Für mich bestand die Faszination darin, dass in Salzburg immer absolut Bodenhaftung bestand.

Auch wenn ich als Unternehmer mit Ideen und Dienstleistungen "in Salzburg" nicht immer Erfolg hatte, immer habe ich die Entscheidungen aus der Sicht dieses Unternehmens verstanden. Nun geht zu Ende, was eine Reihe von genialen Managern - nein nicht Manager, es waren immer Unternehmer- aufgebaut haben. Ich denke da beispielsweise an die Herren Wischenbart, Himmer, Schneider-Manns Au, Walbert, Hellmaier mit all ihren vielen tollen Mitstreitern.Über "allen" wachte mit ordnender Hand stets die "Frau Kommerzialrat", die "gnädige Frau Piëch".

Ein Unternehmen zum Anfassen, eine Firma ausschließlich aus Eigengewächsen entstanden. Ich erinnere mich an zwei Manager - ja, das waren Manager -, die von außen kamen und kläglich gescheitert sind. Strahlemänner brauchte dieses Unternehmen aber auch nicht. Seitenblicker und Titelhelden wollten die Führungsleute in Salzburg auch nie sein. Diese Profession ist vor allem Ferdinand Piëch und Wolfgang Porsche vorbehalten.

Alles vorbei? Verzockt von zwei Leuten, die in ihrem Streben nach ganz ganz oben sogar die grandiosen Namen aufs Spiel setzten. Natürlich schwört man jetzt tausend Eide, alles beim Alten zu belassen. Das wäre übrigens das erste Mal, dass sich eine "Übernahme" so abspielt.

Ich weiß nicht, wie die Salzburger das Unterfangen der Schwesterfirma in Stuttgart einschätzten, Volkswagen zu übernehmen. Vermutlich waren sie darüber durchaus positiv gestimmt. Denn der Bestand des Firmenimperiums hing in Salzburg immer vom Wohlwollen der Wolfsburger ab, auch wenn sich Salzburg immerneue Geschäftsfelder in den neuen Ländern sichern konnte. Die Rhetorik, die in Stuttgart angestimmt wurde, war aber ganz sicher nicht die ihre.

Der Plan der Stuttgarter ist gescheitert. Und Porsche Salzburg muss den Preis mitbezahlen, es wird 2011 an Volkswagen verkauft. Ziehen jetzt die VW-Manager, die Gewerkschafter und alle die das Automobilgeschäft vom Schreibtisch zu beherrschen glauben, in die Salzburger Führungsetagen ein? Die Salzburger sagen Nein. Ich will es glauben, auch wenn ich aus eigener Erfahrung weiß, wie sich ein Eigentümerwechsel auf die Kultur eines Unternehmens auswirken kann.

Das jüngste Beispiel vermittelt allerdings eine andere Sprache, auch wenn noch nicht unmittelbar "die Salzburger" treffend, später allerdings vielleicht doch. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff wehrt sich - via Presse (!) - vehement gegen einen angedachten "Volks-Porsche". Das müssen schon die Marktstrategen entscheiden und nicht ein Politiker, der sich von Wahl zu Wahl durchfrettet.

Man muss sich nur ansehen, was VW-Manager in den letzten 20 Jahren ihren Partnern, den Händlern und Werkstätten, an CI-Unsinn alles angetan haben. Wollen wir also glauben, dass die Porsche Holding in ihrer Struktur erhalten bleibt und mit neuen Aufgaben betraut wird.

Der viel zitierte Porsche-Geist wird jetzt gewiss strapaziert und die Tatsache, dass die Familien Porsche und Piëch ihr Vermögen in der Dachgesellschaft des neuen integrierten Automobilkonzerns bündeln, vermag ihnen noch indirekt Einfluss zu geben. Aber es ist halt ein Unterschied, ob der Chef auch noch selber kocht.

Ich verneige mich jedenfalls vor der Leistung aus einigen Generationen von Unternehmern. Sie waren die Besten .

Mit einem (vorsorglichen) leisen Servus, Ihr

Helmuth H. Lederer