Keine Spur von Krise: Während andere Bereiche unter Rückgängen
leiden, bleibt das Geschäft mit Hebebühnen konstant. Voraussetzung
für den Erfolg sind Qualität und Service, Billiganbieter haben nach
wie vor kaum Chancen.
Für die Werkstätten ist es heute sicherlich erheblich schwerer,
Investitionen zu tätigen als vor zwei oder drei Jahren", weiß
Christian Brachmann, Geschäftsführer von Siems&Klein. Beim
traditionsreichen Werkstattausrüster kennt man den Markt in allen
Facetten. Umso überraschter ist man, dass die Nachfrage nach
Hebetechnik - allen konjunkturellen Schwierigkeiten zum Trotz
-konstant ist. Auch heuer, schätzt Brachmann, dürfte der Markt für
"echte" Hebebühnen bei rund 1.200 Einheiten liegen. Andere Beobachtergehen sogar von einigen hundert Stück mehr aus. Bei der AutoZum
registrierte auch Hermann Kowarz, Österreich-Chef von Stahlgruber,
ein besonders reges Interesse an Hebetechnik. Nach diesem "tollen
Start" habe das Geschäft etwas nachgelassen, werde aber wohl auf dem
gegenwärtigen Niveau konstantbleiben.
Breites Sortiment
Stahlgruber vertraut bei der Hebetechnik auf den deutschen Hersteller
Consul. Dessen im oberen Preissegment positionierte Bühnen werden
unter anderem von VW und BMW empfohlen. "Durch das sehr komplette
Angebot können wir für beinahe jeden Einsatzzweck das richtige
Produkt anbieten", sagt Kowarz, der einen klaren Trend zu
anspruchsvollen Geräten mit zwei-oder gar dreifach ausfahrbaren
Teleskoparmen beobachtet. Der vielfältige Fahrzeugbestand und der
weit verbreitete, empfindliche Leichtbau machen immer komplexere
Lösungen nötig. Werden die vom Autobauer vorgesehenen Aufnehmungen
missachtet, drohen schwere Beschädigungen. Die sind teuer für die
Werkstatt und im schlimmsten Fall gefährlich für den Kunden.Moderne
Systeme wie die Hebebühnen von Consul schützten vor diesen Gefahren,
betont Kowarz -vorausgesetzt, sie werden sachgemäß verwendet.
Spezialist mit langer Tradition Dass die rasantenÄnderungen im
Fahrzeugbau zuweilen Neuanschaffungen nötig machen, bevor eine
Hebebühne das theoretische Ende ihrer Lebenszeit erreicht hat, weiß
Wernfried Horn: Er ist bei Kastner für das Geschäft mit Hebetechnik
verantwortlich. Darin genießt das heuer sein 70-jähriges Jubiläum
feiernde Unternehmen einen außerordentlich guten Ruf: Immerhin hat
Seniorchef Ernst Kieslinger in den Sechziger-und Siebzigerjahren, als
Werkstattgruben noch die Regel waren, so manchem Betrieb die
allererste Hebebühne verkauft. Mit drei Marken können Horn und sein
Team die unterschiedlichsten Ansprüche abdecken. Hydraulikspezialist
Koni gilt als Premiumlösung, darunter sind die von Maha produzierte
Kastner-Bühne sowie der italienische Hersteller Ravaglioli
positioniert. Horn beobachtet, dass neben den Unterflurlösungen von
Becker und Slift-Maha die hydraulischen Bühnen von Koni trotz der
höherenAnschaffungskosten immer beliebter werden. In Kürze werde
auch Ravaglioli in dieses Segment vorstoßen. Die Beliebtheit der
Hydraulik habe gute Gründe: "Wenn eine Hebebühne dreimal täglich auf
und ab bewegt wird, rechnen sich die Mehrkosten nach 10 Jahren schon
allein aufgrund des niedrigeren Stromverbrauchs." Immerhin benötigt
eine hydraulische Bühne beim Niederfahren so gut wie keine externe
Energie.
Hydraulik im Trend Ein "großer Renner" sind hydraulische Hebebühnen
auch für KSM. Seit drei Jahren hat das Unternehmen entsprechende
Produkte des US-Herstellers Blitz Rotary im Programm, auf diese
entfallen bereits 7 von 10 Neuinstallationen. "Dieser Trend wird sich
fortsetzen", erwartet Gernot Riegler, Vertriebsleiter für
Werkstattausrüstung. "Schließlich sind hydraulische Bühnen nicht nur
energiesparender, sondern auch verschleißärmer und weniger
wartungsintensiv." Freilich spricht auch manches für die bewährten
elektromechanischen Systeme: Dafür führt KSM die Marken ATT und
Zippo. Eine ganz besondere Artder hydraulischen Hebebühne kommt von
Würth: Der Volllieferant in Sachen Werkstattausrüstung ist stolz auf
das neue System Aqualift, das mit einer Niederdruck-Wasserhydraulik
anstelle konventioneller Öle arbeitet. Angetrieben wird die Hebebühne
ausschließlich über Druckluft. "Aqualift ist zuverlässig, äußerst
umweltfreundlich und besticht durch genial einfache Konstruktion",
sagt Michael Tschida, Regionalverkaufsleiter für den Vertriebszweig
DiaTec. Er verspricht "beispiellose Langlebigkeit und
Verlässlichkeit". Für die Hebebühne ist kein externes Aggregat
erforderlich, die Tragfähigkeit beträgt bis zu 3,5 Tonnen.
