Eine Analyse von rund 200.000ÖAMTC-Kaufüberprüfungen der Jahre 2004
bis 2008 zeigt, dass Fahrzeuge länger gefahren werden und
gleichzeitig die Fahrleistungen sinken.
ÖAMTC-Technikleiter Rudolf Brauch stellt fest, dass innerhalb von
fünf Jahren das Durchschnittsalter der Fahrzeuge um ein halbes Jahr
auf 7,5 Jahre gestiegen ist: "Ein Bundesländervergleich weist für
Vorarlberg den am stärksten alternden Fahrzeugbestand aus. Dort sind
die geprüften Fahrzeuge im Schnitt bereits acht Jahre alt.
Gleichzeitig sinkt die Fahrleistung. Der Tachostand betrug im Jahr
2004 im Österreich-Schnitt 106.565 Kilometer, im Vorjahr waren es
108.361 Kilometer bei längerer Behaltedauer." Beängstigend hoch ist
für ihn die Zahl der schweren Mängel, die gefunden werden: "Bei der
Kaufüberprüfung des Clubs werden die Fahrzeuge weit über den
Prüfumfang einer §-57a-Begutachtung hinaus gecheckt. Im Schnitt
werden die Prüfer bei einem Fahrzeug fünfmal fündig. Durchschnittlich
werden 13 leichte Mängel beziehungsweise Hinweise pro Fahrzeug
vermerkt. Das sind Punkte, wo man als potenzieller Kunde genauer
hinschauen muss. Richtig gravierend wird es aber bei den fünf
schweren Mängeln pro Auto. Schon bei nur einem gravierenden Mangel
gemäß §57a ist das Pickerl in Gefahr. Und auch stark wertmindernde
Faktoren wie eine defekte Klimaanlage fließen als schwererMangel in
den Prüfbericht ein."
Am häufigsten werden die ÖAMTC-Prüfer im Bereich der Bremsen fündig.
Defekte Bremsscheiben liegen mit 22 Prozent an der Spitze der
Mängelhitliste. An zweiter Stelle folgt der Bereich Beleuchtung,
dahinter Motor, Lenkung und Radaufhängung. Brauch:"Der
Fünf-Jahres-Trend zeigt eine Verlagerung bei den gravierenden
Defekten. Noch führen Bremsdefekte. Sie sind aber rückläufig. Stark
zunehmend sind die Mängel in den Bereichen Sicherheit, Komfort und
sonstiger Ausstattung." Den Grund dafür ortet man beim Club darin,
dass Fahrzeuge serienmäßig immer besser ausgestattet sind.
Gleichzeitig steigt damit auch die Anzahl der Mängel in diesem
Bereich. Außerdem nehmen die Mängel bei der Bodengruppe und
Karosserie zu. "Korrosion, Verformung, Lackschäden oder schlecht
ausgefertigte Reparaturen sind dafür die Hauptursache", so Brauch.
Wenn das Auto nicht mehr vom Hof sollte, vergeben die Prüfer den
Vermerk "Gefahr im Verzug". Brauch: "Wir wissen aber nicht, ob der
Käufer sich nach diesem ÖAMTC-Check dennoch entschlossen hat, das
Fahrzeug zu erwerben. Jedenfalls wusste er, woran er ist." Die
Statistiken zeigen, dass sich potenzielle Käufer mit einer
Kaufüberprüfung im Schnitt 500Euro vom ursprünglichen Kaufpreis
ersparen. "Manchmal kommt es sogar vor, dass die Reparaturkosten den
Fahrzeugwert überschreiten. Es gilt jedenfalls: Wer die Mängel kennt,
ist in einer besseren Verhandlungsposition", so Brauch.
Eine neue Beratungsplattform bietet derÖAMTC ab sofort auf seiner
Homepage. Anhand eines "virtuellen" Autos werden alle Dinge
dargestellt, die man bei einem Gebrauchtwagenkauf beachten sollte,
wie Vorschäden, Geräusche, Dokumente. Die Infos sind mit Bildern und
Animationen versehen und es gibt die Möglichkeit, eine kurze
Checkliste für die Auto-Besichtigung auszudrucken. Damit fällt die
Erstauswahl vor Ort leichter. (DKH)