Dr. Bernd Bohr, Chef des Bereichs Kfz-Technik, unterstrich vor dem
59. Internationalen Motorpressekolloquium im Bosch-Prüfzentrum
Boxberg, dass der Konzern die Forschungsausgaben trotz Krise mit rund
drei Milliarden Euro nahezu unverändert lasse.
Bohr sagte, dass Bosch von der Krise in der Automobilbranche nicht
unberührt geblieben sei. In seinem Verantwortungsbereich musste im
Vorjahr ein Minus von 6,9 Prozent hingenommen werden. Die Nummer 1
unter den Systemzulieferern erzielte dennoch einen Gesamtumsatz von
rund 26,5 Milliarden Euro. Heuer rechnet das Mitglied der
Bosch-Geschäftsführung mit einem weiterenAbsatzrückgang um bis zu 15
Prozent. Ziel sei es dennoch, die Stammbelegschaft weltweit durch
Flexibilität und reduzierte Arbeitszeit im Unternehmen zu halten.
Bohr unterstrich, dass gegenwärtig noch nicht absehbar sei, wann das
Umsatzniveau des Jahres 2007 wieder erreicht werde.
Große Reserven bei Otto und Diesel
Die Weiterentwicklung der unterschiedlichen Antriebe geht davon
weitgehend unberührt weiter. Bosch setzt nicht nur auf das
Elektroauto, sondern geht davon aus, dass "der Verbrennungsmotor
trotz aller Alternativen die nächsten 20 Jahre weiter dominieren
wird"(Bohr).
Bosch will dabei mithelfen, das Effizienzpotenzial voll
auszuschöpfen. Beispielsweise sei die Erwartung realistisch, dass
"ein 100-Kilowatt-Motor in der Kompaktklasse auf einen
Kohlendioxidausstoß von weniger als 99 Gramm pro Kilometer getrimmt
werden kann". Das Elektroauto hingegen werde anfangs in kleinen
Stückzahlen auf die Straße kommen und erst nach 2020 deutlicher
wahrnehmbar sein. Bosch sieht sich als Systemzulieferer für das
Elektroauto gut aufgestellt. Der erste Serienstart mit
Bosch-Hybridtechnik - als Missing Link zum E-Auto - ist für Anfang
nächsten Jahres geplant. Derzeit arbeiten 400 Ingenieure an der
Elektrifizierung der Fahrzeugtechnik; bis Jahresende ist der Ausbau
auf 500 Köpfe geplant. Zusätzliche Innovationskraft wird vom Joint
Venture SB Li-Motive (zusammen mit Samsung SDI) erwartet, das zur
Optimierung von Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos ins Leben
gerufen wurde.
Sicherheit als besonderer Anspruch
Als Pionier auf dem Sektor der Navigationsgeräte und
Fahrerassistenzsysteme ebenso wie von Sicherheitssystemen wie ABS und
ESP sieht Bosch gute Chancen durch die Kombination einzelner Systeme
und die Entwicklung ihrer Merkfähigkeit einen Surplus an Komfort und
insbesondere Sicherheit zu erzielen.
Eine dieser Spezialitäten sind "vorausschauende Notbremssysteme". Sie
sollen künftig in der Lage sein, zunächst zu warnen, dann zu
assistieren und schließlich selbsttätig zu bremsen. Schätzt das
System eine Lage extrem kritisch ein, kann auch eine automatische
Notbremsung ausgelöst werden. Bei Bosch geht man davon aus, dass bei
Nutzung des Systems drei von vier Auffahrunfällen mit
Schwerverletzten verhindert werden können. Eine Fülle von weiteren
Feinheiten bis hin zum automatischen Einparksystem verblüffte die
Fachwelt. (LHO)