Der Zustand der Automobilwirtschaft scheint mir fast dem des Wetters
zuähneln: Alle beschweren sich, aber keiner unternimmt etwas, um es
zu ändern. Scherz beiseite.
Sowohl Hersteller als auch Händler beschweren sich wechselseitig über
das Verhalten des anderen. Der Hersteller beschwert sich über
Maßnahmen, die das Automobil in absatzpolitischer, umweltrelevanter
und monetärer Hinsicht trifft. Und der Händler beschwert sich über
häufig einseitige Einschnitte des Herstellers. BeideSeiten sehen das
wiederum als Zeichen des Unbehagens.
Aus der Ferne betrachtet, lädt die Autoindustrie zum Spott ein. Für
jene, die es betrifft, ist es zum Weinen. Alle zurechnungsfähigen
Automanager muss die Erkenntnis erschrecken dass auf ihrem Weg zurück
zum Erfolg kaum ein Hindernis größer ist als die eigene Führung.
Und für uns Zeitungsschreiber mit 40 Jahre Branchenerfahrung mitten
im Thema ist es nicht weniger entmutigend, dass alle
Wirtschaftshoffnungen auf diesem rücksichtslosen Haufen beruhen - und
das allein deshalb, weil der Handel nicht ganz so schlimm agiert wie
die Industrie.
Dabei sind beide Seiten aufeinander angewiesen, haben gemeinsame
Interessen. Wir können uns gar nicht trennen. Daher müssen wir, um
diese negative Dynamik, die die Beziehungen seit Jahrzehnten
belastet, zumindest zu lindern, eine sachliche Diskussion führen.
Wenn wir uns nicht darum kümmern, Verständnis für gegenseitige
Positionen aufzubringen und infolgedessen den Umgang miteinander
verändern, sind wir verdammt, in einem dauerhaften Zustand von
Misstrauen, Enttäuschung und Frustration zu agieren - als Spielball
von Dritten.
In Hinblick auf die vor uns liegenden gewaltigen Herausforderungen
wäre das eine schlechte Nachricht, Ihr
Gerhard Lustig
GlobaleÜberproduktion in Mio. Stück:
Fazit: Unumgängliche Kapazitätsrücknahmen führen zu massivem Jobabbau
in Industrie und Handel.
Quelle: Institut für Automobilwirtschaft