Für mich als Auslandsösterreicher - in meiner Eurotax-Zeit in 28
Ländern aktiv tätig und in manchem anderen Land als Fachbesucher
präsent - war "Porsche Salzburg" immer etwas, das meine Augen zum
Leuchten brachte, wenn ich von den Erfolgen und vom Familiengeist des
Unternehmens erzählte. Kein anderes Automobilunternehmen wurde mit
derselben Perfektion und demselben Geist geführt.
Für mich bestand
die Faszination darin, dass in Salzburg immer absolut Bodenhaftung
bestand.
Auch wenn ich als Unternehmer mit Ideen und Dienstleistungen "in
Salzburg" nicht immer Erfolg hatte, immer habe ich die Entscheidungen
aus der Sicht dieses Unternehmens verstanden. Nun geht zu Ende, was
eine Reihe von genialen Managern - nein nicht Manager, es waren immer
Unternehmer- aufgebaut haben. Ich denke da beispielsweise an die
Herren Wischenbart, Himmer, Schneider-Manns Au, Walbert, Hellmaier
mit all ihren vielen tollen Mitstreitern.Über "allen" wachte mit
ordnender Hand stets die "Frau Kommerzialrat", die "gnädige Frau
Piëch".
Ein Unternehmen zum Anfassen, eine Firma ausschließlich aus
Eigengewächsen entstanden. Ich erinnere mich an zwei Manager - ja,
das waren Manager -, die von außen kamen und kläglich gescheitert
sind. Strahlemänner brauchte dieses Unternehmen aber auch nicht.
Seitenblicker und Titelhelden wollten die Führungsleute in Salzburg
auch nie sein. Diese Profession ist vor allem Ferdinand Piëch und
Wolfgang Porsche vorbehalten.
Alles vorbei? Verzockt von zwei Leuten, die in ihrem Streben nach
ganz ganz oben sogar die grandiosen Namen aufs Spiel setzten.
Natürlich schwört man jetzt tausend Eide, alles beim Alten zu
belassen. Das wäre übrigens das erste Mal, dass sich eine "Übernahme"
so abspielt.
Ich weiß nicht, wie die Salzburger das Unterfangen der Schwesterfirma
in Stuttgart einschätzten, Volkswagen zu übernehmen. Vermutlich waren
sie darüber durchaus positiv gestimmt. Denn der Bestand des
Firmenimperiums hing in Salzburg immer vom Wohlwollen der Wolfsburger
ab, auch wenn sich Salzburg immerneue Geschäftsfelder in den neuen
Ländern sichern konnte. Die Rhetorik, die in Stuttgart angestimmt
wurde, war aber ganz sicher nicht die ihre.
Der Plan der Stuttgarter ist gescheitert. Und Porsche Salzburg muss
den Preis mitbezahlen, es wird 2011 an Volkswagen verkauft. Ziehen
jetzt die VW-Manager, die Gewerkschafter und alle die das
Automobilgeschäft vom Schreibtisch zu beherrschen glauben, in die
Salzburger Führungsetagen ein? Die Salzburger sagen Nein. Ich will es
glauben, auch wenn ich aus eigener Erfahrung weiß, wie sich ein
Eigentümerwechsel auf die Kultur eines Unternehmens auswirken kann.
Das jüngste Beispiel vermittelt allerdings eine andere Sprache, auch
wenn noch nicht unmittelbar "die Salzburger" treffend, später
allerdings vielleicht doch. Niedersachsens Ministerpräsident
Christian Wulff wehrt sich - via Presse (!) - vehement gegen einen
angedachten "Volks-Porsche". Das müssen schon die Marktstrategen
entscheiden und nicht ein Politiker, der sich von Wahl zu Wahl
durchfrettet.
Man muss sich nur ansehen, was VW-Manager in den letzten 20 Jahren
ihren Partnern, den Händlern und Werkstätten, an CI-Unsinn alles
angetan haben. Wollen wir also glauben, dass die Porsche Holding in
ihrer Struktur erhalten bleibt und mit neuen Aufgaben betraut wird.
Der viel zitierte Porsche-Geist wird jetzt gewiss strapaziert und die
Tatsache, dass die Familien Porsche und Piëch ihr Vermögen in der
Dachgesellschaft des neuen integrierten Automobilkonzerns bündeln,
vermag ihnen noch indirekt Einfluss zu geben. Aber es ist halt ein
Unterschied, ob der Chef auch noch selber kocht.
Ich verneige mich jedenfalls vor der Leistung aus einigen
Generationen von Unternehmern. Sie waren die Besten .
Mit einem (vorsorglichen) leisen Servus, Ihr
Helmuth H. Lederer