Wir verkaufen nicht, wir verteilen", sagt Strobl. Das klingt wie die nostalgischen Anekdoten, die manch Seniorchef aus den Anfangszeiten der Massenmotorisierung erzählt. Doch es stimmt: Netcar werden die virtuellen Türen eingelaufen. 2008 wurden über 1.500 Autos verkauft - und das von fünf Mitarbeitern, von denen noch dazu drei auf selbstständiger Basis tätig sind. Schlanker können Betriebsstrukturen kaum ausfallen. Das Geschäftsmodell der Zukunft?

Partner statt Konkurrent

Auf jeden Fall, erklärt Strobl, soll seine Firmenphilosophie auch anderen Autohäusern zugute kommen: "Wir verstehen uns keineswegs nur als Konkurrenz", sagt der Dreißigjährige, der aus einer alteingesessenen Autohändlerfamilie stammt. In Feldbach führt sein Vater einen Skoda-Betrieb, im einige Kilometer entfernten Ort Bierbaum er selbst ein Kia- und Nissan-Autohaus. Von seinen Händlerkollegen weiß er, wie unangenehm die Hereinnahme eines hochpreisigen Oberklassefahrzeugs, eines Geländewagens oder eines großvolumigen Vans sein kann. Viele Autohändler schrecken überhaupt davor zurück. Nicht so Strobl:Er hat sich mit seiner Online-Sparte ein internationales Kundennetz für exklusive, starke und teure Gebrauchtwagen aufgebaut.

Pionier im Netz

Der lebhafte Steirer, dessen Handy im Minutentakt läutet, ist ein Internetpionier der ersten Stunde: Schon als Maturant versuchte er sich mit einem virtuellen Autohaus. Doch das Projekt kam um Jahre zu früh: Nachdem einige zehntausend Schilling in den Sand gesetzt worden waren, zog der Vater 1998 die Notbremse. Drei Jahre später wagte Strobl denzweiten Anlauf - und konnte im ersten Jahr 300 Autos verkaufen. Heute stehen in einer 1.000 m 2 großen Lagerhalle und am angrenzenden Freigelände Fahrzeuge im Wert von zwei Mio. Euro. Für das kommende Jahr ist der nächste Erweiterungsbau geplant.

Kompromisslose Philosophie

Mit Netcar setzt Strobl ein Vertriebskonzept um, das sich von seinen konventionellen Autohäusern kaum stärker unterscheiden könnte: Zu den schlanken Strukturen kommt der bewusste Verzicht auf jeden optischen Firlefanz. "Unseren Kunden ist es vollkommen egal, ob sie ihre Autos im Marmorpalast oder in der Leichtbauhalle kaufen", ist Strobl überzeugt. "Was zählt, sind Seriosität und Preis." Weiterer Grundsatz: Gewerbekunden sind, da tendenziell weniger beratungsaufwändig und vom Gewährleistungsrecht entbunden, viel eher willkommen als private Käufer. Und, am wichtigsten: Je schneller ein Fahrzeug verkauft wird, desto besser. Um seine Finanzierungskosten möglichst niedrig zuhalten, nimmt Strobl punktuell auch Verluste in Kauf: "Alles, das länger als vier Wochen auf Lager ist, gilt als Langsteher. Da wird so lange am Preis gedreht, bis das Auto weg ist."

Dass diese Philosophie nicht jedermanns Sache sein kann, ist Strobl bewusst. Doch man muss nicht seinen Weg gehen, um von der kompromisslosen Spezialisierung des dynamischen Unternehmers zu profitieren: Eine unverbindliche Partnerschaft zur Verwertung vermeintlich schwer verkäuflicher Gebrauchtwagen ermöglicht es Strobl, sein Geschäftsfeld weiter auszubauen. Der klassische Autohändler sichert sich damit einen zuverlässigen, schnellen Absatzkanal - und kann endlich Neuwagengeschäfte machen, die er bisher ablehnen musste: Eine Win-win-Situation, von der Old und NewEconomy gleichermaßen profitieren.