Wie positionieren Sie sich selbst bei Goodyear Dunlop inÖsterreich?

Ich war zuletzt intensiv im Kundennetz unterwegs und konnte mich von dessen Akzeptanz zu Goodyear Dunlop inÖsterreich überzeugen. Ich bin Belgier und beherrsche die deutsche Sprache. Belgien ist ebenso ein kleines Land wie Österreich, daher sind mir lokal verwurzelte Kundenstrukturen vertraut. Das ist auch in der Schweiz der Fall. Also ziehe ich mich auf die Funktion eines Coach zurück und leite diestrategischen Maßnahmen, die der Konzern und vor allem der Markt vorgibt.

Zählen Sie sich in Österreich zum Marktführer und was planen Sie in einem grundsätzlich nicht wachsenden europäisch dimensionierten Markt?

Jeder Einzelerfolg addiert sich zum Gesamtscore und nur das zählt am Ende eines Bilanzjahres. Die Basis für einen Spitzenplatz im Markt hat bereits mein Vorgänger mit einem sehr motivierten Vertriebsteam gelegt, das nun auch mir zur Seite steht. Damit können wir die herrschenden Marktverhältnissen stabil gestalten.

Sie kennen die verschiedenen Märkte in Europa, seit zwei Jahren verantworten Sie das Schweizer Revier. Was macht den Unterschied zu Österreich aus?

Der Faktor Partnerschaft steht inÖsterreich über allem. Das habe ich sofort bemerkt. Eine funktionierende Bande zwischen Vertriebsmannschaft und Kunden bedeutet die halbe Miete. Nicht dass es dadurch leichter ist, Geschäfte abzuschließen, jedoch entscheidet sich im Zweifelsfall der Kunde oft zugunsten seiner persönlichen Geschäftsbeziehung.

Die Märkte verändern sich und -Stichwort United Tire Group -Einkaufsgruppierungen blicken immer vehementer nach günstigeren Beschaffungsquellen. Wie reagieren Sie auf derartige Entwicklungen, die sich immer stärker Ihren lokalen Einflüssen entziehen?

Das Internet schwemmt immer preisaggressivere Offerte ins Land. Natürlich konfrontieren uns heterogene Einkaufsgruppierungen damit ununterbrochen. Am Ende zählen aber doch noch andere Werte wie Verfügbarkeit, Lagerfinanzierung und Kombiangebote verschiedener Art. Und die hängen wieder sehr stark von der persönlichen Bindung unserer Sales-Spezialisten ab. Unsere weiterhin stabilen Verkaufszahlen spiegeln das wider.

Vor jeder Sommer-oder Winterreifensaison wird von rohstoffbedingten Preiserhöhungen gesprochen, um am Ende unter dem Konkurrenzdruck doch wieder nichts erreicht zu haben.

Dem widerspreche ich. Partiell sind Preiserhöhungen möglich, weil es gar nicht anders geht und auch der Mitbewerb die gleichen Spielregeln befolgen muss. Ich gebe Ihnen aber recht, Querimporte und Überbestände gestalten dieses Unterfangen im aktuellen Marktszenario schwierig.

Welche Markterwartungen hegen Sie für 2009/2010 und werden Sie dabei auf konzerneigene Vertriebsmechanismen zurückgreifen?

Das 1. Quartal 2009 konnten wir zum Vergleichszeitraum 2008 stabil halten. Von einem desaströsen Markteinbruch sind wir weit entfernt. Mit unserer gemeinsam mit dem tradierten Reifenhandel betriebenen Autohaus-Vermarktungsstrategie werden wir zusätzliche Kräfte aus dem Markt schöpfen. Probates Mittel zur Marktabsicherung sind vorrangig unsere Mitarbeiter. Dazu haben wir die Handelsmarketinginitiative ins Leben gerufen. Quick-Discount befindet sich momentan im Pilotstadium.

Lebt Ihr Team nicht mit der Angst, letztendlich durch Zusammenlegung von Regionen der Rationalisierung zum Opfer zu fallen?

Das ist kein Thema für Goodyear, darf ich Ihnen mitteilen. Österreich ist wie die Schweiz ein sehr eigenständig ausgeprägter Reifenmarkt. Die sogenannte Krise dauert nun schon ihre Zeit und die Kunden-und Beschaffungsstrukturen haben sich im Grundsatz kaum geändert. Die österreichischen Groß-und Einzelhandelsstrukturen basieren auf langjährig verwurzelter Tradition und kleinere Einflüsse durch Markennewcomer oder Aktionsverkäufe hat es schon immer gegeben.

Continental pflegt inÖsterreich mit der Person Krejci eine eigens definierte Vertriebsschiene "Autohaus". Werden Sie, um diesen Markt für sich optimieren zu können, eine ähnliche Konstruktion einführen?

Unsere eingeführte Personalstruktur erlaubt uns, auf alle Details und jedes Kundenerfordernis einzugehen. Die Strategie zur Marktbearbeitung ist partnerschaftlich. Darauf legen wir größten Wert.

Das Nutzfahrzeugreifengeschäft unterliegt zur Zeit starken Rückgängen.

Ja, der Lkw-Reifenmarkt ist signifikant eingebrochen. Der Markt hat sich nahezu halbiert. Hier besitzen weder ich noch meine Konkurrenz geeignete Antworten. Wir müssen Geduld haben, bis sich der Transportmarkt wieder erholt. Wann das sein wird, weiß keiner.

Ihr Vorgänger Erich Fric sprach sich nach der Winterreifen- aus verkehrssicherheitsrelevanten Überlegungen ebenso für eine Sommerreifenpflicht aus.

Das ist eine geradezu zwingende Idee. Ansonsten würden immer mehr Autofahrer den Winterreifen als Ganzjahresreifen nutzen und damit den hohen technologischen Anspruch der Sommerreifen zunichte machen. Da ist noch viel Lobbying nötig, das wir u .a. im Verband der Reifenspezialisten Österreichs und in den Autofahrerclubs aktiv unterstützen.

Mit Tassilo Rodlauer im Consumer-Business haben Sie einen Verbindungsmann zwischen sich und dem langjährig präsenten Sales-Direktorium installiert, damit Sie Ihre Österreich-Verantwortung von der Schweiz aus vornehmen können. Reicht das allein für eine dynamische Geschäftsführung?

Jeder Mann befindet sich auf der richtigen Position, um unser Markenangebot im Markt richtig in Stellung zu halten. Meine primäre Aufgabe besteht darin, den Kontakt zur Zentrale in Brüssel zu gestalten, und damit meinem Team die nötigen Basisentscheidungen abzunehmen. Das lokale Geschäft bleibt meinen lokalen Spezialisten vorbehalten. Da besteht vollstes Vertrauen.