Viele Anbieter
Bei Birner ist die Hebetechnik in der Sparte Autofit angesiedelt.
Verkaufsleiter Franz Lettner ist "absolut zuversichtlich", was die
Geschäftsentwicklung betrifft, und führt das umfangreiche Sortiment
der Marke Werther ins Treffen. Der italienische Hersteller, deren
Schwerpunkt auf Zwei-und Viersäulenbühnen sowie Scherenhebebühnen
liegt, kann auf gut 30 Jahre Erfahrung zurückblicken. Ergänzt wird
das Portfolio von Pkw-Prüfstraßen von Cartec. "Generell erfolgt auf
allen Geräten eine Einschulung vor Ort", erklärt Lettner. "Für
allfällige Serviceleistungen nach dem Kauf steht jederzeit ein
externer Dienstleister zur Verfügung."
Derendinger misst der intensiven Kundenbetreuung ebenfalls große
Bedeutung bei. "Generell sollte man in diesem Bereich keine
Investition ohne Beratung durch den Fachmann tätigen", sagt Thomas
Posch, Leiter Investitionsgüter, der auf Dienstleistungen von der
architektonischen Annahme- und Werkstattplanung über die Finanzierung
bis zur Montage verweist. Im Sortiment von Derendinger finden sich
Blitz Rotary und Ravaglioli sowie bei Prüfstraßen und
Bremsenprüfständen Cartec und Bosch. Der im steirischen Hartberg
ansässige Werkstattausrüster AWA registriert nach einem schwachen
Herbst seit der Auto-Zum eine stärkere Nachfrage als im Vorjahr.
Freilich würden derzeit Ersatzinvestitionen dominieren, erklärt
Co-Geschäftsführer Werner Haidacher. In der Erstausrüstung würden
weiterhin Stempelbühnen dominieren, in der Nachrüstung kämen
bevorzugt Zweisäulenbühnen mit Hydraulik zum Zug. AWA arbeitet in der
Hebetechnik vor allem mit Blitz Rotary, AGM und Ravaglioli zusammen.
Klein, aber fein Nicht immer müssen Hebebühnen Schwerstarbeit
leisten: Berner, am besten Weg vom Kleinteilespezialisten zum
Vollsortimenter, offeriert Sonderlösungen für Quads und Motorräder.
Die Quad-Bühne BUL 1100 ist auch für Motorschlitten und
Rasentraktoren geeignet, was sie zu einer interessanten Lösung für
Autohäuser mit einem zweiten Standbein in diesen Segmenten macht.
"Mit einer zusätzlichen Auffahrrampe ist die Bühne auch für
dreirädrige Fahrzeuge geeignet", ergänzt Kfz-Geschäftsbereichsleiter
Alfred Rieder. Auf Zweiräder zugeschnitten ist das Modell BML 600,
die elektro-
Gernot Riegler
Thomas Posch
Michael Tschida
Werner Haidacher
Franz Lettner hydraulische Hebebühne 550 erleichtert Spenglern die
Arbeit an bis zu 2,5 Tonnen schweren Fahrzeugen.
Immer schwerer
Wenn es um klassische Autohebebühnen geht, ist eine Tendenz freilich
unverkennbar: Die Systeme werden für immer größere Lasten ausgelegt.
Das hat nicht nur mit der steigenden Verbreitung von SUVs und dem
generell zunehmenden Pkw-Gewicht zu tun: Viele Betriebe wollen sich
die Möglichkeit offen halten, ihr Werkstattgeschäft mit profitablen
Arbeiten an leichten Nutzfahrzeugen aufzubessern. Bei Siems & Klein
beobachtet man, dass die klassische 2,7-Tonnen-Bühne immer seltener
wird. 4 bis 5 Tonnen seien zunehmend üblich, erklärt Brachmann:
"Bestechend ist dabei, dass es Systeme gibt, die gleichermaßen für
einen smart wie einen Kleintransporter geeignet sind." Im Fall von
Siems &Klein kommen diese Lösungen von Nussbaum und Maha, wobei
sowohl hydraulische als auch elektromechanische Hebebühnen lieferbar
sind. Dieses Angebot hat beispielsweise den Wiener
Ford-Regionalhändler MVC überzeugt, der dieser Tage seine neue
Niederlassung an der Brünner Straße von Siems& Klein ausstatten
lässt.
Qualität ist geil
Wie steht es um die Konkurrenz aus Fernost? Für preisaggressive
Wettbewerber müsste viel Spielraum vorhanden sein, haben die
hochwertigen Produkte der hier vorgestellten Unternehmen doch
allesamt ihren Preis. Branchenkenner winken jedoch ab. "Optisch sehen
manche der Fernostimporte ja ganz gut aus", sagt Horn. "Bei der
Technik haben diese Hersteller aber noch Jahre aufzuholen." Hinzu
kämen Service und laufende Betreuung als entscheidende Faktoren.
Haidacher pflichtet bei: "Lediglich im Pfuscherbereich spielen
Billigprodukte eine Rolle, und der ist für uns nicht relevant."
Hebebühnen sind das Herz jeder Werkstätte. Fallen sie aus, weil
Ersatzteile nicht lieferbar oder qualifizierte Servicekräfte nicht
verfügbar sind, kann der ganze Betrieb still stehen. Die Folgen, weiß
jeder Firmenchef, wären verheerend. Geiz ist also alles andere als
geil: Es sind nach wie vor Qualität und Dienstleistung, die über
Erfolg oder Scheiternder zahlreichen Anbieter am Markt für
Hebetechnik entscheiden.