"Es kommt zusammen, was gemeinsame Wurzeln hat", beschreibt
Wolf-Dieter Hellmaier die Integration seiner Salzburger Porsche
Holding in den Fusionsplan von Volkswagen und Porsche. Alles beim
Alten zu belassen, wird es aber nicht spielen!
Adonis gleich läuft der prächtig vegetierende Salzburger
Autohandelskonzern Gefahr, vom über alle Maßen eifersüchtigen
Ferdinand Piëch in seinem Streben zum weltgrößten
Automobilproduzenten aufsteigen zu können, zerrissen zu werden. Die
Schlacht um die Macht bei Volkswagen hat beim Porsche-Piëch-Clan
Wunden hinterlassen. Ende 2011 will Volkswagen-Vorstandschef Martin
Winterkorn die Vereinigung in der Volkswagen-Porsche-Gruppe vollzogen
haben. Darin integriert wird das Vertriebsgeschäft der Porsche
Holding in Salzburg sein.
Wolfs-statt Salzburg
Die Führung des integrierten Konzerns und damit der "Ausbau des
Vertriebsgeschäfts der Porsche Holding Salzburg wird künftig unter
den wachsamen Augen von Winterkorn in Wolfsburg vollzogen. Der
prächtige Jüngling der Familien Porsche und Piëch wird "kopflos".
Porsche-Holding-Salzburg-Boss Wolf-Dieter Hellmaier hat schon recht,
wenn er in seiner Chefpost an seine Führungsleute von "es kommt
zusammen, was gemeinsame Wurzeln hat", schreibt. Die
Mehrheitseigentümer Wolfgang Porsche und Ferdinand Piëch setzen ihr
Paradeunternehmen bei Volkswagen ein, um einerseits die überschuldete
Porsche-Sportwagenschmiede zu sanieren und andererseits den Einfluss
bei Volkswagen zu mehren. Was neben den Scheichs von Katar und dem
Land Niedersachsen noch alles an Großaktionären auf der Wolfsburger
Autostadtbühne auftreten wird, Piëch und Porsche werden allemal ihre
"Hauptversammlungsmehrheit" habenund machen damit Volkswagen den Weg
frei, noch vor dem ursprünglichen Plan 2018 zum Beispiel Toyota von
der Weltspitze verdrängen zu können: Wohin Mehrmarkenpolitik und der
Drang zum Produktionsweltmeister führen können, zeigt sich dramatisch
am Beispiel General Motors. Das hören Piëch, Porsche und Winterkorn
nicht gerne. Geht die Rechnung für Ferdinand Piëch (72) auf, ist er
in der globalen Automobilwelt unsterblich und nur noch seine
biologische Uhr setzt ihm die Grenzen. Wendelin Wiedeking, der mit
Hilfe Wolfgang Porsches Volkswagen übernehmen und damit die große
Nummer machen wollte, ließ er kläglich scheitern. Die beiden
Großaktionäre pflegen ihre Wunden, das Scheichtum Katar gewinnt an
Einfluss und die Landesregierung Niedersachsen bekommt ihre
Sperrminorität ebenso zementiert wie die Arbeitnehmervertreter ihre
noch zu gründende Belegschaftsstiftung. Der Geldbedarfim künftig
integrierten Volkswagen-Porsche-Konzern ist enorm, denn bezahlt muss
die ganze Rechnung werden. Die Hauptversammlungsmehrheit -die
Familien Porsche und Piëch - entscheidet strategisch und weiß genau,
was in Salzburg zu holen sein wird!
Salzburger Melkkuh
Auf dem Weg zur weltweiten Nummer 1 darf nichts mehr schiefgehen.
Also wird in der Porsche Holding Salzburg das erfolgreiche Mehrbzw.
Vielmarken-Vertriebsregime vorerst nicht auseinander gerissen. Jeder
Blutstropfen des geköpften Adonis wird zu Geld gemacht werden, obwohl
die Adonisröschen in Osteuropa inzwischen schon etwas welken.
