In vier Jahren kann viel passieren: 2005 war Erdgas als Autotreibstoff nur Insidern ein Begriff. Als Wien Energie die erste Betriebstankstelle eröffnete, dachte so mancher an eine Rückkehr der problematischen Flüssiggasantriebe aus den Siebzigerjahren. Heute sind derartige Verwechslungen selten geworden: In den Köpfen der Öffentlichkeit hat sich Erdgas als ökologisch wie wirtschaftlich sinnvolle Alternative zu Benzin und Diesel etabliert. Schlägt sich diese Bewusstseinsänderung auch im Kaufverhalten nieder?

Wachsendes Tankstellennetz

"Am Beginn standen wir vor einem klassischen Henne-Ei-Problem", sagt Cornelia Krajcsir, Geschäftsführerin von EAA Erdgas Mobil. Diese Tochtergesellschaft der Energie Allianz Austria, die wiederum ein Gemeinschaftsunternehmen der Energieversorger aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ist, kümmert sich um die Errichtung neuer Erdgastankstellen in den östlichen Bundesländern.

Die Energieunternehmen entschlossen sich, in Vorleistung zu treten. Mittlerweile gibt es in Niederösterreich 18, in Wien 15 und im Burgenland 5 Erdgastankstellen. Das prozentuell dichteste Netz bietet Vorarlberg: 10 Erdgasstationen entsprechen dort über 10 Prozent aller Tankstellen. Bundesweit soll das Netz bis Mitte 2010 von 140 auf rund 200 Stationen wachsen.

Niedriger Bestand

So beeindruckend diese Zahlen klingen: Viel Geld verdient bisher kaum eine Erdgastankstelle. Für ein 200 Stationen starkes Netz wären zumindest 50.000 Fahrzeuge nötig, doch derzeit sind erst 4.000 Erdgasautos auf den österreichischen Straßen unterwegs.

Krajcsir ist diese Diskrepanz bewusst. Ihr Unternehmen reagiert, indem man durch dieÜbernahme eines Großteils der Investitionskosten Tankstellenbetreibern den Einstieg in die neue Technologie schmackhaft macht. Im Gegenzug verpflichten sich diese zur Treibstoffabnahme. Dass dieses Konzept funktioniert, beweisen prominente Namen wie OMV, BP, IQ und Turmöl: Gemeinsam mit diesen Ketten will Krajcsir noch heuer 13 weitere Erdgastankstellen eröffnen.

Trend nach oben

Bei Wien Energie betont man unterdessen, dass der Markttrend klar nach oben zeigt: 2007 wurden inÖsterreich 430 Transporter und Pkws mit Erdgasantrieb neu zugelassen, 2008 waren es schon 1.310. Damit wurden andere Antriebsvarianten klar überholt: Hybridfahrzeuge brachten es etwa gerade einmal auf 735 Neuzulassungen.

"Unsere Arbeit beginnt zu fruchten", freut sich Wolfgang Altmann, Geschäftsführer von Wien Energie Vertrieb. Gemeinsam mit der Stadt Wien hat man zahlreiche Subventionsmodelle entwickelt: Beispielsweise können Wiener, die sich für ein Erdgasauto entscheiden, um einen Bonus von 1.000 Euro ansuchen. Taxiunternehmen werden im Zuge einer neuen Kampagne gar mit 3.000 Euro unterstützt, hinzu kommt der bundesweit gültige NoVA-Bonus.

Für Geldtasche und Umwelt

Selbst ohne Förderungen wäre Erdgas angesichts der hohen Energieeffizienz und der tendenziell niedrigeren Preise interessant. Daran können auch saisonale Schwankungen wenig ändern. "Über das gesamte Jahr 2008 betrachtet, war Erdgas um 50 Prozent günstiger als Benzin", erklärt Krajcsir. Dass neben der Geldbörse die Umwelt von den CO 2- , stickoxid-und partikelarmen Erdgasmotoren profitiert, braucht nicht eigens erwähnt zu werden.

Tankstellenausbau, Förderprogramme und vor allem zahlreiche neue Fahrzeugmodelle beweisen, dass Erdgas auf dem besten Weg zum gleichberechtigten Autotreibstoff ist. Für Krajcsir und Altmann steht eines fest: "In Summe ist Erdgas derzeit eine der sichersten, günstigsten und am besten verfügbaren Antriebsvarianten."