Natürlich erleben wir bewegte Zeiten", sagt Gerhard Körber, Geschäftsführer von ZF Trading Austria. Von den massiven Markteinbrüchen, mit denen seine Kollegen in der Erstausrüstung zu kämpfen haben, bekam Körber bislang aber nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Umsätze im Aftermarket steigen.

"Unser Problem ist eher, dass Teile der Industrie aufgrund der Produktionskürzungen nicht mehr im benötigten Umfang liefern können", meint der Wiener Teilehändler Roland Dworak. Er berichtet von "fast zweistelligen Zuwächsen": eine Aussage, die treffend die Stimmung bei der Jahresversammlung der Einkaufsgenossenschaft Auto-Teile-Partner (ATP) beschreibt.

Positive Bilanz

Für den Amstettner Erwin Leitner, treibende Kraft hinter ATP, war das Treffen in Neuhofen an der Ybbs nicht nur geografisch ein Heimspiel. Laut den von ihm präsentierten Zahlen gelang es im Vorjahr, den Umsatz aus dem Zentrallager um 13,3 Prozent und das gesamte Geschäftsvolumen um 9,8 Prozent zusteigern. Im Tagesschnitt wurden 200 Bestellungen entgegengenommen, 20 Lieferungen abgewickelt und 1.560 einzelne Artikel bewegt. "Wir haben auf die Krise gewartet, aber sie ist bei uns noch nicht angekommen", ist Leitner zufrieden.

Dass sich im vergangenen Herbst drei Unternehmen von ATP getrennt haben, hat der Genossenschaft offensichtlich keinen nachhaltigen Schaden zugefügt. Leitner zeigt Verständnis für die Austritte: Die Ex-Mitglieder seien schlicht zu klein gewesen, um aus der Zusammenarbeit ausreichende Vorteile ziehen zu können. Dagegen gebe es noch eine Reihe potenzieller Partner. "Die Mitgliedersuche wird uns in den nächsten Jahren begleiten", meint Leitner, dem bis zu 25 Partner vorschweben. Derzeit beteiligen sich 18 Teilehändler mit insgesamt 23 Standorten an ATP, hinzu kommen 5 Vermarktungspartner.

Profiteure desÜberlebenskampfs

Die Dachgesellschaft Group Auto Union (GAU), in 23 europäischen Ländern sowie in Brasilien aktiv, verfolgt ebenfalls einen Expansionskurs: CEO Hans Eisner nimmt vor allem Skandinavien, die baltischen Länder und den Balkan ins Visier. Im Vorjahr stieg der Umsatz der 876 teilnehmenden Händler um 13,5 Prozent auf insgesamt 4,7 Milliarden Euro.

Hinter den wohlklingenden Zahlen verbergen sich freilich harte wirtschaftliche Fakten: Dass die GAU wächst, ist auf den beinharten Überlebenskampf im Teilehandel zurückzuführen. Der zwingt selbst Branchengrößen wie KSM und Trost zur Fusion. "Noch viel größer ist der Druck auf Unternehmen, deren Umsatzvolumen nicht in die hunderte Millionen Euro geht", sagt Eisner. "Für Einzelkämpfer wirddas Überleben schwierig sein."

Ruhe vor dem Sturm

So dunkle Gedanken wurden bei der Jahrestagung in Neuhofen freilich selten laut. Stattdessen bemühten sich die Betriebe, im Rahmen des bewährten "Gesprächsmarathons" mit den meist deutschen Industriepartnern die kommenden Monate zu planen. Nach der Wahl der beliebtesten Lieferanten, bei der sich diesmal Osram vor ZF Trading und Hella durchsetzen konnte, regierte Mostviertler Gemütlichkeit.

Dass auf die zufriedene Ruhe wirtschaftliche Stürme folgen werden, ist dennoch absehbar. Die nüchterne Prognose von Branchenkenner Eisner trifft in Österreich voll zu: Der Teilemarkt ist übersättigt, der Trend zur Internationalisierung noch lange nicht abgeschlossen. Kooperationsmodelle wie die ATP werden vor diesem Hintergrund weiter an Bedeutung gewinnen, eine Garantie für das Überleben können aber auch sie nicht geben.