Die Spontanität ist es, die Mag. Dr. Gustav Oberwallner von einer
Vielzahl von Funktionären unterscheidet. Er ist ohne Limit für die
Belange des Autohandels in Österreich und Europa unterwegs. 2010
steht der Oberösterreicher für eine weitere Funktionsperiode als
Bundesgremialobmann zur Verfügung.
Ein paar Minuten Lesezeit mit Kommerzialrat Gustav Oberwallnerüber
sein Funktionärsleben für die Wirtschaftskammer.
Herr Oberwallner, welche Rolle spielt die Kammerarbeit in Ihrem
Leben? Seit Jahrzehnten prägt die Kammerarbeit meinen Tagesablauf. In
Oberösterreich begann ich meine Karriere als Kfz-Unternehmer und
avancierte zum Gremialobmann im Bundesland. Nach dem Tod von Heinz
Havelka erhielt ich von Wirtschaftsbund und den Spartenvertretern die
Aufforderung und das Vertrauen, das Bundesgremium des Fahrzeughandels
zu führen.
Sie haben inzwischen viele Reaktionen aus ihrem Kollegenkreisüber
Ihre Arbeitsweise erlebt. Gab es da Höhepunkte? Ja, die Umsetzung der
von uns seit der Erhöhung der Mineralölsteuer geforderten
steuerlichen Entlastung des Umstiegs von alt auf neu -die Ökoprämie.
Dies beweist, dass das Lobbying immer wichtiger wird. Erfolge wie die
Ökoprämie können aber nur kollektiv mit den Landesgremien erreicht
werden. Trotz knapper Ressourcen der personellen und finanziellen
Mittel versuche ich mit meinem engagierten Team, dennoch den
Mitgliedern den Nutzen der Kammereinrichtung zur Verfügung zu
stellen. Kammerarbeit ist arbeitsintensiv und genügend Mitstreiter zu
erreichen, ein ambitioniertes Ziel
Sie suchen verstärkt den Kontakt zu den Bundesländern. Reflektiert
sich Ihr Bemühen im Arbeitsergebnis? Die föderalistischen Strukturen
in der Wirtschaftskammer erlauben mir gute Kontakte, die immer wieder
zu herzeigbaren Ergebnissen führen. Die Umsetzung der Abwrackprämie
sowie die Ökologisierung der Normverbrauchsabgabe, das heißt
"Wachstumsimpuls durch Entlastung der Steuerzahler" war dank der
Unterstützung der Landesobleute vorbildlich.
Die Abwrackprämie hat geholfen, den Fahrzeugabsatz in Österreich
stabil zu halten. Wie lautet Ihr Resümee? Aus meiner Sicht der Dinge
bin ich mit dem Verlauf der Ökoprämie zufrieden. Sie war
gewissermaßen die Initialzündung für kommendes Wachstum. Politisch
wurde das Optimum erzielt, mehr war nicht möglich. Und auch die
ersten Wochen nach Auslaufen der Ökoprämie ist der Fahrzeugverkauf
nicht abgerissen. Der Handel meldet weiterhin stabile Zahlen. Bei
dieser Gelegenheit darf man nicht vergessen anzumerken, dass die
zeitlich und stückzahlmäßig begrenzte Umtauschaktion vorerst die
längere Behaltedauer der Fahrzeuge und das Servicegeschäft nur in
Einzelfällen trifft. Zusammen mit den Turbulenzen bei den Unwettern
ist der Geschäftsverlauf im Servicebereich sowie bei Lack-und
Karosserieschäden zufriedenstellend.
Was können Sie aus Ihrer Funktionsperiode noch alles auf Ihre
Habenseite verbuchen? Die Ökologisierung der NoVA, deren Refundierung
bei Exporten von Gebrauchtwagen und die Genehmigungsdatenbank zur
Betrugseindämmung. Die Umsetzung der Batterierichtlinie, angekoppelt
am Entsorgungssystem, klingt wenigspektakulär, erspart dem
Kfz-Betrieb aber viel Ungemach.
Welche Ziele haben Sie sich im Falle Ihrer Wiederwahl gesteckt? Im
Sinne der Wachstumsoffensive der Regierung markiert derÖkobonus eine
Trendwende. Anstelle der 8-jährigen Abschreibung und der
Einschränkung der Vorsteuerabzugsfähigkeit auf die hochvolumigen
spritfressenden gemäß Finanzministerium forcieren wir die gezielte
Förderung der aktuellen EURO-Abgasklasse-4 mit Partikelfiltersystemen
und umweltfreundlichen, sparsamen Fahrzeugen für tausende
Handelsreisende und Kleingewerbetreibende.
Sie brandmarken zum Beispiel eine auf den "Neidkomplex" ausgerichtete
motorbezogene Versicherungssteuer als klassenkämpferische Parole ...
... eine umweltorientierte Kfz-Steuer analog zu Deutschland würde
rasch beweisen, dass der Unternehmer und Kunde mündig genug ist,
autonom nach rein wirtschaftlichem Nutzen zu entscheiden!
Was steht weiter auf dem Aktionspapier des Bundesgremialobmanns für
den Zeitrahmen bis 2015? In Ländern mit Wirtschaftswachstum setzt man
auf steuerliche Entlastung, fördert die Pendler und pauschaliert die
Absetzbarkeit der jährlichen Servicerechnungen. Das erhöht die
Wertschöpfung gegenüber der Schattenwirtschaft, gleicht den
Standortnachteil in ländlichen Gebieten durch gezielte
umweltorientierte steuerliche Entlastung der Anschaffungskosten aus.
Eine weitere Spreizung der Normverbrauchsabgabe zugunsten einer
Prämie für Familienfahrzeuge ist anzustreben.
Wenn der politische Wille vorhanden ist, sind das alles plausible
Forderungen im Sinne der Belebung der Wirtschaft. In der Tat ist die
Umsetzung problematisch. Die EU kämpft mit einem
Steuerfleckerlteppich und will dennoch den Strukturwandel.
Wie wollen Sie in Ihrer Welt die Belange den Wirtschaftstreibenden
vermitteln? Ich habe die Obmännerkonferenz eingeführt, um im
aktuellen Strukturwandel der Klein-und Mittelständler
österreichischer Prägung die Ideenfindung zu beschleunigen. Vor allem
der Verkehr darf nicht weiter verteuert werden. Individuelle
Mobilität muss sowohl für den Berufspendler als auch für Familien
leistbarbleiben.