Ein paar Minuten Lesezeit mit Kommerzialrat Gustav Oberwallnerüber sein Funktionärsleben für die Wirtschaftskammer.

Herr Oberwallner, welche Rolle spielt die Kammerarbeit in Ihrem Leben? Seit Jahrzehnten prägt die Kammerarbeit meinen Tagesablauf. In Oberösterreich begann ich meine Karriere als Kfz-Unternehmer und avancierte zum Gremialobmann im Bundesland. Nach dem Tod von Heinz Havelka erhielt ich von Wirtschaftsbund und den Spartenvertretern die Aufforderung und das Vertrauen, das Bundesgremium des Fahrzeughandels zu führen.

Sie haben inzwischen viele Reaktionen aus ihrem Kollegenkreisüber Ihre Arbeitsweise erlebt. Gab es da Höhepunkte? Ja, die Umsetzung der von uns seit der Erhöhung der Mineralölsteuer geforderten steuerlichen Entlastung des Umstiegs von alt auf neu -die Ökoprämie. Dies beweist, dass das Lobbying immer wichtiger wird. Erfolge wie die Ökoprämie können aber nur kollektiv mit den Landesgremien erreicht werden. Trotz knapper Ressourcen der personellen und finanziellen Mittel versuche ich mit meinem engagierten Team, dennoch den Mitgliedern den Nutzen der Kammereinrichtung zur Verfügung zu stellen. Kammerarbeit ist arbeitsintensiv und genügend Mitstreiter zu erreichen, ein ambitioniertes Ziel

Sie suchen verstärkt den Kontakt zu den Bundesländern. Reflektiert sich Ihr Bemühen im Arbeitsergebnis? Die föderalistischen Strukturen in der Wirtschaftskammer erlauben mir gute Kontakte, die immer wieder zu herzeigbaren Ergebnissen führen. Die Umsetzung der Abwrackprämie sowie die Ökologisierung der Normverbrauchsabgabe, das heißt "Wachstumsimpuls durch Entlastung der Steuerzahler" war dank der Unterstützung der Landesobleute vorbildlich.

Die Abwrackprämie hat geholfen, den Fahrzeugabsatz in Österreich stabil zu halten. Wie lautet Ihr Resümee? Aus meiner Sicht der Dinge bin ich mit dem Verlauf der Ökoprämie zufrieden. Sie war gewissermaßen die Initialzündung für kommendes Wachstum. Politisch wurde das Optimum erzielt, mehr war nicht möglich. Und auch die ersten Wochen nach Auslaufen der Ökoprämie ist der Fahrzeugverkauf nicht abgerissen. Der Handel meldet weiterhin stabile Zahlen. Bei dieser Gelegenheit darf man nicht vergessen anzumerken, dass die zeitlich und stückzahlmäßig begrenzte Umtauschaktion vorerst die längere Behaltedauer der Fahrzeuge und das Servicegeschäft nur in Einzelfällen trifft. Zusammen mit den Turbulenzen bei den Unwettern ist der Geschäftsverlauf im Servicebereich sowie bei Lack-und Karosserieschäden zufriedenstellend.

Was können Sie aus Ihrer Funktionsperiode noch alles auf Ihre Habenseite verbuchen? Die Ökologisierung der NoVA, deren Refundierung bei Exporten von Gebrauchtwagen und die Genehmigungsdatenbank zur Betrugseindämmung. Die Umsetzung der Batterierichtlinie, angekoppelt am Entsorgungssystem, klingt wenigspektakulär, erspart dem Kfz-Betrieb aber viel Ungemach.

Welche Ziele haben Sie sich im Falle Ihrer Wiederwahl gesteckt? Im Sinne der Wachstumsoffensive der Regierung markiert derÖkobonus eine Trendwende. Anstelle der 8-jährigen Abschreibung und der Einschränkung der Vorsteuerabzugsfähigkeit auf die hochvolumigen spritfressenden gemäß Finanzministerium forcieren wir die gezielte Förderung der aktuellen EURO-Abgasklasse-4 mit Partikelfiltersystemen und umweltfreundlichen, sparsamen Fahrzeugen für tausende Handelsreisende und Kleingewerbetreibende.

Sie brandmarken zum Beispiel eine auf den "Neidkomplex" ausgerichtete motorbezogene Versicherungssteuer als klassenkämpferische Parole ... ... eine umweltorientierte Kfz-Steuer analog zu Deutschland würde rasch beweisen, dass der Unternehmer und Kunde mündig genug ist, autonom nach rein wirtschaftlichem Nutzen zu entscheiden!

Was steht weiter auf dem Aktionspapier des Bundesgremialobmanns für den Zeitrahmen bis 2015? In Ländern mit Wirtschaftswachstum setzt man auf steuerliche Entlastung, fördert die Pendler und pauschaliert die Absetzbarkeit der jährlichen Servicerechnungen. Das erhöht die Wertschöpfung gegenüber der Schattenwirtschaft, gleicht den Standortnachteil in ländlichen Gebieten durch gezielte umweltorientierte steuerliche Entlastung der Anschaffungskosten aus. Eine weitere Spreizung der Normverbrauchsabgabe zugunsten einer Prämie für Familienfahrzeuge ist anzustreben.

Wenn der politische Wille vorhanden ist, sind das alles plausible Forderungen im Sinne der Belebung der Wirtschaft. In der Tat ist die Umsetzung problematisch. Die EU kämpft mit einem Steuerfleckerlteppich und will dennoch den Strukturwandel.

Wie wollen Sie in Ihrer Welt die Belange den Wirtschaftstreibenden vermitteln? Ich habe die Obmännerkonferenz eingeführt, um im aktuellen Strukturwandel der Klein-und Mittelständler österreichischer Prägung die Ideenfindung zu beschleunigen. Vor allem der Verkehr darf nicht weiter verteuert werden. Individuelle Mobilität muss sowohl für den Berufspendler als auch für Familien leistbarbleiben.