Zunächst aber wird bis 2011 die Porsche SE in Zuffenhausen mit
Volkswagen verschmolzen. Bis dahin muss Winterkorn den
Sportwagenbauer deutlich entschuldet haben. Dann ist Bares aus
Salzburg Wahres! "Mit der Kapitalerhöhung durch die jetzigen
Eigentümer wurde ein Anfang gemacht", erklärt der Schwabe, dessen
grandioser "Zeus" Ferdinand dem Adonis in Salzburg angeschafft hat,
jeweils ein Drittel seiner Zeit mit dem Groß-und dem Einzelhandel
-seinen Lieben - zu verbringen. Über das restliche Drittel darf das
Management von Porsche Salzburg jetzt schon seine Vorbereitung zur
Integration in Wolfsburg treffen. 700 Millionen Euro insgesamt aus
Synergiepotenzialen sollen jährlich als operatives Ergebnis aus der
Transaktion herausgeholt werden. Ob sich vor diesem Hintergrund
gleichzeitig die Beschäftigungssicherheit gewährleisten lässt, bleibt
offen. Dieser Konsolidierungsansatz ist ungewiss. Neben den
Volkswagen und Porsche finanzierenden Banken wird der Markt noch ein
gewichtiges Wort mitzureden haben, auch wenn Winterkorn sich im
Volkswagenkonzern seinen "eigenen Markt" macht. "Alle ziehen an einem
Strang", gibt sich der Piëch-Intimus siegessicher, "es gibt keine
Verlierer, nur Sieger!" Bei noch so guter Rhetorik, auch diese
Wahrheit wird über kurz oder lang von der Realität eingeholt.
"Porsche Austria wird ausgemolken und am Ende auf der Schlachtbank
übergeordneter Interessen geopfert", zeichnen Branchenteilnehmer den
Weg von Porsche Holding Salzburg vor. "Aber, wohin denken Sie nur",
versucht das Salzburger Management die Öffentlichkeit zu
beschwichtigen. In Bestätigung der bislang erfolgreichen
Geschäftstätigkeit "bleibt alles beim Alten!" Offiziell wird dieser
Äußerung niemand widersprechen wollen, schließlich hängen am 20.500
Mitarbeiter, 12 Milliarden Euro Umsatz umfassenden, in 13
osteuropäischen und 5 westeuropäischen Ländern sowie in China
präsenten Autohandelshaus jede Menge Eigeninteressen. Und ein
bewährtes Erfolgskonzept der Salzburger war immer schon "Schweigen".
Nach Abzug der Verbindlichkeiten werden 2011 die
Familiengesellschafter für den Verkauf ihres Vertriebsgeschäftes 3
Milliarden Euro lukrieren, die sie bei Volkswagen für eine
Stammkapitalerhöhung bei der Porsche SE verwenden. Die exakten
Beteiligungsverhältnisse von Volkswagen-Porsche werden unter dem
Zepter von Piëch und Porsche, die zu Lebzeiten kaum ihre
"Hauptversammlungsmehrheit" abgeben werden, festgelegt. Die Zukunft
der Porsche Holding Salzburg wird neu geschrieben. Wer tatsächlich
glaubt, es bleibt alles beim Alten, ist naiv. Das wissen auch
weitblickende Händlerpartner in Österreich und stärken ihr Profil in
finanzieller wie struktureller Hinsicht. Wer weiß, ob nicht aus
wettbewerbsrechtlichen Gründen der eine oder andere Porsche-eigene
Betrieb veräußert wird? Prompt reden leistungsstarke Händler von
neuen Chancen, im Sog dieser Entwicklung selbst mitwachsen zu können.
Für viele andere bleibt jedoch nur noch eine Zaungastrolle über. Es
gibt viele Ansichten zum Mythos Porsche Salzburg. Wie er ausgeht,
bleibt offen ...