120 Jahre nach seiner Erfindung ist der Dieselantrieb beliebter als
je zuvor. Die technischen Potenziale wurden jedoch noch lange nicht
ausgereizt: Bei Bosch ist manüberzeugt, dass weiterhin signifikante
Verbrauchs-und Emissionsreduktionen möglich sind.
Am 23. Februar 1893 wurde von einem gewissen Rudolf Diesel ein 13
Seiten langes Patent für einen Verbrennungsmotor eingereicht, bei dem
das Luft-Kraftstoff-Gemisch nicht durch Zündkerzen, sondern allein
durch eine sehr hohe Verdichtung entflammt wird. "Mein Motor macht
noch immer große Fortschritte", schrieb Diesel wenig später in sein
Tagebuch: Dass dieser Satz auch nach 120 Jahren noch Gültigkeit hat,
hätte sich der Erfinder wohl nicht träumen lassen.
Führend bei Dieseltechnologie
Automobilkonzerne, Motorenbauer und Zulieferer arbeiten laufend an
der Weiterentwicklung des Selbstzünders. Die Bosch-Gruppe spielt
dabei eine besonders wichtige Rolle: Sie beschäftigt an 37 Standorten
in 18 Ländern über 50.000 Diesel-Spezialisten, darunter rund 8.000
hoch qualifizierte Entwickler. "Bis zum Vorjahr haben wir 8 Millionen
Common-Rail-Systeme gefertigt, 2015 werden es bereits 12Millionen
sein", erläutert der für den Kfz-Bereich verantwortliche
Geschäftsführer Dr. Rolf Bulander. Auch bei der Abgasnachbehandlung
sei man mit einem prognostizierten Produktionsvolumen von 10
Millionen Einheiten im Jahr 2015 ein "sehr ernstzunehmender Player".
Sauber und sparsam
Zu den Innovationen aus dem Hause Bosch gehören Pkw-Einspritzsysteme,
die einen außerordentlich hohen Druck bis zu 2.500 Bar entwickeln.
Besonders stolz ist man bei Bosch außerdem auf das
Abgasnachbehandlungssystem "Denoxtronic". Die Summe der Entwicklungen
trägt dazu bei, den Spritverbrauch zu senken sowie Emissionen und
Geräusche zu reduzieren.
"Ein moderner Dieselmotor hat eine um rund 96 Prozent geringere
Stickoxid-Rohemission und 98 Prozent weniger Partikelemissionen als
ein Selbstzünder vom Anfang der 1990er-Jahre", sagt Dr. Markus Heyn,
Vorsitzender des Bereichsvorstandes Diesel Systems. Gegenüber einem
Benzinmotor auf vergleichbarer Entwicklungsstufe liege der
Verbrauchsvorsprung konstant bei rund 25 Prozent: Daher, so Heyn,
lohne sich ein Diesel bei der Hälfte aller aktuellen Fahrzeugmodelle
schon ab einer Jahresfahrtleistung von 10.000 Kilometern.
International im Trend
Angesichts dieser Faktenüberrascht es nicht, das in Europa beinahe
jeder zweite neu zugelassene Pkw von einem Dieselmotor angetrieben
wird. Österreich konnte 2012 mit gut 56 Prozent sogar einen leicht
überproportionalen Dieselanteil vorweisen. Auch in anderen
Weltregionen steigt das Interesse am Selbstzünder: In Indienist
dessen prozentueller Anteil an den Neufahrzeugverkäufen schon ähnlich
hoch wie in Österreich, selbst in den traditionell auf großvolumige
Benziner fixierten USA ist laut Bosch ein Marktanteil von immerhin 10
Prozent realistisch.
Und was darf man technologisch erwarten?"In den nächsten Jahren ist
eine weitere Verbrauchsreduktion um 15 Prozent durchaus realistisch",
erklärt Bulander. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, den Diesel
mit einem Elektromotor zu kombinieren: Ein derartiger
Hybridantrieb ermöglicht nochmals eine CO 2- und Verbrauchssenkung um
35 Prozent.