Jeder jammertüber die Krise, Liqui Moly spricht ihre Hintergründe
offen an. Das Familienunternehmen punktet als Gegenpol zur Welt der
großen Konzerne.
Arbeitsplätze statt Aktienkurs", "Mittelstand statt Multi",
"Deutschland statt China": Was nach Wahlwerbung klingt, ist das
unternehmerische Glaubensbekenntnis von Liqui Moly. Dabei ist Ernst
Prost, geschäftsführender Gesellschafter des in Ulm ansässigen
Mineralölunternehmens, kein Freund einfacher Patentrezepte. Zu sehr
ist dem Zweiundfünfzigjährigen, der den Familienbetrieb zu einem
internationalen Player mit knapp 233 Millionen Euro Jahresumsatz
gemacht hat, die Komplexität der Wirtschaftswelt bewusst. Doch viele
Dinge, ist Prost überzeugt, sind in den letzten Jahren
schiefgelaufen: "Es istdoch pervers, dass der Vorstand eines
börsenotierten Unternehmens tausende Menschen entlässt, die
Ausschüttung erhöht und der Aktienkurs nach oben schnellt. Was hat
das noch mit sozialer Marktwirtschaft zu tun?"
Bewusste Standortpolitik
Mit dem eigenen Unternehmen will Prost aufzeigen, dass es auch anders
geht. So bekennt sich Liqui Moly zur Produktion im "Hochlohnland"
Deutschland. "Ich schaffe lieber Arbeitsplätze und stelle den Gewinn
nicht in den Vordergrund", sagt er. Am Firmensitz in Ulm werden rund
270 Personen beschäftigt. Weitere 180 Arbeitsplätze entfallen auf das
Mineralölwerk Méguin in Saarlouis, das seit 2006 zur Firmengruppe
gehört.
ProfessionellesÖlmanagement
InÖsterreich greifen Vertriebsleiter Wolfram Mehlem und sein halbes
Dutzend regionaler Mitarbeiter den Kfz-Betrieben bei der
Krisenbewältigung unter die Arme. "Mit dem richtigen Ölmanagement
kann der Werkstattbetreiber auch in schwierigen Zeiten Erträge
sichern", propagiert Mehlem zum Beispiel einen neuen Ölschrank.
"Damit bindet unser Kunde nicht unnötig Kapital, weil er trotz der
immer größer werdenden Vielfalt an Motorölen überschaubare Mengen
ordern kann."
Effektives Marketing
Dass Liqui Moly beim Autofahrer immer bekannter wird, garantiert das
Engagement im Spitzensport: Beinahe traditioneller Höhepunkt ist das
Sponsoring der Vierschan zentournee. Darüber hinaus ist das
Unternehmen im Motorsport, im Fußball und in der deutschen
Handballliga präsent. "Unsere Sponsoringaktivitäten sind immer
verknüpft mit Verkaufsaktivitäten", betont Marketingleiter Peter
Baumann. Davon profitieren ganz besonders jene Betriebe, die ihre
Zusammenarbeit mit Liqui Moly mittels eigener Fassadengestaltung nach
außen tragen. In Österreich gibt es bereits 50 Werkstätten in der CI
der Marke, europaweit sind es etwas mehr als 300. Im Gegensatz zu
manchem Wettbewerber stellt Liqui Moly das maßgeschneiderte
Werbepaket kostenlos zur Verfügung - gewisse Mindestumsätze
vorausgesetzt, versteht sich.
Nachhaltiges Wachstum
Derart innovative Konzepte sollen es Liqui Moly ermöglichen, auch in
Krisenzeiten auf Wachstumskurs zu bleiben. Das Ziel ist die
Marktführerschaft bei Motorölen. In Deutschland, teilt das
Unternehmen mit, habe man diese Position bereits erreicht.
Der Erfolg ist allerdings kein Selbstzweck. "Der Unternehmer ist
nicht nur dem schnöden Mammon, sondern auch dem Gemeinwohl
verpflichtet", formuliert Prost seinen persönlichen Kontrapunkt zur
Mentalität der internationalen Konzerne. Dass diese "nach all der
Misswirtschaft den Staat um Geld anbetteln", erzürnt ihn nach wie
vor. Dennoch sieht sich Prost für das weitere Kräftemessen mit seinen
ungleich größeren, zumeist selbst vor Konzernhintergrund agierenden
Wettbewerbern gerüstet -nicht zuletzt aufgrund seiner ungewohnt
offenen Worte: "Die Wahrheit braucht immer einen, der sie
ausspricht."