Der Anteil verkaufter Firmenfahrzeuge stieg inÖsterreich in den
vergangenen Jahren kontinuierlich an, während das Kaufverhalten von
Privatkunden - je nach wirtschaftlicher Lage - starken
Stimmungsschwankungen unterliegt. Müssen wir mit einem Kundenschwund
am Privatsektor rechnen?
Keine großen Verschiebungen
"Das Verhältnis des Anteils an gewerblichen Kunden und Firmenkunden
variiert stark", sagt Markus Kaufmann Geschäftsführer BMW
Kaufmann/Kaprun. Im gehobenen Preissegment sei der Anteil verkaufter
Firmenfahrzeuge höher. "In unserem Autohaus etwa im Verhältnis
60:40", so Kaufmann. Ein weitaus höherer Anteil von Privatkunden
würde sich im Segment von Kleinwagen finden. Größere Verschiebungen
am Markt befürchtet Kaufmann nicht. "Die Verkaufszahlen in Salzburg
waren in den vergangenen Jahren relativ konstant." Einen Impulsgeber
zur Ankurbelung des Privatmarktes wie die 2009 eingeführte
Abwrackprämie begrüßt Kaufmann: "Diese hat äußerst positive
Auswirkungen für uns alle gehabt."
Geschäft wird schwieriger
"Schon seit zwei Jahren hat sich der Trend weg vom Privatfahrzeug hin
zum Firmenwagen auch in unserem Betrieb bemerkbar gemacht", sagt
Josef Frischmuth, Geschäftsführer Autohaus Danner/Schlüßlberg. Viele
Unternehmen würden Mitarbeitern Fahrzeuge, die von diesen auch privat
genutzt werden könnten, als zusätzlichen Anreiz zur Verfügung
stellen. Im Privatsektor ortet Frischmuth zunehmend Probleme und ganz
bestimmte Preisvorstellungen der Kunden: "Durch die Tageszulassungen,
aber auch Angebote im Internet wird das Tagesgeschäft zusehends
schwieriger und der Druck auf den Fahrzeughandel steigt."
Positiver Trend
"Wir bemerken vor allem im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge bis 3,5
t deutliche Steigerungen", sagt Otto Falkensteiner, Verkaufsleitung
Auto Rhomberg/Hard. "Auch die Nachfrage im Privatkundenbereich
entwickelt sich momentan sehr positiv, ich glaube auch, dass dieser
Trend sich in den kommenden Monaten fortsetzen wird." Von staatlichen
Aktionen wie die 2009 durchgeführte Abwrackprämie hält Falkensteiner
wenig. "Diese führt zu Vorziehkäufen, das hat sich damals bereits
gezeigt. Danach sitzen wir auf einer großen Menge von Gebrauchtwagen,
die entsprechend schwer zu verkaufen sind."
Markt ankurbeln
"Seit September vergangenen Jahres beobachten wir im
Privatkundenbereich Kaufzurückhaltung, vor allem im Bereich des
Mittelklassesegments", sagt Ing. Mag. Hubert Aichlseder,
Geschäftsführer Autohaus Aichlseder/Klagenfurt. Dem gegenüber steht
eine Zunahme an Firmen- und Flottenkunden. Der Trend, Mitarbeitern
einen Dienstwagen als Bestandteil des Gehalts zur Verfügung zu
stellen, habe sich fortgesetzt, weil dies für beide Seiten Vorteile
bringe. "Den Markt könnten bundesweite Aktionen, mit denen ich 2009
gute Erfahrungen gemacht habe, ankurbeln. Neue Fahrzeuge sind viel
sicherer, deutlich umweltfreundlicher", so Aichlseder. Sie würden
auch zusätzliche Einnahmen für den Staat bringen.
Kauflust wecken
"Unser Betrieb ist eher privatkundenorientiert", sagt Dipl.-Ing.
