Die Partner sind loyal. Das Absatzvolumen ist stabil. Mitchell
Peeters (42), neuer Geschäftsführer von Goodyear Dunlop Tire Austria,
stellt dem heimischen Reifenmarkt auch im internationalen Vergleich
ein gutes Zeugnis aus.
Wie positionieren Sie sich selbst bei Goodyear Dunlop inÖsterreich?
Ich war zuletzt intensiv im Kundennetz unterwegs und konnte mich von
dessen Akzeptanz zu Goodyear Dunlop inÖsterreich überzeugen. Ich bin
Belgier und beherrsche die deutsche Sprache. Belgien ist ebenso ein
kleines Land wie Österreich, daher sind mir lokal verwurzelte
Kundenstrukturen vertraut. Das ist auch in der Schweiz der Fall. Also
ziehe ich mich auf die Funktion eines Coach zurück und leite diestrategischen Maßnahmen, die der Konzern und vor allem der Markt
vorgibt.
Zählen Sie sich in Österreich zum Marktführer und was planen Sie in
einem grundsätzlich nicht wachsenden europäisch dimensionierten
Markt?
Jeder Einzelerfolg addiert sich zum Gesamtscore und nur das zählt am
Ende eines Bilanzjahres. Die Basis für einen Spitzenplatz im Markt
hat bereits mein Vorgänger mit einem sehr motivierten Vertriebsteam
gelegt, das nun auch mir zur Seite steht. Damit können wir die
herrschenden Marktverhältnissen stabil gestalten.
Sie kennen die verschiedenen Märkte in Europa, seit zwei Jahren
verantworten Sie das Schweizer Revier. Was macht den Unterschied zu
Österreich aus?
Der Faktor Partnerschaft steht inÖsterreich über allem. Das habe ich
sofort bemerkt. Eine funktionierende Bande zwischen
Vertriebsmannschaft und Kunden bedeutet die halbe Miete. Nicht dass
es dadurch leichter ist, Geschäfte abzuschließen, jedoch entscheidet
sich im Zweifelsfall der Kunde oft zugunsten seiner persönlichen
Geschäftsbeziehung.
Die Märkte verändern sich und -Stichwort United Tire Group
-Einkaufsgruppierungen blicken immer vehementer nach günstigeren
Beschaffungsquellen. Wie reagieren Sie auf derartige Entwicklungen,
die sich immer stärker Ihren lokalen Einflüssen entziehen?
Das Internet schwemmt immer preisaggressivere Offerte ins Land.
Natürlich konfrontieren uns heterogene Einkaufsgruppierungen damit
ununterbrochen. Am Ende zählen aber doch noch andere Werte wie
Verfügbarkeit, Lagerfinanzierung und Kombiangebote verschiedener Art.
Und die hängen wieder sehr stark von der persönlichen Bindung unserer
Sales-Spezialisten ab. Unsere weiterhin stabilen Verkaufszahlen
spiegeln das wider.
Vor jeder Sommer-oder Winterreifensaison wird von rohstoffbedingten
Preiserhöhungen gesprochen, um am Ende unter dem Konkurrenzdruck doch
wieder nichts erreicht zu haben.
Dem widerspreche ich. Partiell sind Preiserhöhungen möglich, weil es
gar nicht anders geht und auch der Mitbewerb die gleichen Spielregeln
befolgen muss. Ich gebe Ihnen aber recht, Querimporte und
Überbestände gestalten dieses Unterfangen im aktuellen Marktszenario
schwierig.
Welche Markterwartungen hegen Sie für 2009/2010 und werden Sie dabei
auf konzerneigene Vertriebsmechanismen zurückgreifen?
Das 1. Quartal 2009 konnten wir zum Vergleichszeitraum 2008 stabil
halten. Von einem desaströsen Markteinbruch sind wir weit entfernt.
Mit unserer gemeinsam mit dem tradierten Reifenhandel betriebenen
Autohaus-Vermarktungsstrategie werden wir zusätzliche Kräfte aus dem
Markt schöpfen. Probates Mittel zur Marktabsicherung sind vorrangig
unsere Mitarbeiter. Dazu haben wir die Handelsmarketinginitiative ins
Leben gerufen. Quick-Discount befindet sich momentan im Pilotstadium.
Lebt Ihr Team nicht mit der Angst, letztendlich durch Zusammenlegung
von Regionen der Rationalisierung zum Opfer zu fallen?
Das ist kein Thema für Goodyear, darf ich Ihnen mitteilen. Österreich
ist wie die Schweiz ein sehr eigenständig ausgeprägter Reifenmarkt.
Die sogenannte Krise dauert nun schon ihre Zeit und die Kunden-und
Beschaffungsstrukturen haben sich im Grundsatz kaum geändert. Die
österreichischen Groß-und Einzelhandelsstrukturen basieren auf
langjährig verwurzelter Tradition und kleinere Einflüsse durch
Markennewcomer oder Aktionsverkäufe hat es schon immer gegeben.
Continental pflegt inÖsterreich mit der Person Krejci eine eigens
definierte Vertriebsschiene "Autohaus". Werden Sie, um diesen Markt
für sich optimieren zu können, eine ähnliche Konstruktion einführen?
Unsere eingeführte Personalstruktur erlaubt uns, auf alle Details und
jedes Kundenerfordernis einzugehen. Die Strategie zur
Marktbearbeitung ist partnerschaftlich. Darauf legen wir größten
Wert.
Das Nutzfahrzeugreifengeschäft unterliegt zur Zeit starken
Rückgängen.
Ja, der Lkw-Reifenmarkt ist signifikant eingebrochen. Der Markt hat
sich nahezu halbiert. Hier besitzen weder ich noch meine Konkurrenz
geeignete Antworten. Wir müssen Geduld haben, bis sich der
Transportmarkt wieder erholt. Wann das sein wird, weiß keiner.
Ihr Vorgänger Erich Fric sprach sich nach der Winterreifen- aus
verkehrssicherheitsrelevanten Überlegungen ebenso für eine
Sommerreifenpflicht aus.
Das ist eine geradezu zwingende Idee. Ansonsten würden immer mehr
Autofahrer den Winterreifen als Ganzjahresreifen nutzen und damit den
hohen technologischen Anspruch der Sommerreifen zunichte machen. Da
ist noch viel Lobbying nötig, das wir u .a. im Verband der
Reifenspezialisten Österreichs und in den Autofahrerclubs aktiv
unterstützen.
Mit Tassilo Rodlauer im Consumer-Business haben Sie einen
Verbindungsmann zwischen sich und dem langjährig präsenten
Sales-Direktorium installiert, damit Sie Ihre
Österreich-Verantwortung von der Schweiz aus vornehmen können. Reicht
das allein für eine dynamische Geschäftsführung?
Jeder Mann befindet sich auf der richtigen Position, um unser
Markenangebot im Markt richtig in Stellung zu halten. Meine primäre
Aufgabe besteht darin, den Kontakt zur Zentrale in Brüssel zu
gestalten, und damit meinem Team die nötigen Basisentscheidungen
abzunehmen. Das lokale Geschäft bleibt meinen lokalen Spezialisten
vorbehalten. Da besteht vollstes Vertrauen.