Paukenschlag bei derÖkoprämie: Nicht nur die heimischen Shredder,
sondern alle Schrotthändler dürfen nun Altautos zurücknehmen. Sind
kriminelle Umtriebe vorprogrammiert?
Zulieferer, Autohäuser, Kunden und - plakativ vorangestellt -die
Umwelt: Sie alle sollten von der Verschrottungsprämie profitieren.
Damit der gewünschte Effekt eintritt, ist die vollständige
Vernichtung aller eingetauschten Fahrzeuge unabdingbar. Doch genau
die scheint nun gefährdet: In einer juristischen Feststellung hat das
Finanzministerium den gesamten Schrotthandel zur Rücknahme der
Altautos ermächtigt.
Für den Autohandel steigt damit die Zahl der Übernahmepartner von 6
auf mehr als 600. Auf den ersten Blick ein Vorteil, doch im
Hintergrund lauern Gefahren: "Es ist abzusehen, dass am Ende das
Tages ein handfester Skandal herauskommt", fürchtet Walter Kletzmayr,
Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Shredder. Nicht
jeder Schrotthändler liebäugle mit illegalen Maßnahmen, doch die
Grauzone sei groß: "Durch das Bestreben einiger weißer Schafe wurden
einer Horde von schwarzen Schafen die Tore geöffnet."
Händler, die nicht handeln
Ohne Zweifel haben die Shredder auch wirtschaftliche Gründe für ihre
Kritik. Doch die Warnungen sind berechtigt: Das Wesen eines
"Sekundärrohstoffhändlers" ist nun einmal der Handel - und zwar mit
mehr oder minder funktionsfähigen, ausgeschlachteten Teilen.
Lediglich die eigene Fachgruppe in der Wirtschaftskammer sieht das
anders: "Die Entnahme derTeile dient nicht der Wiederverwendung,
sondern einer separaten sortenreinen Verwertung", heißt es in jenem
Schreiben, das die Stellungnahme des Finanzministeriums auslöste.
Dafür verantwortlich sind - Ironie der Kammerorganisation - Dr.
Manfred Kandelhart und Christoph Wychera: jene Geschäftsführer, die
auch das Gremium des Fahrzeughandels verwalten.
"Brandgefährlich"
Dr. Christian Pesau, Geschäftsführer des Arbeitskreises der
Automobilimporteure, zeigt sich "alles andere als glücklich" mit der
neuen Situation. "Brandgefährlich" ist die Lage auch für Wolfgang
Dytrich, Interessenvertreter des Neuteilehandels: Eine Flut an
Gebrauchtteilen würde nicht nur die Umsätze seiner Kollegen drücken,
sondern erst recht Uraltautos länger im Bestand halten - und damit
den Sinn der Verschrottungsprämie ad absurdum führen.
Vertreter der Schrotthändler beruhigen dagegen. "Missbrauch kann es
auch bei Shreddern geben", sagt Peter Reichl, Kammerfunktionär und
Betriebsinhaber in Spielfeld. Er setzt auf die Integrität seiner
Mitgliedsbetriebe. Der Wiener Josef Metzker verweist darauf, dass
noch gar kein Ökoprämienauto auf seinen Hof gelangtsei.
Rückbuchung der Ökoprämie
Für Autohäuser ist die Situation jedenfalls gefährlich: Um die längst
dem Kunden überwiesenen 750 Euro Staatsförderung behalten zu können,
muss bis 31. Dezember 2009 ein Verschrottungsnachweis erbracht
werden. Ansonsten wird das Geld kurzerhand rückgebucht. Ausstellen
dürfen diesen Nachweisnur die Shredder. "Aber wie sollen wir das
machen, wenn eine namenlosen Masse an zerlegten Teilen, bei denen
keine Fahrzeugidentifikationsnummer mehr erkennbar ist, angeliefert
wird?", fragt Kletzmayr.
Um dem Autohandel aus der Klemme zu helfen, hat die Wirtschaftskammer
einen Mustervertrag entwickelt. Laut diesem haftet der
Schrotthändler, falls das Autohaus zur Rückzahlung der Prämie
aufgefordert wird. Doch was passiert, wenn eine halbseidene Firma bis
dahin längst insolvent ist, aufgelöst oder neu gegründet wurde?
Sicherheit beim Shredder
Die Ausdehnung der Fahrzeugübernahme war ohne Zweifel gut gemeint, so
manch seriöser Altwarenhändler wird seine Verpflichtungen klaglos
erfüllen. Insgesamt sind die Auswirkungen in der wirtschaftlichen
Realität aber verheerend.
Für die Autohäuser muss die Antwort besondere Vorsicht sein.
Wirkliche Sicherheit gewährt dabei nur die Zusammenarbeit mit einem
der 6 Shredder: Diese schießen nicht nur 70 Euro Zuschuss pro direkt
abgeliefertem Fahrzeug zu. Es handelt sich dabei auch um etablierte
Unternehmen, bei denen eine gewisse kaufmännische Seriosität
vorauszusetzen sein sollte.