Die in Russland tätigen Autohersteller sind optimistisch. Trotz eines leichten Rückgangs 2013 wird der russische Markt weiter wachsen und in einigen Jahren zum größten Automarkt Europas werden, so ist die Meinung in der Branche.

Sergej Udalow, COO der russischen Marktbeobachtungsfirma Autostat, erwartet für 2013 den Absatz von rund 2,6 Millionen Pkws. Bis 2020 rechnet er mit einer Steigerung auf 3 bis 3,2 Millionen Einheiten.

Suche nach lokalen Teilen

Ausländische Autohersteller, die in Russland Autos produzieren, sind in Verträgen mit der Regierung im Austausch gegen bestimmte Erleichterungen einige Verpflichtungen eingegangen. Dazu gehört die Erreichung eines bestimmten Lokalanteils. Dasselbe gilt für einige Zulieferer.

Doch die Lokalisierung der Teileproduktion geht nicht so schnell wie erwartet. Bei der vom Forum Russland veranstalteten Konferenz Russland Automobil Zulieferer Synergiebörse in Esslingen wurde im November diskutiert, wie man die Lokalisierung erhöhen kann. Das Forum organisiert Konferenzen sowie Reisen von Zulieferern nach Russland. Die nächste Reise in die Zentren der russischen Autoindustrie findet im Juni 2014 statt.

Frank Haase, Einkaufsdirektor der Volkswagen Group Rus, hat in seiner Rede den Mangel an lokalen Lieferanten beklagt. VW arbeitet in Russland mit rund 60 lokal produzierenden Zulieferern, doch zu mehr als 90 Prozent der Fälle handelt es sich um große globale Player. Es gebe darunter "nur eine Handvoll rein russische Teilehersteller", sagt Haase. Dabei will VW für verschiedene Teile mehr als einen Lieferanten haben. "Der Kuchen ist in Russland so groß, dass wir ihn gerne auf zwei oder drei Schultern verteilen können", so Haase.

Auch Sriram Sringari, Einkaufschef von General Motors Russia, ist mit dem lokalen Anteil nicht zufrieden. "Ich will dasändern", betont er. Dabei unterstreicht er die Rolle der Tier-2-Zulieferer. "Wir wollen mehr Tier-2-Zulieferer überzeugen, nach Russland zu kommen", sagt Sringari.

Einer der Wege, um Zulieferer nach Russland zu holen, ist laut Sringari die Zusammenarbeit mit anderen Autofirmen. So spricht GM mit den ebenfalls in der Region ansässigen Firmen Ford und Nissan, um höhere Volumina ähnlicher Teile zu identifizieren. Die ausländischen Zulieferer haben oft das Problem, dass sich die russische Produktion nicht lohnt. Zwar sind die Lohnkosten in Russland niedriger als in West-oder Zentraleuropa, doch die dort produzierten Komponenten sind mitunter teurer als wenn man sie aus dem EU-Raum importieren würde. "Russland ist kein Niedrigpreisland, wir zahlen deutlich zweistellige Prozentsätze mehr für dieselbe Qualität", erklärt Andreas T. Ilg, Senior Manager im Einkauf von Daimler in Russland.

Bosch mit neuem Werk in Russland präsent

Dafür gibt es mehrere Gründe, darunter oft niedrige Stückzahlen sowie die Tatsache, dass Rohstoffe, Materialien und kleinere Teile von Tier-2-Lieferanten eingeführt werden müssen. Die aus der Sowjetzeit stammenden traditionellen Zulieferer haben häufig Probleme, sich den neuen Qualitätsanforderungen anzupassen.

Mehrere Teilehersteller präsentierten ihre Strategie für die Suche nach Tier-2-Zulieferern. Dazu zählt auch die Firma Bosch, die den Anteil der in Russland gefertigten Teile bis 2020 von den heutigen wenigen Prozenten auf fast zwei Drittel erhöhen will. Bosch hat 2013 mit dem Bau eines neuen Werks in Samara begonnen; bereits im November veranstaltete dort Frank Lengefeld, Director Purchasing, Corporate Purchasing Eastern Europe, den ersten Lieferantentag.