Milliarde US-Dollar hat GM für den Rückzug von Chevrolet budgetiert. Reicht diese Summe aus, um den Händlern ihre nicht amortisierten Investitionen zu ersetzen? Albert Still, als Gründer der AVAG wohl der europaweit größte Chevrolet-Partner, will sich "nicht zu sehr auf Ausgleichsansprüche verlassen". Er möchte an denbetroffenen Standorten "sehr rasch unternehmerische Entscheidungen treffen" und bringt auf den Punkt, was viele über den Rückzug von Chevrolet denken: "Aus Konzernsicht ist das sicher richtig, aus Händlersicht aber nicht ganz einfach."
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