Nach dem gewaltigen Wachstum der letzten Jahre erlebt der russische
Automarkt die Rezession. Die Regierung setzt finanzielle
Hilfsmaßnahmen.
Vor einem Jahr stand Russland kurz davor, zum größten Automarkt
Europas zu werden. Nun spürt die Branche einen starken Abschwung. Im
ersten Quartal ist der Absatz um 40 Prozent auf knapp 388.000
Neuwagen zurückgegangen. Mit weiteren Rückgängen wird gerechnet. Die
meisten Werke haben die Produktion um den Jahreswechsel für mehrere
Wochen unterbrochen und produzieren auch jetzt deutlich weniger. So
hat die Moskauer Renault-Tochter Avtoframos Anfang Mai vorübergehend
die dritte Schicht gestrichen, das Ford-Werk in Wsewolozhsk wird im
Juni für mehrere Monate die Viertagewoche einführen.
Staatshilfe
Die Regierung hat Unterstützungsmaßnahmen präsentiert. Den größten
Batzen der Staatshilfe bekommt Lada-Hersteller AvtoVAZ. An der
größten Autofirma Russlands ist der Staat über die Rüstungsfirma
Rostechnologii beteiligt, ein anderer wichtiger Aktionär ist Renault.
Auf dem Umweg über Rostechnologii gewährt die Regierung AvtoVAZ ein
Darlehen in der Höhe von rund 560 Millionen Euro. Zuvor gibt es noch
von den Staatsbanken einen Überbrückungskredit in der Höhe von 180
Millionen Euro.
Außerdem subventioniert der Staat Kredite für lokal produzierte
Autos, deren Preis höchstens rund 7.900 Euro beträgt. Davon
profitieren auch die in Russland gebauten Autos ausländischer Firmen
wie etwa der Ford Focus oder Renault Logan.
Neue Modelle in Vorbereitung
Bei AvtoVAZ laufen Vorbereitungen für den Bau eines auf der Plattform
des Logan MCV basierenden Lada sowie von Renault-Motoren weiter. Der
Erwerb der dafür benötigten Renault-Lizenzen im Wert von 220
Millionen Euro wird von der Société Générale finanziert. Renault will
auch mehr lokal gefertigte Teile im russischen Logan. "Esist nicht
genug, einen Lokalanteil von 60,70 Prozent zu erreichen, wir müssen
100 Prozent erreichen", so Christian Estève, als Chef der Region
"Eurasia" für die Renault-Aktivitäten in Russland zuständig.
Im VW-Werk in Kaluga, das seit 2007 mehrere Skoda-und VW-Modelle aus
SKD-Sätzen montiert, beginnt im Mai die CKD-Montage des Octavia. 2010
wird die Stufenheckversion des Polo dazukommen. VW und Skoda liegen
nur auf den Rängen 13 und 15 der russischen Statistik. Dafür zählen
sie heute zu den wenigen Marken, die ein Wachstum verzeichnen.
Trotzdem ist man froh, das auf 150.000 Autos pro Jahr ausgelegte Werk
nicht vergrößert zu haben. "Es gab ja schon Mitte 2008 Überlegungen,
das Ganze noch weiter auszubauen", berichtet Holger Kintscher,
kaufmännischer Vorstand von Skoda, "das haben wir zum Glück nicht
gemacht."