Ist es ein Grund zur Freude, dass die Insolvenzen im ersten Halbjahr um 8,8 Prozent und die Insolvenzverbindlichkeiten gar um 81,8 Prozent gestiegen sind? Durchaus, meint man beim KSV. Aufgrund der Wirtschaftskrise hätte Dr. Hans-Georg Kantner, Leiter der Insolvenzabteilung, mit einer deutlich stärkeren Zunahme gerechnet: "Die kreativen Zerstörungsprozesse schreiten voran, das Tempo ist aber vorläufig nicht beängstigend." Nicht nur besser als befürchtet, sondern sogar in absoluten Zahlen positiv entwickelt sich die Branchengruppe Transportmittel und Kraftfahrzeuge. Gab es von Jänner bis Juni 2008 noch 111 Insolvenzen, waren es heuer nur mehr 99. "Die gesunkenen Ölpreise und die Verschrottungsprämie dürften hier eine deutliche Entspannung gebracht haben", kommentiert Kantner.

"Aus dem Gröbsten heraußen"

Die Umfragen von Dr. Walter Bornett, Chef der KMU-Forschung, bestätigen eine passable Stimmung in der Autobranche. Dem gegenüber stehen freilich traurige Beispiele aus der Praxis: Mit Kirchberger, Kaposi und Horvath gab es in den vergangenen Monaten gleich drei Großinsolvenzen. Maxum und das Salzburger Autohaus Wielend brachten es ebenfalls auf Passiva von deutlich mehr als 5 Millionen Euro.

Beim KSV ist man allerdings zuversichtlich, dass mit diesen spektakulären Fällen die größten Probleme geklärt sind: "Strukturelle Schwächen der Unternehmen sind in den letzten zwei Jahren aufgebrochen", sagt Kantner. "Mittlerweile sollte der Pkw-Handel aus dem Gröbsten heraußen sein." Zu hoffen bleibt, dass dieser Einschätzung nicht eine allzu positive, durch die künstlich angeheizte Nachfrage der ersten Monate verzerrte Momentaufnahme der Branche zugrunde liegt: Ansonsten könnte sich das schützende Tuch, das sich mit der Ökoprämie über viele Autohändler gelegt hat, allzu schnell als Leichentuch erweisen. (HAY)