Alois Sparer, Geschäftsführer Autohaus Reibmayr/Kufstein. "Wir merken
in unserem Betrieb zwar, dass die Nachfrage von Firmenfahrzeugen in
bestimmten Segmenten leicht steigt, den Großteil unseres Geschäfts
machen wir aber mit Privatkunden." Besonders gute Erfahrungen mit
Kundenbindung hat Sparer mit Veranstaltungenim eigenen Haus gemacht.
"In Zusammenhang mit der Präsentation eines neuen Modells und bei
einer für die interessierten potenziellen Käufer entsprechend peppig
aufbereiteten Veranstaltung kann durchaus die Kauflust geweckt
werden."
Stimmungslage entscheidend
"Wir haben unser Geschäft im Laufe der Jahre vom Großkunden- und
Flottengeschäft weg und hin zum Privatkundengeschäft verlagert", sagt
Jean Paul Skal, Geschäftsführer Autohaus Skal/Stockerau. Das Geschäft
mit Großkunden berge auch Gefahren. "Wenn man nur einen dieser Kunden
verliert, kann sich das dramatisch aufden Umsatz auswirken", sagt
Skal.
Am Privatmarkt sieht Skal eine "Tendenz zu kleineren, bequemeren
Fahrzeugen". Grundsätzlich ortet er große Sensibilität bei seinen
Privatkunden: "Dies hängt vor allem von der momentanen Stimmungslage
ab. Letztere steuert auch hauptsächlich das Kaufverhalten der
Menschen. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten reagieren die Kunden
oft sehr verhalten, warten lieber ab und fahren ihre Autos länger."
Kunden reagieren sensibel
"Die Kunden im Privatbereich reagieren derzeit sehr sensibel", sagt
Ing. Gernot Keusch, Geschäftsführer Auto Stahl/Wien. Dies betreffe
vor allem das Massensegment, also Fahrzeuge in der Preisklasse von
20.000 bis 30.000 €. Während sich das Geschäft mit Gewerbe-, Firmen-
und Flottenkunden gut entwickle und konstant bleibe, verzeichne man
bei Privatkunden derzeit leichte Rückgänge. "Wobei es sich dabei um
eine Momentaufnahme handelt." Mit entsprechenden Maßnahmen,
vergleichbar mit jener der im Jahr 2009 eingeführten Abwrackprämie,
könnte der Handel auch im Privatbereich entscheidend belebt werden.
Gewisser Nachholbedarf
"Verstärktes Interesse bei Kunden hängt oft davon ab, welche
Neuheiten ein Hersteller auf den Markt bringt, darüber hinaus ist
auch das Segment entscheidend", sagt Heinz P. Robinson,
Geschäftsführer Autohaus Robinson/Graz. In jüngster Vergangenheit
habe es im Bereich von Firmenfahrzeugen Nachholbedarf gegeben.
Allerdings glaubt Robinson nicht, dass längerfristig große
Verschiebungen am Markt eintreten werden. Als Impulsgeber, um vor
allem bei Privatkunden Kauflust zu erwecken, könnten sowohl Aktionen
seitens der Hersteller als auch überregionale Aktionen fungieren.
"Die Abwrackprämie warein Erfolg und hat letztendlich auch viel Geld
in die Kassen des Staates gespült."
Preis-Leistungs-Verhältnis entscheidet
"Das Kaufverhalten der Privatkunden hängt vor allem davon ab, welche
Marke im Rahmen von Aktionen das beste Preis-Leistungs-Verhältnis
bietet", sagt Johannes Kirschner, Geschäftsführer Autohaus
Kirschner/Mönchhof. "Erst jüngst hat sich das bei uns bei der Marke
Skoda gezeigt, wo wir tolle Verkaufserfolge erzielen konnten." Genaudas Gegenteil trete ein, wenn für Kunden keine Anreize geschaffen
würden. "Trotz bester Produkte reagieren diese verhalten", so
Kirschner. Zusätzliche Kauflust bieten seiner Meinung nach
Hausveranstaltungen. "Wir haben damit beste Erfahrungen gemacht, wenn
diese mit Engagement, Herz und Hirn durchgeführt werden, lassen sich
Kunden auch überzeugen."