Alfred Stadler gibt Denzel eine neue Struktur. Operativ und
eigentümerseitig soll dennoch alles beim Alten bleiben.
Automanager, die positive Bilanzen vorlegen, sind selten geworden.
Alfred Stadler gehört zu den Ausnahmen: Im ersten Halbjahr gelang es
dem Vorstandssprecher von Denzel, die Erträge aus dem unmittelbaren
Autogeschäft von gerade einmal 700.000 auf 3,4 Millionen Euro zu
verbessern. Die gesamte Denzel-Gruppe erwirtschaftete einen
Überschuss von 2,3 Millionen Euro. Diese schwarzen Zahlen sind
wichtig, denn das Vorjahr war schwierig: Insgesamt verlor der gut
1.000 Mitarbeiter beschäftigende Konzern fast 5 Millionen Euro. Dass
sich Denzel in der zweiten Jahreshälfte 2009 in der Gewinnzone
behaupten wird, scheint angesichts des bisher erarbeiteten Vorsprungs
gewiss. Stadler geht davon aus, die außerordentlich guten Zahlen aus
2007 einstellen zu können. Dieses Niveau wolle man mittelfristig
behaupten, wenngleich von einer nachhaltigen Erholung der Branche
keine Rede sein könne: "Auf einen Markt von 280.000 bis 300.000 Pkws
werden wir in den nächsten fünf Jahren nichtzurückkommen."
Hinterfragenswerte Strukturbereinigung
Diesen schwierigen Rahmenbedingungen will Stadler intern Rechnung
tragen. "Eine gut aufgestellte Organisation muss jedes Jahr 10
Prozent Marktrückgang verkraften können", begründet er die umfassende
Neuordnung des Konzerns. Künftig werden alle unmittelbar mit dem
Autogeschäft befassten Geschäftseinheiten, darunter zwei neu
gegründete Firmen für den Mitsubishi-Großhandel und den geplanten
Import chinesischer Autos, in der WolfgangDenzel Auto AG
zusammengefasst. Diese ist, ebenso wie die Immobilien-und
Finanzfirmen, hundertprozentige Tochter der Wolfgang Denzel Holding
AG. Die Dachgesellschaft steht wie schon bisher über eine
Stiftungskonstruktion ausschließlich im Familieneigentum. Wozu also
der ganze Aufwand? "Sinn und Zweck der Übung ist ein klares,
wirtschaftliches Organigramm", sagt Stadler. Allerdings hat er in den
dreieinhalb Jahren, die er schon an der Konzernspitze steht, mit den
bisherigen Strukturen das Auslangen gefunden. Der Mitsubishi-Import
wurde gar seit 1978 als unselbstständiger Geschäftsbereich geführt.
So mancher Beobachter vermutet daher, dass die Umstrukturierungen
ganz andere Gründe haben.
"Weder Börsegang noch Verkauf"
Tatsache ist, dass sauber getrennte Geschäftsfelder wesentlich
einfacher zu veräußern wären. Stadler weist das freilich zurück: "Wir
planen weder einen Börsegang noch einen vollständigen oder teilweisen
Verkauf." Einzige Ausnahme bleibe das jahrelang defizitäre
Kundenzentrum in Linz, das an Pächter mit Wurzeln im Motorsport
abgegeben wurde. Thomas Heuer, Rennstallbesitzer und von stillen
Investoren nominierter Geschäftsführer, will Rallye-und
Rundstreckenflair als "absatzfördernde Maßnahme für das
Neuwagengeschäft" nutzen. Zwei weitere Verkäufe hat Denzel schon 2008
getätigt: Die Schnellservicekette Fastbox ging an einen
oberösterreichischen Fonds, der Autovermieter Denzeldrive wurde von
der Buchbinder-Gruppe übernommen und in "Megadrive" umgetauft.
Stadler konnte sich damit zweier notorischer Verlustbringer
entledigen, ohne auf taktische Vorteile verzichten zu müssen:
Beispielsweise ist Megadrive dankbarerAbnehmer der in den
vergangenen Monaten deutlich gestiegenen Hyundai-Kurzzulassungen.
Familiensache
In einem ist sich die Branche einig: Der besonnene Manager Stadler,
der sich in 15 Jahren bei Hyundai in den Konzernvorstand
hochgearbeitet hat, führt Denzel mit Gespür und Bodenhaf tung durch
die Krise. Das Schicksal des einstigen Rivalen Tarbuk, das manche
Konkurrenten auch Denzel vorhergesagt haben, konnte er erfolgreich
abwehren. Gleichermaßen findet sich kaum jemand, der sachliche Kritik
an der Restrukturierung der außerordentlich eigenkapitalstarken
Denzel-Gruppe äußert. Über die langfristige Eigenständigkeit eines
Unternehmens entscheiden aber nicht dessen Manager, sondern die
Eigentümer. Dass diese Entscheidungen gerade in Familienunternehmen
recht plötzlich fallen können, wurde kürzlich in Salzburg bewiesen.