Wenn sich Importeur und Händler so gut verstehen wie bei Kia, ist ein
Blick hinter die Kulissen angebracht.
Wer erfolgreich ist, hat viele Freunde. Ein Beispiel gefällig? Seit
die Absatzzahlen bei Kia in lichte Höhen steigen, darf sich der
Importeur über Lob seitens der Vertragsbetriebe nicht beklagen. "Es
läuft sehr positiv", sagt der Grazer Händler Heinz Robinson, der das
"außerordentlich gute Gesprächsklima" hervorhebt. Andere Partner
stimmen mit ein. Doch sind die Frühjahrsgefühle vorüber, wenn sich
die Verkaufskurve wieder abflacht?
Neue Kultur
Viel deutet darauf hin, dass sich Kia tatsächlich zu einem Importeur
mit vorbildlicher Kommunikationskultur entwickelt hat. Das war nicht
immer so: Eine Reihe von Personalwechseln, direkte Durchgriffe
koreanischer Manager und der langjährige Streit um die Garantie- und
Gewährleistungsvergütung hatten das Klima belastet. Als der ehemalige
Tarbuk-Manager im Sommer 2006 die Führung des Importeurs übernahm,
machte er die Klimaverbesserung zur Chefsache.
Wie gut diese gelang, zeigt sich an der Lösung des Garantiekonflikts.
Nur noch im Karosseriebereich und bei Vorgabezeiten bleiben
Unstimmigkeiten, was Jelinek freilich bewusst ist: "Wir sind laufend
bemüht, Verbesserungen herbeizuführen." Darüber hinaus nehme man
Rücksicht auf die Kreditkrise, die so manchen Betrieb belaste, und
sei um realistische Standards bemüht: "Gerade in wirtschaftlich
schwierigen Zeiten wäre eine Erhöhung wirklich problematisch."
Gemeinsames Wachstum
Das Verständnis für die Anliegen der Vertragspartner schöpfen Jelinek
und sein Team unter anderem aus vierteljährlichen Händlerkonferenzen.
"Dabei wird deutlich, dass man sich wirklich für unsere Meinung
interessiert", lobt Roland Zsoldos, Kia-Händler im burgenländischen
Neusiedl. Gemeinsam wird beispielsweise die Modellpolitik erörtert -
mit Erfolg, meint Zsoldos: "Wir konnten unsere Verkäufe im ersten
Quartal um fast 50 Prozent steigern." Neben dem c"eed seien vor allem
Rio und Sportage gefragt.
"Attraktive Produkte bescheren uns eine ausgezeichnete
Schauraumfrequenz", stimmt der Wiener Walter Benda - ansonsten
durchaus für das offene Ansprechen von Missständen bekannt - zu. Die
bundesweiten Neuzulassungszahlen bestätigen den Trend: Bis Ende März
konnte Kia, trotz eines um 13 Prozent gesunkenen Gesamtmarkts, die
Stückzahlen von 1.680 auf 1.782 ausbauen. Bis Jahresende nimmt
Jelinek zumindest 2,6 Prozent Marktanteil ins Visier, 2010 soll
erstmals ein Dreier vor dem Komma stehen.
Weitere Händler gesucht
Um diese Vision zu verwirklichen, setzt der Importeur auf den im
September startenden Nachfolger des Sorento sowie ein neues
Crossover-Modell. Vorläufig "Nummer 3" genannt, wird das Auto zum
Jahreswechsel auf den Markt kommen. Ebenso wichtig ist der Abschluss
des Netzaufbaus: "Im letzten Jahr ist es uns gelungen, mit Lienz,
Rohrbach und Klagenfurt drei wesentliche Lücken zu schließen", sagt
Jelinek. Die Bezirke Perg, Steyr, Hallein, Melk und Lilienfeld sowie
Teile des Wiener Umlands gelten als letzte "weiße Flecken". Ob die
neu hinzukommenden Händler mit der Marke ebenso zufrieden sein werden
wie die aktiven Partner? Beim Importeur gelobt man jedenfalls, den
Anliegen der Betriebe weiterhin Gehör zu schenken. Damit ist die
Grundlagefür einen nachhaltigen Erfolg gelegt, wenngleich ein
gewisser Interessenkonflikt nur allzu natürlich ist: "Zwischen den
Wünschen der Händler und die Möglichkeiten eines Importeurs", weiß
nicht nur Robinson, "muss es immer eine gewisse Diskrepanz geben."